Projektleiter vorn

Jeder vierte ITler merkt Altersdiskriminierung

12.10.2011 von Christiane Pütter
Wer mehr als 20 Jahre IT-Erfahrung hat, läuft Gefahr, diskriminiert zu werden. Wer neu im Beruf ist, allerdings auch. Das zeigt eine Umfrage des IT Job Boards.

In der Werbung werden sie als "Silver Ager" oder "Best Ager" gepriesen, die Menschen ab Mitte/Ende 40. In der IT scheinen weniger schmeichelhafte Töne zu herrschen: Jeder zweite Informatiker, der 20 Jahre und mehr Berufserfahrung verzeichnet, hat sich schon mindestens einmal wegen seines Alters diskriminiert gefühlt. Das geht aus einer Umfrage des Frankfurter Stellenvermittlers IT Job Board unter 249 IT-Fachkräften in Deutschland hervor.

Alter bringt Erfahrung mit sich: Dennoch fühlen sich laut einer Umfrage des IT Job Board viele ältere ITler diskriminiert.
Foto: Günter Menzl - Fotolia.com

Andererseits: Zu jung sollen ITler auch nicht sein. Unter denen, die ein Jahr oder weniger Praxis mitbringen, sprechen 16 Prozent von mindestens einer schlechten Erfahrung. Insgesamt geben 24 Prozent an, wegen ihres Alters diskriminiert worden zu sein.

Leider definiert die Umfrage nicht, was die Betroffenen mit dem Vorwurf der Diskriminierung meinen. Sie enthält keinerlei Beschreibungen oder Erlebnisberichte. Es bleibt bei einer reinen Selbsteinschätzung.

Immerhin haben die Autoren der Umfrage die selbsternannten Altersdiskriminierten nach Funktionen geordnet. Es zeigt sich folgendes Bild: Insbesondere Projektleiter beklagen Probleme. Sie liegen mit 42 Prozent klar vorn.

Es folgen IT-Berater mit 28 Prozent. Unter den Software-Entwicklern erklären dagegen "nur" 18 Prozent, wegen ihres Alters diskriminiert worden zu sein.

Hohe Diskriminierungsquote bei Führungskräften

Stephan Busch, Sales Manager Deutschland beim IT Job Board, leitet aus der "hohen Diskriminierungsquote bei den Führungskräften" Schlussfolgerungen ab. Er sagt, "dass es nicht nur um das Alter, sondern um Attribute geht, die mit Altersklassen assoziiert werden". Das seien beispielsweise Dynamik, Durchsetzungsvermögen und Weitsicht.

Wer sich also wegen seines Alters diskriminiert fühle, solle überlegen, ob nicht etwas anderes dahinter steckt, so Busch. Das könne helfen, an sich zu arbeiten.

Stichwort Diskriminierung von Führungskräften: In einer Umfrage des Beraters Ardour Consulting aus Seeheim-Jugenheim (Hessen) unter 166 IT-Chefs erklärten sieben von zehn Befragten, sie müssten oft als Sündenbock herhalten.

Doch egal, ob Führungskraft oder Software-Entwickler: Unternehmen sollten darauf achten, dass sich ihre Informatiker nicht unwohl fühlen. Laut einer Studie des Gummersbacher Management-Beraters Kienbaum vor wenigen Monaten sind acht von zehn IT-Fachkräften grundsätzlich zum Jobwechsel bereit.

Nur 17 Prozent der IT-ler mit dem jetzigen Job sehr zufrieden

Nur 17 Prozent der 121 Befragten gaben Kienbaum gegenüber an, sie seien mit ihrer derzeitigen Arbeitsstelle "sehr zufrieden". Für Zufriedenheit sorgt laut der Studie vor allem das Gefühl, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben.