Folgen von Smartphones

Lieber iPhone und Blackberry als Ehefrau

11.05.2010 von Thomas Pelkmann und Tony Bradley (PC World)
Eine Studie des Cloud Providers RingCentral weist auf die negativen Folgen hin, die der Smartphone-Boom fürs Business bringt.

Smartphones liegen im Trend: Jeder will eins, und die meisten erfüllen sich diesen Wunsch. Auch im Business-Umfeld haben sich die ursprünglich eher für den Consumer-Markt produzierten Geräte längst ihren festen Platz auf dem Schreibtisch und in der Aktentasche gesichert.

Die Antwort auf die Frage "Ehefrau oder Smartphone" ist für Mobile-Junkies nicht so eindeutig zu beantworten, wie viele Gattinnen das gerne hätten.
Foto: MEV Verlag

Die Folgen des Booms sind aber nicht unbedingt positiv, wie eine Studie des US-amerikanischen Cloud Providers RingCentral zeigt. "Die Leidenschaft von Business-Professionals für Smartphones steht für einen grundsätzlichen Wandel in der Art, wie wir arbeiten", erhebt der CEO von RingCentral, Vlad Shmunis, warnend den Zeigefinger. "Zur neuen Realität gehört zum Beispiel, dass die Grenzen zwischen Berufsausübung und Freizeit immer mehr verwischen."

Die Studie weist einige interessante, wenn nicht alarmierende Ergebnisse auf. Ein Beispiel: Für satte 83 Prozent der von RingCentral in den USA Befragten ist der morgendliche Blick ins Smartphone mittlerweile wichtiger, als die erweckende Tasse Kaffee. Noch überraschender ist der Fakt, dass Smartphones sich auch in privaten Beziehungen zum Störfaktor entwickeln: Gleich 40 Prozent der Geschäftsleute gaben nämlich an, dass sie ohne das Gerät gar nicht mehr leben können.

Ein Resultat, über das nachzudenken sich lohnt: Immer mehr Berufstätige haben zu ihrem iPhone, Android, oder Blackberry ein ähnlich intimes Verhältnis wie zur Ehefrau. Vor die Wahl gestellt, für wen sie sich entscheiden würden, bräuchten die erwähnten 40 Prozent mindestens eine gewisse Bedenkzeit.

Weitere Ergebnisse: Insgesamt 79 Prozent der Befragten gaben an, dass sie zur Abwicklung der Geschäfte vor allem auf ihr Smartphone setzen. Bürotelefone oder der häusliche Anschluss teilen sich den dürftigen Rest.

Smartphones bedrohen nicht nur Ehen, sondern auch die traditionelle IT-Infrastruktur: Schon 34 Prozent der Befragten nutzen ihr iPhoneBlackberryAndroid häufiger fürs Geschäft, als ihren Computer auf dem Schreibtisch. Und von den Geschäftsreisenden lassen bereits sieben Prozent das Notebook gleich ganz im Büro, weil sie ja ihr Smartphone dabei haben.

Dennoch glauben die Forscher, dass Smartphones die PCs nicht ersetzen werden - zumindest nicht im Büro. Auf Reisen, so heißt es, sei das anders. Tatsächlich sind moderne Smartphones komplette Computer in der Größe einer Zigarettenschachtel. E-Mail, Surfen, Twittern, Facebooken: Was man auf Reisen so tut, geht damit ohne Probleme. Man sollte vielleicht nicht gerade seine Memoiren darauf verfassen wollen. Aber trotzdem erfüllen die Geräte fast jeden Zweck von Laptops, ohne zum Beispiel bei der Sicherheitskontrolle an den Flughäfen ähnliche Mühen zu verursachen.

Andererseits: Das überaus kompakte Format der Smartphones ist zugleich ihr größtes Handikap. Die Kleinstcomputer sind hyper-portabel, aber diese Bequemlichkeit bezahlt man mit Augen schädigenden Mini-Displays und einer Tastatur, die bestenfalls für Kleinkinder geeignet ist.

Tablet-PCs füllen die Lücke zwischen Computer und Smartphone

Doch die Lücke zwischen der Funktionalität von Vollcomputern und der Bequemlichkeit der Miniausgaben wird nicht mehr lange bestehen. Tablet-PCs wie der neue Apple iPad, der HP Slate und andere werden sie schließen - da sind sich nicht nur die Analysten von RingCentral sicher. Diese Geräte werden das Beste beider Welten vereinen, heißt es: die Mobilität von Smartphones und die Produktivität von "richtigen" Computern.

Noch sind es die Smartphones, die das arbeitende Management rund um die Uhr im Büro, beim Mittagessen oder am Strand begleiten. Das wird sich, so die Auguren, auch nicht ändern, wenn die Tablet-PCs auf Kosten von Note- und Netbooks ihren Marktanteil deutlich steigern. Das Smartphone wurde und bleibt ein unverzichtbares Accessoire des Managers von heute und morgen.