Viel zu theoretisch und an der Praxis vorbei

Kritik an Ausbildung von IT-Fachkräften

10.10.2007 von Alexander Galdy
Heftige Kritik an der Ausbildung von angehenden IT-Fachkräften an deutschen Hochschulen kommt von T & A Systeme. Der Netzwerkspezialist fordert eine stärkere Ausrichtung auf die Anforderungen in der Praxis. Viel zu theoretisch und am Berufsalltag vorbei - so das vernichtende Urteil über die Ausbildung.
Alexander Zinn, Geschäftsführer von T & A Systeme.

"Bei unseren Bewerbungsverfahren stellen wir den Kandidaten technische Fragen, die einen starken Bezug zu realen Projekten haben. Die Durchfallquote liegt bei 80 Prozent", berichtet Alexander Zinn, Geschäftsführer der T & A Systeme. Dies erkläre auch, warum im Zusammenhang mit komplexen IT-Projekten immer wieder von Problemen und Verzögerungen zu hören sei - oft reiche das theoretische Wissen nicht aus, so Zinn.

Er appelliert daher an die deutschen Hochschulen, die praktischen Bedürfnisse bei der Ausbildung von IT-Kräften stärker zu berücksichtigen. Es könne nicht sein, dass ein Absolvent mit einer vollständigen beruflichen Qualifikation bei seinem Arbeitgeber quasi wieder bei Null anfängt. Außerdem gehe es nicht an, dass das Unternehmen erst einmal viel Zeit und Geld aufwenden muss, um den neuen Mitarbeiter fit für den beruflichen Alltag zu machen.

Der reine IT-Techniker ist out

Der Ausweg aus dieser Situation wäre: Neben der fachlichen Qualifikation müssen Kandidaten heute schon frühzeitig eine hohe soziale beziehungsweise kommunikative Kompetenz vermittelt bekommen. Dieser Aspekt wird aber laut Zinn gerade bei der Ausbildung von IT-Fachkräften sträflich vernachlässigt.

Es muss ein Umdenken stattfinden, und zwar schleunigst, so Zinn. In der Praxis sei der reine IT-Techniker mittlerweile längst nicht mehr gefragt: "Kunden verlangen Spezialisten, die aber auch intermediär arbeiten und sich rasch in die Unternehmensabläufe und Strukturen hineindenken können." Daran hapere es häufig deshalb, weil die IT immer noch von vielen isoliert betrachtet werde und nicht als integrativer Bestandteil sämtlicher betrieblicher Prozesse.

Die angehenden Fachkräfte selbst fordert Zinn dazu auf, sich früher Gedanken darüber zu machen, welche Position sie später einmal bekleiden wollen und wie dieses Ziel am besten zu erreichen ist. In diesem Zusammenhang holt Zinn gleich zum Rundumschlag aus und richtet seine Kritik nicht nur an die Hochschulen, sondern auch an deren Studenten.

Viele Schulabgänger haben seiner Meinung nach nur eine nebulöse Vorstellung von dem, was sie einmal beruflich machen wollen. Deshalb studieren sie auch nicht mit vollem Einsatz, wechseln das Fachgebiet oder brechen ganz ab. Zinn hat ganz genaue Vorstellungen, wie sein Traum-Mitarbeiter geschaffen sein muss: Um sich in komplexen Netzwerk-Infrastrukturen bewegen zu können, müsse der Mitarbeiter mit vollem Herzen dabei sein und die Bereitschaft haben, "nachts aufzustehen, um ein Problem zu lösen."

Gar nicht gefällt dem Geschäftsführer von T & A Systeme die Tendenz, dass viele Hochschulabgänger im IT-Bereich unmittelbar nach dem Abschluss eine Position bei einem großen und bekannten Unternehmen anstreben. Zinn mutmaßt, dass hierfür ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis und die Aussicht auf ein höheres Gehalt ausschlaggebend sein mögen. Diese Gründe fegt er aber vom Tisch.

Gerade ein mittelständischer Unternehmer, so Zinn, legt sehr viel Wert auf Sicherheit. Denn bei einem Scheitern des Unternehmens muss er selbst die Konsequenzen tragen. Zum Thema Gehalt meint Zinn, dass das von der Anzahl und Zufriedenheit der Kunden abhängt - das sei bei den Großen nicht anders als bei den Kleinen.