KMUs sehen eigene IT-Systeme kritisch

IT treibt Wachstum im Mittelstand

08.06.2006 von Stefan Holler
Mittelständische Unternehmen in Europa sehen neue Technologien als entscheidendes Kriterium für Wachstum und den erfolgreichen Wettbewerb mit multinationalen Konzernen. Allerdings ist ein beträchtlicher Teil der Firmen davon überzeugt, dass ihre gegenwärtigen IT-Systeme den aktuellen und zukünftigen geschäftlichen Anforderungen nicht entsprechen. Das besagt eine Europa-Studie des Londoner Wirtschaftsinstitut Economist Intelligence Unit (EIU).

Mittelständische Firmen sehen sich dem Dilemma ausgesetzt, dass sie auf der einen Seite mit Konzernen wetteifern müssen, um zu mehr Wachstum zu gelangen. Auf der anderen Seite müssen sie weiterhin flexibel und schnell bleiben und den Kunden im Blickfeld haben, um ihre derzeitigen Vorteile ausspielen zu können. Bessere IT-Systeme unterstützen damit auch gleichzeitig den Erhalt stabiler Kunden- und Partnerbeziehungen.

Für 65 Prozent der Befragten ist IT daher ein entscheidender Faktor für mehr Wachstum. Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) halten eine Integration von IT- und Geschäftsstrategie für notwendig. Die Erhebung fand heraus, dass 78 Prozent der Vorstandsmitglieder/Inhaber und 85 Prozent der Geschäftsführer an wesentlichen IT-Entscheidungen beteiligt sind.

"Mittelständische Unternehmen stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, wie etwa Preisdruck, Mitarbeiterqualifikation und Wettbewerb", erläutert Denis McCauley, Director of Global Technology Research der Economist Intelligence Unit (EIU). "Grundsätzlich konzentrieren sich diese Organisationen aber auf ihre eigenen Stärken und verfolgen eine entsprechende Wachstumsstrategie. Sie haben längst erkannt, dass Innovation und der strategische Einsatz von IT ihre Existenz auf Jahre hinaus sichern."

Es gibt insgesamt drei Bereiche, von denen sich die europäischen mittelständischen Firmen versprechen, dass Technologie ihre geschäftlichen Aktivitäten zum Erfolg führt. Viele kleinere Unternehmen setzten in der Vergangenheit auf persönliche Kundenbeziehungen. Wenn sich die Kundenbasis ausdehnt, wird das nicht mehr möglich sein - in solchen Fällen kann die IT Abhilfe schaffen. 57 Prozent der Befragten meinen, die IT trage entscheidend dazu bei, ihre Kundenbeziehungen zu verbessern.

IT trägt zur Innovationsfähigkeit bei

Über 60 Prozent der europäischen Führungskräfte vertreten ebenfalls die Ansicht, dass IT eine sehr wichtige Rolle dabei spielt, mit Lieferanten und Geschäftspartnern effektiver zu kommunizieren. IT-Tools könnten zu Kosteneinsparungen führen und die Reaktionszeit auf Kundenanfragen und -wünsche erhöhen.

Ebenso denken knapp zwei Drittel, IT helfe ihnen, weiterhin innovationsfähig zu bleiben. Sie würden ihre Technologie nutzen, um das Produktdesign zu verbessern und den Produktentwicklungs-Zyklus zu komprimieren. Unternehmerische Anwenderkenntnisse sind nach Meinung der Befragten in Zukunft gleichermaßen wichtig: Beispielsweise können mittelständische Firmen auf Grund von eingeholten Informationen bei Kunden und Geschäftspartnern feststellen, wo Bedarf an mehr Produkten besteht.

Viele mittelständische Unternehmen in Europa sind laut Erhebung unsicher, ob die von ihnen derzeit verwendeten IT-Systeme viele der beschriebenen Vorteile erfüllen. 57 Prozent geben an, dass ihre bestehende IT-Infrastruktur vergrößert werden könnte, um den Bedürfnissen ihrer wachsenden Geschäfte gerecht zu werden.

Führungskräfte vertrauen mehrheitlich darauf (64 Prozent), dass ihre Systeme mit einer Reihe von behördlichen Auflagen übereinstimmen, während 16 Prozent das nicht glauben. 20 Prozent sind sich unsicher.

Die Manager machen sich außerdem Sorgen, dass ihre Mitarbeiter die IT-Systeme nicht bestmöglich nutzen. 24 Prozent sehen in mangelnder technischer Qualifikation ein Hindernis für IT-Investitionen. 18 Prozent der Befragten sehen ineffektives IT-Management als Problem, und rund ein Fünftel fürchtet fehlendes IT-Verständnis auch beim Management.

Zwischen Oktober 2005 und Januar 2006 befragten die Analysten mehr als 3.700 Führungskräfte von Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 20 und 500 Millionen Dollar zu ihren Wachstumsstrategien. Die Studie repräsentiert Mittelständler aus unterschiedlichen Branchen und insgesamt 18 Ländern, davon 39 Prozent aus Europa.