Human Resources

Kopf in den Sand

06.10.2008 von Klaus Werle
Der "War for Talents" überfordert die Personaler. Sie sind nicht ausreichend in die Führung integriert, leiden unter mangelndem Selbstbewusstsein und werden so selbst zum Problem für ihr Unternehmen. Das sind Ergebnisse einer Studie, die manager magazin exklusiv präsentiert.
Ratlos: Personaler in Nöten.
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Alternde Bevölkerung, schrumpfende Geburtenzahlen, erodierende Mitarbeiterloyalität - der "War for Talent", vor zehn Jahren prophezeit, ist längst Realität. Auch in den Boom-Regionen Asiens, wo viele auf ein unerschöpfliches Reservoir an Fach- und Führungskräften hofften.

"Wir haben dort für eine Milliarde Dollar eine Fabrik gebaut, finden aber nicht genug Fachkräfte", klagt der Topmanager eines US-Technologiekonzerns.

82 Prozent der Unternehmen befürchten ähnlich negative Auswirkungen innerhalb der nächsten Dekade. Das ergab eine Umfrage der internationalen Beratungsfirma Resources Global Professionals (RG) unter den Toppersonalern von gut 50 Konzernen in Nordamerika, Europa und Asien.

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Gefahr erkannt, Kopf in den Sand. So lässt sich die Reaktion der Human-Resources-(HR-)Abteilungen rund um den Globus auf den Kampf um die Talente zusammenfassen.

"Die meisten unterschätzen das Ausmaß der kommenden Personalkrise", sagt RG-Zentraleuropa-Geschäftsführer Frits Aarts. "Kaum ein Unternehmen hat eine wirklich strategische Arbeitskraftplanung."

Hemmschuh sind ausgerechnet die HR-Abteilungen selbst. So gaben zwar stolze 98 Prozent der Befragten an, in ihrer Firma zum Senior-Management zu gehören - doch 42 Prozent gestanden, dort deutlich weniger Einfluss als andere Abteilungen zu haben.

In Nordamerika ist diese Tendenz sogar noch stärker ausgeprägt als in Europa und Asien. "Typischerweise werden wir etwa vor Fusionen zu spät informiert, um Einfluss auf die Integrationsstrategie oder die Due Diligence zu nehmen", räumt der Personalchef eines amerikanischen Softwarekonzerns ein.

Zu wenig Selbstvertrauen

Kritisch: Wie Toppersonaler sich selbst einschätzen.

So entsteht eine unheilvolle Kombination aus Arbeitskräftemangel und dem traditionell unterentwickelten Selbstbewusstsein der Personaler.

"Die HR-Abteilungen sind nicht ausreichend mit anderen Ressorts und dem operativen Geschäft vernetzt", kritisiert Aarts.

Auch die interne Erfolgsmessung der Personaler orientiert sich vor allem an Faktoren wie Recruiting, Weiterbildung und Führungskräfteentwicklung.

Der Beitrag zum operativen Geschäft wird kaum erfasst. Kaum verwunderlich, dass die Personalabteilungen oft andere Prioritäten setzen als der Gesamtkonzern.

So betrachtet nur jeder fünfte HR-Manager Produktivitätssteigerung und Kostensenkung als wichtige Ziele. Und nur für kümmerliche 4 Prozent ist interkulturelle Kompetenz eine Toppriorität - ein verheerender Ausweis von Provinzialismus.

"Anstatt die Probleme im globalen Kontext zu betrachten, sehen die meisten demografische Trends noch immer durch die lokale Brille", moniert Aarts.

Unternehmen, die das nicht ändern, werden bleiben, was sie sind: lokale Größen.