Zeitkonto und Überstunden

Keine festen Arbeitszeiten für IT-Profis

04.01.2012 von Kolja Kröger
So frei wie Informatiker können sich die wenigsten deutschen Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit einteilen. Doch wer flexibel arbeitet, schadet seiner Work-Life-Balance.
Paradox? Mehr Zeit auf der Arbeit verbringen diejenigen, die sich ihre Arbeitszeit besonders frei einteilen können.
Foto: MEV Verlag

Informatiker sind eine Ausnahmeerscheinung. Während starre Arbeitszeiten bei fast 60 Prozent der Beschäftigten in Deutschland regeln, wann sie kommen und gehen dürfen, können sich fast 8 von 10 der studierten Computer-Experten die Zeit freier einteilen.

Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2010. Informatiker arbeiten demnach fast so flexibel wie Führungskräfte im Allgemeinen. Von ihnen muss sich knapp ein Viertel an feste Zeitvorgaben halten.

Die Erhebung zeigt, dass nur wenige Rahmenbedingungen wie etwa Öffnungszeiten oder Bedürfnisse der Produktion die Computer-Experten am Kommen und Gehen hindern. Denn in Jobs, wo Menschen zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten gebraucht werden, sieht die Sache ganz anders aus - vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen (73,2 Prozent), aber auch im Verkehrsbereich und der Lagerei (70,3).

Überstunden: Einer von vier Arbeitnehmern zählt sie

8,3 Prozent der Chefs können ihre Zeit sogar völlig frei einteilen, für Informatiker haben die Statistiker des Bundes leider keine Zahlen vorliegen. Bei ihnen sind Arbeitszeitkonten das beliebteste Modell, und zwar für 54,5 Prozent. Führungskräfte nutzen diese Methode zu 43,1 Prozent, liegen aber bei der Gleitzeit mit 15,9 Prozent vorne. Informatiker kommen da auf einen Wert von 10,9.

In Sachen Gleitzeit kommen Informatiker demnach etwa auf die Durchschnitts-Höhe aller deutscher Beschäftigten, die zu 10,2 Prozent die täglichen Anfangs- und Feierabendzeiten verschieben können. Überstunden auf einem Zeitkonto sammeln im Schnitt immerhin 24,1 Prozent - wieder deutlich weniger als die meisten Menschen aus der IT. Flexible Arbeitszeiten haben aber einen Nachteil: Wer sie genießt, arbeitet oft länger als die Kollegen.

Work-Life-Balance leidet unter flexiblen Arbeitszeiten

Der Vergleich zeigt deutlich: Nur 15,1 Prozent der Arbeitnehmer mit strikt geregelten Zeiten und Vollzeitstelle bleiben in der Woche länger als 40 Stunden auf der Arbeit. Wer seine Zeit aber völlig frei einteilen kann, hat zu 57,1 Prozent deutlich mehr als eine 40-Stunden-Woche. Das ist Gift für die Work-Life-Balance. Die meisten von ihnen, knapp 27 Prozent der ganz freien Beschäftigten, schenken dem Chef pro Woche 49 bis 56 Stunden ihrer Lebenszeit.