Aufladen

Laptop immer an der Steckdose – ist das schlecht?

02.10.2023 von Steffen  Zellfelder
Um Akkus und das richtige Aufladen ranken sich immer noch manche Mythen. Wir klären auf und beantworten die Frage: Schadet es Laptops oder Macbooks, wenn sie dauerhaft am Ladekabel hängen?
Nachhaltige Akku-Pflege ist nicht besonders aufwendig. Um die Lebenszeit Ihres Energiespeichers zu erhöhen, können Sie aber etwas tun.
Foto: New Africa - shutterstock.com

Die Stärke von Laptops und Macbooks? Ganz klar: ihre Mobilität. Die handlichen Geräte ermöglichen das Arbeiten, Surfen oder entspannte Videogucken auch im Zug, auf Reisen oder im Urlaub. Weil die wenigsten von uns aber nonstop unterwegs sind, verbringen die Geräte einen Großteil ihrer Zeit gar nicht in ihrem angedachten Kompetenzfeld jenseits von Schreibtisch und Steckdose - ganz im Gegenteil.

Einen großen Teil ihres Lebens (wenn nicht sogar den größten) verbringen die Geräte oft Zuhause. Die meisten Notebook-Nutzer stöpseln ihren mobilen Computer dort in die Steckdose, weil man sich dann gar nicht mit dem Laden oder Entladen eines Akkus befassen muss. So erfüllt der tragbare Computer plötzlich die Rolle eines Desktops-PCs oder Macs, ohne dafür eigentlich konzipiert zu sein.

Auch weil die Akkus mobiler Computer heute immer öfter fest im Gehäuse verbaut werden und nicht so einfach ausgetauscht werden können, kommt dann schnell die Frage auf: Schadet dieses andauernde Laden dem Akku oder verkürzt es seine Lebenszeit? Wir geben die Antwort.

Der Laptop hängt immer am Stromkabel - ist das schlecht?

Für ältere Modelle kann man diese Frage klar und kurz beantworten: Ja, bei sehr alten Mobilcomputern ist es keine gute Idee, sie an der Steckdose zu "parken". Da besteht die Gefahr der Überladung, auch weil Akkus alter Laptops in der Regel ja auch schon ziemlich alt sind und im Laufe ihrer Lebensjahre bereits einigen Verschleiß einstecken mussten.

Bei neueren Modellen ist das aber weniger kritisch: Belastbare Akkus und ausgeklügelte Software schützen den Energiespeicher vor unmittelbaren Schäden durch dauerhaftes Laden. Ladevorgänge werden hier rechtzeitig gestoppt und die sogenannte Tröpchenladung sorgt dafür, dass moderne Akkus mit minimalen Energieschüben auf vollem Ladestand gehalten werden, sobald sie sich auch nur ein klein wenig entleeren. Den "Arbeitsstrom" bezieht das Macbooks oder Laptop dann auch gar nicht mehr vom Akku, der Strom wird umgeleitet und direkt dem Stromnetz entnommen.

Also alles paletti? Leider nein. Denn trotz solcher Schutzfunktionen leiden Akkus, die dauerhaft am Stromnetz hängen, an zwei chronischen Krankheiten: nämlich zu viel Spannung und zu viel Wärme.

Lithium-Akkus leiden unter dauerhaft hoher Spannung

Fangen wir mal mit dem größeren der beiden Probleme an: die hohe Spannung. Die Zumutung für den Akku besteht gar nicht so sehr im regelmäßigen Stromfluss, sondern vielmehr in seinem Ladezustand. Denn mit jedem Prozent Akkuladung steigt auch die Spannung im Energiespeicher und das beeinflusst seine chemische Alterung.

Diese Alterung findet zwar immer und in jedem Akku statt, geht bei besonders hohen oder niedrigen Spannungen (also bei sehr hohem oder sehr niedrigem Akkustand) aber besonders schnell vonstatten. Das empfohlene Energiefenster mit minimalem Verschleiß liegt bei Lithium-Akkus zwischen 30 und 70 Prozent ihrer Maximalladung. Bleiben Geräte immer eingesteckt, dann "verweilt" der Akku im höchsten Energieniveau und das bedeutet Stress für das Kernbauteil.

Zu viel Wärme beschleunigt den Verschleiß des Energiespeichers

Problem Nummer zwei: Wärme. Auch ohne aktiv genutzt zu werden, verlieren Lithium-Akkus mit der Zeit von ganz alleine Ladung. Sind die Geräte mit dem Stromnetz verbunden, werden solche Ladungsverluste sofort ausgeglichen und der Akku durch regelmäßige Mikroladungen erwärmt. Das beschleunigt seine Abnutzung, auch die Leistung kann darunter leiden. Bei aktiver Nutzung steigen die Temperaturen im Gehäuse und damit im Akku dann noch zusätzlich.

Wir würden trotzdem nicht empfehlen, Laptops oder Macbooks Zuhause ständig ein- und auszustecken, um den Akku immer im optimalen Ladefenster zwischen 30 und 70 Prozent zu halten. Zum einen ist das furchtbar nervig, zum anderen muss der Akku dabei ständig Laden oder Entladen, also aktiv arbeiten - und das ist unter Umständen ein härteres Los, als die maximale Kapazität halten zu müssen.

Lithium-Ionen-Akkus vertragen in der Regel zwischen 500 und 1.000 Ladezyklen, danach zeigt sich ein zunehmender Alterungsprozess: Die Kapazität schrumpft. Man hebt sich diese begrenzten Ladezyklen also besser für den mobilen Einsatz auf, wenn keine Steckdose verfügbar ist. Um den Akku zu schützen und zu schonen, haben Sie heute auch andere sinnvolle Möglichkeiten.

Akkus von Laptops und Macbooks schonen - das können Sie tun

Nachhaltige Akku-Pflege ist nicht besonders aufwendig. Um die Lebenszeit Ihres Energiespeichers zu erhöhen, können Sie Folgendes tun:

Die Batterie herausnehmen (wenn das geht). Ist der Akku nicht fest verbaut, dann ist die beste Wellness-Kur für den strapazierten Energiespeicher simpel: Nehmen Sie das Bauteil einfach aus dem Gehäuse, wenn das Gerät an der Steckdose hängt (aber vorher ausschalten!). Achten Sie dabei auch auf das richtige Ladungsniveau: Zur Aufbewahrung ist eine Schutzladung von 70 Prozent optimal.

Smart Charging oder intelligentes Aufladen unter Windows nutzen: Bei modernen Laptops können Sie Ihrem Akku unter Windows 10 und Windows 11 mit dieser Funktion viel Gutes tun. Dabei wird die maximale Kapazität des Akkus vorübergehend neu definiert: etwa auf 80 Prozent des tatsächlichen Maximus. So bleibt der Akku auch bei aktiver Stromverbindung immer in einem gesunden Energiefenster. Bei Lenovo Laptops klappt das beispielsweise auch im eigenen Manager namens "Lenovo Vantage".

Apple eilt Akkus ebenfalls mit einer Sonderfunktion zu Hilfe: Die heißt hier "Optimiertes Laden der Batterie".

Akku nicht sofort wieder aufladen: Haben Sie den Akku im mobilen Einsatz nur leicht entleert, dann müssen Sie die Batterie nicht gleich wieder aufladen. Denken Sie daran, dass sich der Akku zwischen 30 und 70 Prozent seiner Maximalladung am wohlsten fühlt.

Billige Komponenten meiden: Beim Kauf von Ladekabeln und Adaptern lohnt es sich, nicht allzu knausrig zu sein: Die billigsten Geräte versprechen zwar ein paar Euro Ersparnis, verfügen dafür oft aber über schlechtere Ladungssteuerung oder billige Schaltungen.

Zu hohe und zu tiefe Temperaturen meiden: Ob Laptop, Macbooks oder das Smartphone: Lithium-Akkus arbeiten am besten in einem Temperaturfenster von -10 bis +40 Grad Celsius. Direkte Sonneneinstrahlung ist daher besonders im Sommer tabu, auch vom Aufladen sollte man absehen, wenn Akkus sehr heiß oder sehr kalt sind.

Nutzen Sie Software, um der Hardware unter die Arme zu greifen: Etwa das kostenlose "Battery Care". (PC-Welt)