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Keine Chance: Das Valley gibt die Innovationen vor

05.04.2016 von Hans-Martin Hellebrand
Hans-Martin Hellebrand, Mitglied der Global Innovation & Cooperation, RWE, wettet, dass das Silicon Valley dem 'Standort Deutschland' auch in zehn Jahren noch in puncto Innovationskraft voraus sein wird.
Hans-Martin Hellebrand, Mitglied der Global Innovation & Cooperation, RWE
Foto: RWE

Kaum ein Thema durchzog die deutsche Printmedien-Landschaft in den vergangenen Wochen und Monaten so sehr wie das Silicon Valley. Nahezu jede Tageszeitung und jedes Magazin richtete den Fokus auf "das mächtigste Tal der Welt" - meist mit bedrohlichem Ausblick. So wurde auf der einen Seite stets die hohe Innovations- und einzigartige Schaffenskraft dieser Region gelobt sowie deren Wert und große Bedeutung für das Wohl und die Weiterentwicklung der Menschheit fest­gestellt.

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Auf der anderen Seite wurde jedoch angesichts der in immer kürzeren Abständen auf­tretenden, ganze Industrien zerrüttenden Erfindungen die Befürchtung geäußert, dass das hiermit verbundene Streben nach Superlativen in Größenwahn und damit verbundenerSelbstzerstörung münden werde - ja, dass es dort geradezu münden müsse.

Auf den Punkt gebracht ging und geht es auch weiterhin in der Diskussion immer um die Kernfrage: Schafft das Silicon Valley es auch in Zukunft, der Motor disruptiver Innovationen zu bleiben, oder wird sich dieses System auf Dauer überhitzen und den Vorsprung vor anderen Standorten beziehungweise ganzen Nationen einbüßen?

Im direkten Vergleich zwischen dem Silicon Valley und dem Standort Deutschland bin ich - nicht zuletzt aufgrund meiner eigenen Erfahrungen im Rahmen einer Entsendung für RWE ins Silicon Valley - der festen Überzeugung, dass Deutschland das Silicon Valley auch in den nächsten zehn Jahren in puncto Innovationskraft nicht wird einholen können.

Diese Überzeugung stütze ich im Wesentlichen auf zwei maßgebliche, nur schwer replizierbare "Assets" des Silicon Valley, nämlich zum einen die strukturellen Gegebenheiten und zum anderen die tief verwurzelte unternehmerische Kultur, die in dem Landstrich zwischen San Francisco und San José weltweit einzigartig ausgeprägt vorzufinden sind.

I. Die strukturellen Gegebenheiten

Das "Eco-System" Silicon Valley lässt sich bei genauerer Betrachtung in vier Hauptbestandteile zerlegen, die in ihrer Dimensionierung und ihrer Verbundenheit das Silicon Valley prägen.

(1) Den ersten "Cluster" bilden die akademischen Einrichtungen in der Bay-Area - neben der staatlichen University of California in Berkley und der fast schon futuristisch ausgerichteten Singularity University allen voran die zur Bildungselite gehörende Stanford University in Palo Alto.

Vergleicht man Stanford mit anderen Universitäten innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten, so sticht besonders deren starke, bereits seit der Gründung der Universität stets forcierte Verknüpfung zwischen der Forschung und der nachfolgenden beziehungsweise oft sogar zeitgleichen Kommerzialisierung der Forschungsergebnisse hervor.

Diese enge Verzahnung wird besonders in akademischen Kreisen regelmäßig kritisiert, wobei sich die Kritiken im Kern als zu starke Fokussierung auf kommerzialisierbare respektive monetarisierbare Forschungsarbeiten - im Vergleich zu einer nicht zweckgebundenen und ergebnisoffenen Forschung - zusammenfassen lassen.

Selbst wenn der Kommerzialisierungsgedanke die Forschung mitunter in der Freiheit einschränken könnte, so beschert dieser der Universität aber "auf der Haben-Seite" ein gigantisches Budget von rund fünf Miilliarden US-Dollar pro Jahr.

Diese Gelder ermöglichen wiederum eine intensive und qualitativ hochwertige Forschung maßgeblich im Bereich der "exponentiellen", systemverändernden Technologien (wie Computer Science in der Vergangenheit sowie Biochemie und Künstliche Intelligenz in der Zukunft), durchgeführt durch hochkarätige Professoren, wissbegierige Forscher und hochmotivierte Studenten, die von den idealen Forschungsbedingungen aus allen Teilen der Welt angezogen werden.

Diese Kombination aus üppigen Mitteln und höchstqualifizierten Personen bildet den Grundstein für eine erstklassige Forschung, die sich in bis dato 32 aus Stanford hervorgebrachten Nobelpreisträgern manifestiert.

Dass die Forschungsergebnisse im Übrigen auch einen signifikanten unternehmerischen Wert haben, belegen die vielen, aus Stanford hervorgegangen Unternehmen (wie etwa Google), die weltweiten Impact haben und ganze Industrien verändert (Neudeutsch: "disrupted") haben. Unbestritten ist daher, dass Stanford eine, wenn nicht gar die Basis für die Innovationskraft des Silicon Valley darstellt.

(2) Die zweite Gruppe des Ökosystems bilden die Entrepreneure, die aus allen Regionen der Erde in die Bay-Area kommen, um ohne festen Arbeitsvertrag ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. Neben Stanford-Abgängern gehören dazu auch Weltveränderer, Aktivisten, Größenwahnsinnige und Visionäre.

Dass in der Bay-Area die Selbstständigkeit im Vergleich zu einer Karriere in Großunternehmen für viele die "first-best-Lösung" darstellt, kann maßgeblich durch die einzigartige von Unternehmertum geprägte Kultur in der Region erklärt werden - sowie durch die nachfolgende Gruppe beziehungsweise deren immense Finanzkraft.

(3) Die dritte das Silicon Valley prägende Partei ist zweifelsohne die Gruppe der Venture Capitalists. Nirgendwo auf der Welt wird pro Jahr so viel Risikokapital für die Umsetzung von frühen Geschäftsideen ausgegeben wie rund um die Sandhill Road in Palo Alto, dem finanziellen Nabel des Valley.

Im Jahr 2014 beliefen sich diese Gelder auf rund 28 Milliarden US-Dollar, was ungefähr der Wirtschaftskraft von Estland entspricht. Demgegenüber wurden in Deutschland lediglich drei Milliarden Euro, also nur