Preisdruck auf dem Dienstleistungsmarkt hält an

IT-Services: Keine Konkurrenz durch Offshore-Angebote

30.05.2006 von Stefan Holler
Trotz positiver Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr 2006 rechnet die Mehrheit der IT-Dienstleister mit weiterem Preisdruck. Am ehesten gehen die Anbieter von höheren Preisen bei Tätigkeiten mit relativ hohem Anforderungsprofil wie Business Consulting oder Spezialaufgaben aus. Nur etwa acht Prozent der befragten IT-Dienstleister sind der Meinung, dass Offshore-Anbieter für sie eine ernsthafte Konkurrenz darstellen. Das geht aus dem neuen Report der Berliner IT-Unternehmensberatung Berlecon hervor.

Insgesamt rechnen drei Viertel der befragten IT-Service-Anbieter für 2006 mit einem Wachstum bei Umsatz und Auftragsbestand, besonders in Bezug auf das Neukundengeschäft. Die Mehrheit der Unternehmen will in diesem Jahr wieder mehr Personal einstellen. Dagegen ist die Stimmungslage bei der Preisentwicklung weiterhin pessimistisch, nachdem die Preise in den vergangenen Jahren deutlich fielen. Als wesentliche Ursache wird laut Berlecon-Report die zunehmende Konkurrenz durch Offshore-Angebote gesehen.

Dennoch zeigen sich die meisten IT-Services-Firmen hinsichtlich eines häufig gezeichneten Bedrohungsszenarios durch Offshore-Anbieter gelassen: Nur rund acht Prozent stimmen der Aussage zu: "Offshore-Dienstleister sind eine ernsthafte Konkurrenz für uns". Ein Grund könnte nach Einschätzung von Berlecon darin liegen, dass sich die Unternehmen auf Bereiche konzentrieren, in denen Preisvorteile von Offshore-Angeboten kaum oder gar nicht zur Geltung kommen. So hätten Anbieter aus Offshore-Ländern wie Indien nach wie vor Probleme, sich im zentralen europäischen Markt zu etablieren.

Berlecon rät vor diesem Hintergrund Anbietern, selbst Offshore-Möglichkeiten zu nutzen und die Internationalisierung voranzutreiben. "Durch die Integration von Offshore-Komponenten in eigene Dienstleistungen können sich die Anbieter durchaus Wettbewerbsvorteile verschaffen. Derzeit nutzen aber nur 22 Prozent der IT-Dienstleister diese Chance", bemerkt Berlecon-Analyst Andreas Stiehler.

IT-Lösungen zum Festpreis immer wichtiger

Bei den im Geschäftsjahr 2005 erzielten Tagessätzen machen sich dem Berlecon-Report zufolge deutliche Unterschiede im Hinblick auf Tätigkeiten und Erfahrungsstufen bemerkbar. Die Tagessätze variieren je nach Branche, regionaler Herkunft, Größe der Kunden sowie Projektvolumen.

Im Projekt- und Outsourcing-Geschäft 2005 hatten Festpreise unter den Vergütungsregelungen sowohl für individuelle als auch für standardisierte Angebote einen besonders hohen Stellenwert. Dieses Modell wird aus Sicht der IT-Dienstleister auch in diesem Jahr weiter an Bedeutung gewinnen. Das soll auch den Kunden zugute kommen, da im Gegensatz zur Abrechnung nach Aufwand Projektrisiken wie ausufernde Laufzeiten und Budgets allein beim Anbieter liegen.

Noch sind standardisierte Festpreisangebote im Projektgeschäft unter den IT-Dienstleistern eher die Ausnahme als die Regel. "Offensichtlich will sich kein IT-Dienstleister dem Verdacht aussetzen, ein Aldi im IT-Services-Markt zu sein“, so Analyst Stiehler. Dabei könnten Pauschalangebote wie Strategie-Workshops oder IT-Assesment-Pakete dazu beitragen, Kunden zu gewinnen und an höherwertige Angebote heranzuführen. Im Bereich der Software-Implementierung lassen sich durch Schnüren konkreter Lösungspakete Skalenerträge erwirtschaften, woraus Folgeaufträge generiert werden könnten.

Die "Marktanalyse IT Services 2006" der Berlecon Research GmbH zeigt aktuelle Entwicklungen bei Preisen und Verträgen im IT-Dienstleistungsmarkt. Inhaltliche Schwerpunkte sind die im Geschäftsjahr 2005 tatsächlich erzielten Tagessätze im Projekt- und Outsourcing-Geschäft und die erwartete Preisentwicklung für 2006 und 2007.

Der Report beruht auf einer telefonischen Befragung von 92 IT-Dienstleistungsunternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern im Zeitraum von Januar bis März 2006.