Identitätsdiebstahl im Netz

Laxer Umgang mit Online-Passwörtern

22.10.2007 von Nicolas Zeitler
Fast jeder vierte Internet-Nutzer in Europa setzt sich einem hohen Risiko aus, Opfer von Online-Betrug oder Identitätsdiebstahl zu werden. Das hat der Sicherheitsspezialist McAfee in einer Studie ermittelt. Grund dafür ist der unvorsichtige Umgang mit Passwörtern. 24 Prozent benutzen demnach dasselbe Kennwort für den Zugang zu all ihren Online-Accounts und erleichtern so Kriminellen den Zugriff auf teils sensible Daten.
Im europäischen Vergleich können die Deutschen noch als vorsichtig gelten. Das Diagramm zeigt, wie oft Internet-Nutzer in der Bundesrepublik ihre Passwörter wechseln. 37 Prozent verzichten darauf vollständig. Im Durchschnitt mehrerer europäischer Länder liegt diese Quote bei 43 Prozent.
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43 Prozent der Befragten ändern ihr Passwort zudem nie. Dieses unvorsichtige Verhalten kann ernste Folgen haben: Wird das Passwort gehackt oder gestohlen, kann es als Schlüssel zu allen Accounts und zur Identität eines Nutzers verwendet werden. "In der realen Welt wären die Leute mit ihrem Auto oder Haus nicht so unvorsichtig, da sie sich der Gefahren bewusst sind“, sagt der ehemalige Hacker Mathew Bevan. "Das Thema Online-Sicherheit hingegen wird nicht ernst genug genommen."

Am unvorsichtigsten, was die Verwendung eines Passworts für alle Anwendungen angeht, sind die Befragten aus Frankreich. 39 Prozent von ihnen gebrauchen immer dasselbe Kennwort für alle Online-Konten und -Plattformen. Darauf folgen mit geringem Abstand die Spanier mit 37 Prozent, die befragten Italiener mit 22 Prozent, die Niederländer mit 20 Prozent, die Deutschen mit 17 und schließlich die britischen Teilnehmer mit 16 Prozent.

McAfee rät dazu, ein Kennwort mindestens drei Mal im Jahr zu ändern. Diesen Ratschlag beherzigt indes kaum mehr als jeder zehnte Internet-Nutzer. 43 Prozent ändern ihr Passwort nie, 16 Prozent einmal jährlich. Spitzenreiter im negativen Sinne sind in diesem Punkt die Spanier, von denen 55 Prozent ihr Passwort nie ändern. Bei den Franzosen sind es 51 Prozent der Befragten, in den Niederlanden und Großbritannien je 41, in Deutschland 37 und in Italien 36 Prozent, die dieses unvorsichtige Verhalten an den Tag legen.

Die Nachlässigkeit der User hat einen einfachen Grund: Sie melden sich bei immer mehr Online-Angeboten an. "Aufgrund der vielen benötigten Passwörter belassen es die meisten Anwender bei wenigen und eingängigen Passwörtern", sagt Greg Day, Security Analyst bei McAfee.

Weil sie neben Buchstaben oft auch Sonderzeichen enthalten, sind die Passwörter deutscher Internet-Nutzer vergleichsweise sicher. Allerdings benutzt fast jeder Dritte ein Passwort, das nur aus sechs oder noch weniger Zeichen besteht. Nicht einmal bei jedem Vierten ist das verwendete Code-Wort zehn oder mehr Zeichen lang.
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Neben der mangelnden Anzahl verschiedener Kennwörter und der geringen Bereitschaft der Internet-Nutzer, diese zu ändern, ist ein weiteres Problem die Auswahl der Zugangs-Codes. Am beliebtesten als Passwort ist unter den Befragten aller Länder der Name des eigenen Haustiers. An zweiter Stelle folgt ein Hobby, an dritter der Mädchenname der Mutter. Bei deutschen Internet-Nutzern steht der Mädchenname der Mutter an zweiter Stelle, danach folgen der Name des Partners, das Lieblings-Ferienziel und ein Hobby.

Die unsichersten Passwörter gebrauchen laut McAfee französische Internet-Nutzer. 37 Prozent der Befragten setzen ihr Kennwort nur aus den Buchstaben des Alphabets zusammen. Zudem sind bei 41 Prozent der Franzosen die Passwörter nur sechs Zeichen lang oder sogar kürzer. Die sichersten Passwörter sind in Deutschland in Gebrauch. Hier setzen 34 Prozent der Nutzer ihre Tastenkombination für den Zugang zu Online-Accounts aus Groß- und Kleinbuchstaben sowie anderen Zeichen zusammen. Doch immerhin fast ein Drittel der Befragten hierzulande hat Passwörter von sechs oder weniger Zeichen Länge.

Viele Mobiltelefone ohne PIN-Code

Noch unvorsichtiger als mit den Zugangsdaten auf Online-Accounts gehen viele mit ihren Mobiltelefonen um. Fast zwei Drittel der Befragten schützen den Zugriff auf ihr Handy nicht mit einem PIN-Code. Von vier Mobiltelefonierern, die eine PIN einsetzen, ändern 75 Prozent diese nie. Mehr als ein Viertel behält die voreingestellte Geheimzahl bei. Dass ein Dieb auf dem gestohlenen Mobiltelefon teure Gespräche auf Kosten des rechtmäßigen Besitzers führen könne, sei zwar den meisten bewusst. "Was die meisten Benutzer außer Acht lassen ist, dass die auf dem Handy gespeicherten Informationen, wie etwa Online-Passwörter oder persönliche Daten, ungeschützt sind", mahnt Janz Volke, Head of Marketing Mobile Security bei McAfee. "Damit geben die Benutzer ihre Online-Identität preis."

Durchgeführt hat die Studie über den Umgang mit Passwörtern Ciao Surveys. Befragt wurden 3.500 Verbraucher in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden.