IT-Dienstleister will deutschen Markt aufrollen

KarstadtQuelle verkauft Itellium an EDS

08.05.2007 von Christiane Pütter
Der Handelskonzern KarstadtQuelle verkauft 74,9 Prozent seiner IT-Tochter Itellium an den texanischen IT-Dienstleister EDS (Electronic Data Systems). Hintergrund des von den Deutschen als "strategische Partnerschaft" bezeichneten Deals ist der Blick auf die Kosten: In den kommenden acht Jahren sollen in der IT 650 Millionen Euro eingespart werden.

EDS wiederum hat sich das ehrgeizige Ziel auf die Fahnen geschrieben, die Nummer Drei im deutschen IT-Services-Markt zu werden. Atos Origin dagegen könnte mit Zitronen gehandelt haben - ein 2004 mit KarstadtQuelle geschlossener Outsourcing-Vertrag dürfte jetzt kaum noch als Renner gelten.

EDS spricht von einem Vertrag mit "einem erwarteten Volumen von einer Milliarde US-Dollar". Itellium soll die Basis für ein neues sogenanntes Competence Center of Retail Expertise (CORE) mit Sitz in Deutschland bilden. Das Zentrum werde die IT-Umgebung von KarstadtQuelle modernisieren und optimieren, so das Unternehmen. Dabei steht die Marschroute fest: CORE soll über die genannte Aufgabe hinaus "auch den europäischen Einzelhandelssektor adressieren".

Damit lassen die Amerikaner ihren Worten Taten folgen: Im Gespräch mit CIO Online hatte EDS-Deutschland-Geschäftsführer Hagen Rickmann schon vor wenigen Wochen "größere Übernahmen" angekündigt. Bisher steht der Dienstleister im Ranking der Top Ten auf Platz Fünf und hält einen Marktanteil von drei Prozent. Will EDS aufrücken, muss das Unternehmen an SBS vorbeiziehen und HP vom Treppchen verdrängen. Bill Thomas, EDS Vice President EMEA, über den jetzt geschlossenen Vertrag: "Diese Partnerschaft stärkt die Position von EDS auf dem europäischen Einzelhandelsmarkt und bildet eine Plattform für Wachstum in Deutschland und Europa."

Bei EDS stehen die Zeichen auf Wachstum

Dass das Outsourcing an einen Teilverkauf gekoppelt ist, hat nach den Worten von Hagen Rickmann vor allem mit einem möglichst reibungslosen Übergang und dem Wahren der Kontinuität zu tun. Dem ehrgeizigen Ziel entsprechend soll kein Mitarbeiter seinen Job verlieren - schließlich stehen die Zeichen auf Wachstum. Jetzt gehe es erst einmal darum, Synergien zwischen KarstadtQuelle, Itellium und EDS zu bilden, so Rickmann. Ab dem nächsten Jahr will der deutsche EDS-Geschäftsführer dann richtig loslegen, um ab 2010 eine "führende Rolle" auf dem IT-Services-Markt zu spielen.

Das Eine-Milliarde-Dollar-Abkommen umfasst IT-Dienstleistungen für die Karstadt-Kaufhäuser im gesamten Bundesgebiet sowie die internationalen Versandgeschäfte von Primondo (Quelle). EDS wird unternehmensrelevante Anwendungen für KarstadtQuelle entwickeln und warten und alle Verträge mit Drittanbietern verwalten, die die IT-Infrastruktur des Handelskonzerns betreffen. Dazu gehört auch ein Kommunikationsnetzwerk, das alle Standorte und Verkaufsstellen umspannt. Zusätzlich übernimmt EDS Verwaltung und Support von mehr als 15.000 Endgeräten wie Desktops, PDAs, Laptops und Druckern.

Während sich die Mitarbeiter von Itellium demnach also keine Sorgen machen müssen, sieht die Situation von Atos Origin anders aus. 2004 hatte KarstadtQuelle mit dem Dienstleister einen Outsourcing-Vertrag über Rechenzentren und Netzbetrieb geschlossen. Formal läuft der noch bis 2012. Nun werde man sich zusammensetzen und sehen, wie man den Vertrag "vernünftig leben kann", heißt es.

KarstadtQuelle wie EDS begreifen sich mit dem Großprojekt CORE als Vorreiter in der Branche. Im Vergleich etwa zum Verarbeitenden Gewerbe habe der Handel erheblichen Aufholbedarf in Sachen IT-Outsourcing. Dass gerade den deutschen Händlern gerne nachgesagt wird, Jammern gehöre zum Geschäft, schreckt Hagen Rickmann nicht. "In Deutschland ist doch gerade Aufbruchstimmung", sagt er.