EPA und Vernetzung bringen Kostenvorteile

Krankenhäuser kämpfen mit IT ums Überleben

10.02.2006 von Tanja Wolff
Der wirtschaftliche Druck auf Krankenhäuser wird sich drastisch verschärfen. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton hat ein Großteil bislang noch keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen, um im zunehmend harten Wettbewerb mithalten zu können. Allein in Deutschland droht rund jeder vierten Klinik innerhalb der nächsten 15 Jahre das Aus. Mit dem Einsatz einer effektiven IT können sich die Hospitäler besser für den Wettbewerb rüsten.

Um im Wettbewerb zu bestehen, ist der Einsatz einer effektiven IT unverzichtbar. Auch wenn die Integration neuer Systeme oft mit erheblichen Anfangsinvestitionen verbunden ist und viele Systemeinführungen bisher nicht die erwarteten Verbesserungen brachten. IT kann zu hohen und nachhaltigen Kostensenkungen und Effizienzgewinnen führen.

Laut der Untersuchung gehört eine genaue Analyse der Qualitäts- und Erfolgsfaktoren zu den organisatorischen Voraussetzungen. Außerdem sollten die Funktionalitäten und Eigenschaften der Systeme den Bedürfnissen der Klinik entsprechen. Das kann mit der Entwicklung einer umfassenden IT-Strategie sichergestellt werden.

Ansonsten könnte eine direkte Implementierung von isolierten Einzelmaßnahmen zu hoher Komplexität, einem Übermaß an Systemwartung und mangelnder Interoperabilität führen. In diesem Fall würde die gewünschte Effektivitäts- und Qualitätsverbesserung ausbleiben.

Besonders im Zusammenhang mit wichtigen aktuellen Trends im Gesundheitsbereich wird die Bedeutung von offenen IT-Systemen im Krankenhaus weiter zunehmen. Dabei wird vor allem die steigende Vernetzung der Anbieter von medizinischen Dienstleistungen durch die Verbreitung von integrierten Versorgungsformen sowie von Disease- und Case-Management-Programmen eine wichtige Rolle spielen.

Im Rahmen der Einführung einer Gesundheitskarte werden Kliniken bald erste Patienten aufnehmen und den im niedergelassenen Bereich begonnenen Behandlungsprozess nahtlos weiterführen können, so die Studie.

Integration von EDV-Systemen

Integrierte EDV-Systeme steigern nicht nur die Effizienz der Prozesse, sondern können auch einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Fehlern leisten. In diesem Bereich gibt es in den Krankenhäusern noch Handlungsbedarf. Weniger als ein Viertel der Befragten verfügt über vollständig integrierte IT-Systeme. 20 Prozent der Kliniken arbeiten noch überwiegend mit Insellösungen.

Die Folge sind Effizienzverluste, weil die zeitlichen Ressourcen der Ärzte für administrative Aufgaben verwendet werden müssen, so die Analyse. Es können Fehler in der Informationsverarbeitung entstehen, was einen negativen Effekt auf die Qualität der medizinischen Versorgung haben kann. Ohne ein integriertes IT-System werden beispielsweise Behandlungsfehler und mangelnde Kontinuität der Behandlung wahrscheinlicher. Die meisten Kliniken planen in den kommenden drei bis fünf Jahren eine entsprechende Integration.

Mehr als die Hälfte der Befragten verfügt bereits über zentrale Informationssysteme, die allerdings noch nicht vollständig integriert sind. Öffentliche Krankenhäuser arbeiten zu 23 Prozent überwiegend mit Insellösungen.

Patientensicherheit

Der gezielte Einsatz von IT kann auch die Sicherheit der Patienten erheblich steigern. Eine schnelle, fehlerfreie Datenübertragung und eine lückenlose Dokumentation der Patientenhistorie sind wichtige Mittel, um Verwechslungen und Behandlungsfehler zu vermeiden.

Viele Kliniken nutzen die Möglichkeiten nur in Ansätzen. Die häufigste Maßnahme ist mit 55 Prozent die Identifikationsnummer für Patienten. Über computergestützte ärztliche Leistungsanforderungen verfügen dagegen nur noch 21 Prozent der Krankenhäuser und nur 13 Prozent nutzen eine elektronische, patientenbezogene Medikamentenbestellung. Sehr wenig verbreitet ist bisher RFID.

Die Untersuchung zeigt, dass auch Telemedizin künftig einen zentralen Anteil an einer vernetzten Krankenhaus-IT haben wird. Mit ihrer Hilfe können wichtige Daten zwischen Kooperationspartnern schnell und sicher ausgetauscht werden. Doch bisher nutzen nur drei Prozent Telemedizin in ausgeprägter Form. 20 Prozent der Befragten setzen sie bisher noch gar nicht ein. Mehr als die Hälfte der Kliniken beginnt gerade erst die Vorteile zu entdecken und führt Telemedizin nur in ausgewählten Bereichen ein.

Weitere Maßnahmen

Der Studie zufolge zwingt der zunehmende Kostendruck die Kliniken zu strukturellen Maßnahmen. Es reicht dabei allerdings nicht aus nur die Kosteneffizienz zu steigern. Markante Schwächen weisen vor allen Dingen drei Bereiche auf: die strategische Führung, die Optimierung der medizinischen und administrativen Prozesse sowie die professionelle Vernetzung mit anderen medizinischen Leistungsträgern.

Die Ergebnisse zeigen, dass nur 23 Prozent der befragten deutschen Kliniken eine langfristige Planung entwickeln. In Frankreich sind es dagegen 67 Prozent.

Besonders kleinere und mittlere Häuser sollten zur Realisierung von Skalen- und Verbundvorteilen Kooperationen eingehen. Eine zunehmende Vernetzung mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens ist für diese Häuser oft die einzige Möglichkeit, ihre Dienstleistungen in der erforderlichen Qualität und gleichzeitig kostendeckend erbringen zu können.

An der Studie "Betriebliche Exzellenz im Krankenhaus" nahmen mehr als 80 Krankenhäuser der Akutversorgung aus Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Schweiz und Österreich teil.