CIO versus Fachbereiche

Keine Panik wegen der Budget-Hoheit

12.03.2014 von Christiane Pütter
Auch wenn Fachbereiche immer mehr IT am CIO vorbei einkaufen, ist das kein Grund zur Sorge. IT-Chefs und Business sollten nur miteinander reden, rät Forrester.

Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Für CIOs allerdings beginnt dort die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen. Forrester-Analyst Andrew Bartels beobachtet eine "heiße Debatte" rund um das Thema Technologie-Einkauf. Bartels mahnt zur Mäßigung. Er rät, die Wege der Entscheidungsfindung im Unternehmen zunächst einmal zu analysieren, um dann festlegen zu können, wer in welcher Art beteiligt sein soll.

Dazu hat der Forrester-Analyst auch ein paar Zahlen parat, die sich aber auf die USA beziehen. Demnach laufen sieben Prozent der Technologie-Ausgaben komplett hinter dem Rücken des CIOs ab. Bartels erwartet hier keinen "dramatischen Anstieg". Weitere zehn Prozent gehen auf Initiative des Business zurück. In diesen Fällen wird der CIO zwecks Implementierung und Management hinzugerufen.

Forrester über den Entscheidungsprozess beim IT- und Technologie-Einkauf
Die Fachabteilungen nehmen dem CIO das IT-Budget weg - solcher Marktschreierei setzt der US-Marktforscher Forrester einen nüchternen Blick auf die Entscheidungsprozesse beim Einkauf von IT und Technologie entgegen.
Analyst Andrew Bartels rät zur Gelassenheit
Andrew Bartels von Forrester glaubt nicht an eine Entmachtung des CIO. Er identifiziert sechs Einzelschritte beim Einkauf von Technologie. Business und CIO nehmen dabei unterschiedliche Rollen ein.
Prozess in sechs Einzelschritten
1. Bedarfserkennung, 2. Priorisierung und Finanzierung, 3. Wahl des Anbieters, 4. Implementieren der Lösung, 5. Management von Dienstleister und Lösung sowie 6. Erneuerung der Anwendung - diese sechs Teilschritte bilden laut Forrester den Lebenszyklus des Technologie-Einkaufs.
Verschiedene Modelle des Einkaufs
Technologie-Einkauf läuft nicht immer nach Schema F ab. Forrester stellt fünf mögliche Modelle vor, die sich nach Beteiligung von Business und CIO unterscheiden.
Neue Partnerschaften
Laut Forrester ist es nun am CIO, sich als kompetenter Ansprechpartner für die Fachabteilungen zu etablieren. IT-Chefs müssen enge Partnerschaften mit den Fachabteilungen eingehen.

Mehr als ein Drittel des Tech-Spendings resultieren von Anfang an aus der Zusammenarbeit von Fachabteilung und IT-Team. Knapp die Hälfte liegt nach wie vor hauptsächlich beim CIO. Das war vor wenigen Jahren jedoch noch anders. Laut den Forrester-Daten gingen 2009 noch 55 Prozent der Technologie-Ausgaben vom CIO aus, 2015 werden es schätzungsweise 47 Prozent sein.

Die sechs Stufen des Technologie-Einkaufs

Bartels interessiert, wie der Lebenszyklus eines Technologie-Einkaufs aussieht. Er unterscheidet sechs Stufen:

Soweit eine grobe Unterteilung des Tech Decision Life Cycles. Dieser muss nicht immer nach Schema F ablaufen - in allen sechs Schritten kann die Beteiligung von Fachabteilung einerseits und CIO andererseits variieren.

Wer Technologie einkauft

Bartels legt sich in seiner Analyse des US-Marktes fest. Er rechnet vor, dass im laufenden Jahr 36 Prozent der Technologie-Einkäufe in gleichberechtigter Kooperation von Business und IT stattfinden werden. Weitere 25 Prozent gehen vom CIO aus, er holt die Fachabteilung später dazu. 22 Prozent bleiben komplett unter CIO-Regie. Für 2015 erwartet der Forrester-Analyst kaum Verschiebungen des Kräfteverhältnisses.

Bartels sieht darin kein Alarmsignal für CIOs. Es sei eine gute Entwicklung, dass Fachabteilungen den Bedarf an neuer Technologie selbstständig erkennen und sich darum kümmern. IT-Chefs sind nun gefordert, eine stabile Partnerschaft zum Business aufzubauen. Ziel muss sein, sich als Ansprechpartner zu etablieren, wenn es um Auswahl des Dienstleisters und Vertragsverhandlungen geht.

Hintergrund dieser Entwicklung ist für Bartels die Tatsache, dass sich Verwendung und Einkauf von Technologie immer komplexer gestalten. Marktschreier, die dem CIO das Ende seiner Budget-Hoheit verkünden, helfen hier nicht weiter.