Europa schiebt 300.000 Arbeitsplätze offshore

Jeder vierte IT-Job wandert ins Ausland

08.01.2009 von Christiane Pütter
Global Player werden in den kommenden zwei Jahren ein Viertel ihrer IT-Stellen in Billiglohnländer verlagern. Zudem planen sie infolge der Wirtschaftskrise Entlassungen und Einstellungs-Stopps.
Der Anteil in Billiglohn-Länder verlagerter IT-Jobs soll von derzeit 15,4 auf 25,1 Prozent steigen.

Es wird leer in den Back Offices der westlichen Industrienationen: Die Wirtschaftskrise verstärkt IT-Offshoring. Wie die Analysten von der Hackett Group vorrechnen, wird bis zum Jahr 2010 einer von vier IT-Jobs ausgelagert worden sein. Die Analysten sehen Indien als Offshoring-Standort Nummer Eins.

Wenn die Prognose zutrifft, wäre das ein Anstieg ausgelagerter Stellen um knapp zehn Prozent binnen zwei Jahren. Derzeit liegt der Anteil von Offshore-Jobs bei 15,4 Prozent.

Neben IT-Jobs stehen auch die Bereiche Finanzen, Human Resources und Beschaffung zum Outsourcing bereit. Die Hackett Group geht davon aus, dass Europa insgesamt 300.000 Arbeitsplätze verschieben wird. Das heißt: Im Jahr 2010 arbeiten 826.000 Menschen in Billiglohnländern für Kunden aus Europa und den USA.

Hauptzweck des Offshoring bleibt die Kostensenkung, vor allem in der Verwaltung. Glaubt man den Analysten, können Global Player - die Hackett Group bezieht sich auf die 1.000 größten Konzerne der Welt - bis 2010 insgesamt 28 Millionen US-Dollar pro Jahr sparen.

Kurzfristige Reaktionen auf die Krise sind Entlassungen und Einstellungsstopps.

Zurück zur IT: Wegen der aktuellen Wirtschaftskrise steht nicht nur Auslagern an. 31 Prozent von 200 befragten Global Playern planen sowohl Einschnitte beim Personal als auch einen Einstellungs-Stopp. 19 Prozent entlassen nicht, stellen aber auch keine neuen Leute ein. Vier Prozent machen es umgekehrt: Sie werden sich von Mitarbeitern trennen, ohne jedoch einen Einstellungs-Stopp auf der Liste zu haben.

Die Globalisierung ist nicht nur ein Job-Killer

Die Analysten wollen die Globalisierung nicht als Job-Killer verstanden wissen. Das sei nur eine Seite der Medaille. Die andere: Freier Handel, Deregulierung und die Expansion der Märkte böten neue Wachstumschancen. Die Hackett Group räumt ein, Offshoring berge Gefahren: IT-Sicherheit, Kursrisiken, geopolitische Fragen wie etwa Grenzstreitigkeiten. Dennoch: Wer wettbewerbsfähig bleiben wolle, habe keine andere Wahl.

Die Zahlen sind in der Studie "Companies accelerate globalization of G&A processes in the face of economic crisis" der Hackett Group dokumentiert. Die Analysten haben 200 Global Player befragt.