Ständig erreichbar

Jeder Zweite surft privat am Arbeitsplatz

16.08.2011 von Andrea König
Während der Arbeitszeit privat zu surfen gehört genauso dazu wie abends und am Wochenende für Kollegen und Kunden erreichbar zu sein, ergab eine Bitkom-Studie.

Jeder Zweite nutzt das Internet während der Arbeitszeit auch privat. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom, an der 538 Berufstätige teilnahmen. 28 Prozent nutzen das Internet mindestens einmal täglich während der Arbeitszeit für private Zwecke. Elf Prozent surfen mehrfach pro Woche, fünf Prozent mehrfach im Monat und sechs Prozent einmal pro Monat oder seltener. Die übrigen 49 Prozent der Berufstätigen nutzen das Internet während der Arbeit nie privat.

Knapp die Hälfte der privat surfenden Berufstätigen ruft den privaten Mail-Account auf.
Foto: AXA

Weibliche Mitarbeiterinnen tun dies häufiger als die männlichen (55 gegenüber 48 Prozent). Im Durchschnitt nutzt jede dritte Frau den Webzugang ihres Arbeitgebers mindestens einmal täglich, bei den Männern ist es jeder vierte. Nach Alter betrachtet kommt die private Internetnutzung am häufigsten bei den 30- bis 49-Jährigen vor. 58 Prozent von ihnen sind während der Arbeitszeit privat online. Bei den 14- bis 29-jährigen Berufstätigen sind es 48 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 36 Prozent.

Wer während der Arbeitszeit das Internet für private Zwecke nutzt, ruft am häufigsten das private E-Mail-Konto auf (47 Prozent). 30 Prozent der Befragten nutzen andere Unterhaltungsangebote, 25 Prozent suchen Informationen für private Zwecke. Jeweils etwa ein Fünftel nimmt Online-Buchungen vor oder kauft im Internet ein. Ein soziales Netzwerk nutzen 13 Prozent am Arbeitsplatz für private Zwecke, acht Prozent spielen Online-Games. Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich.

Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen zusehends. So wie die Befragten während der Arbeitszeit das Internet für private Zwecke nutzen, sind sie nach Dienstschluss oft weiter für berufliche Belange erreichbar. 42 Prozent der Berufstätigen bestätigen, dass sie keine Grenze mehr zwischen ihrem Privatleben und ihrem Beruf sehen.

Die berufliche Erreichbarkeit der Befragten ist hoch. 88 Prozent der Berufstätigen sind außerhalb ihrer Arbeitszeiten für Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden per Handy, Smartphone oder E-Mail erreichbar. Die einen sind es mehr, die anderen weniger: Jederzeit ist nach eigenen Angaben fast jeder Dritte (29 Prozent) erreichbar. 37 Prozent kann man abends unter der Woche kontaktieren, jeweils acht Prozent sind auch im Urlaub oder am Wochenende für Jobbelange erreichbar. Nur in Ausnahmefällen kann man 14 Prozent der Umfrageteilnehmer außerhalb ihrer Arbeitszeiten kontaktieren.

Private Handys werden auch beruflich genutzt

Über ein Diensthandy verfügen im Durchschnitt acht Prozent der Berufstätigen. Dabei liegt der Anteil bei Männern (acht Prozent) und Frauen (neun Prozent) auf etwa gleichem Niveau. Personen unter 50 Jahren besitzen mit zehn Prozent tendenziell eher ein Diensthandy als ältere über 50 Jahren (fünf Prozent).

Das bedeutet aber nicht, dass die übrigen Berufstätigen ohne Diensthandy nie mobil im Dienste ihres Abreitgebers telefonieren. Gut ein Drittel der Berufstätigen (35 Prozent) nutzt nämlich das private Handy auch beruflich. Männer (35 Prozent) und Frauen (34 Prozent) tun dies etwa zu gleichen Anteilen.

Für viele ist das Handy ein fester Bestandteil der Arbeitskommunikation. 42 Prozent der Personen, die ein Diensthandy haben oder das private Gerät auch beruflich nutzen, können sich gar nicht vorstellen, beruflich auf das Handy zu verzichten. Weitere 16 Prozent können das höchstens für einige Stunden und 21 Prozent höchstens für einen Tag. Nicht alle fühlen sich ohne das Handy so eingeschränkt: Zehn Prozent der Befragten können mehrere Tage auf das Handy verzichten, weitere elf Prozent sogar eine Woche und länger.

Der Branchenverband Bitkom hat die Studie unter dem Titel "Netzgesellschaft" veröffentlicht. An der Umfrage nahmen 538 Berufstätige teil.