Andere Mitglieder der Star Alliance wollen nachziehen

Lufthansa stellt auf Amadeus-Plattform um

13.09.2005 von Ingo Butters
Die Fluggesellschaften Lufthansa und United, Mitglieder der Star Alliance, haben sich nach einer dreijährigen Planungs- und Ausschreibungsphase für die IT-Plattform Altea des spanischen Anbieters Amadeus entschieden. Das Volumen des auf 15 Jahre ausgelegten Vertrags liegt im dreistelligen Millionenbereich. Die Entscheidung gilt als Weichenstellung für die IT-Landschaften der anderen 14 Mitglieder der Star Alliance.

Mit dem Amadeus-System lösen die die beiden Fluggesellschaften ihre bisher eingesetzten Eigenentwicklungen ab. Durch die Nutzung einer gemeinsamen IT-Plattform versprechen sich die beiden Fluglinien Kosteneinsparungen. Außerdem bringe Amadeus Altea-Suite zusätzliche Funktionalitäten im Bereich Kundenservice mit. Über die neue einheitliche Plattform soll praktisch das gesamte operative Geschäft abgewickelt werden: von der Buchung über das Ticketing, die Reservierung von Sitzplätzen und das Check-in bis hin zu Flugplänen.

Das Gesamtvolumen des Auftrags liegt im dreistelligen Millionenbereich. Allerdings, so Lufthansa-Sprecherin Katrin Haase, investiere Lufthansa direkt nur einen Betrag, der deutlich im unteren zweistelligen Millionenbereich liegt. Die weitere Vergütung erfolgt offenbar nach der Zahl der über die Altea-Suite getätigten Transaktionen.

Die Lufthansa will mit der Migration einzelner Funktionen in der zweiten Jahreshälfte 2006 beginnen. Der Wechsel soll Ende 2007 abgeschlossen sein. Der Vertrag, sagte Hans Jorgensen, Vice President Strategic Airlines bei Amadeus, habe eine Laufzeit von 15 Jahren. Sein Unternehmen übernehme – bis auf Anpassung der Schnittstellen anderer Systeme – die Migration vom Lufthansa-Altsystem auf Altea. Insgesamt werden bei Lufthansa und United rund 50.000 Terminals auf das System zugreifen.

Planungen laufen seit 2002

Die Planungs- und Ausschreibungsphase für das Projekt hat sich über drei Jahre gezogen. Neben Amadeus beteiligte sich indirekt auch Lufthansas IT-Tochter Lufthansa Systems (LH Systems). Das Unternehmen war als Lieferant des Dienstleisters Unisys im Bieterverfahren involviert. Insgesamt nahmen vier IT-Anbieter an der Ausschreibung teil.

Ein direkter Auftrag an die Lufthansa Systems sei allerdings von Anfang an ausgeschlossen gewesen, erklärt Lufthansa-Sprecherin Haas. "Von Beginn an stand fest, dass der Auftrag an einen unabhängigen Dienstleister geht." LH Systems hatte erst im Juli sein selbst entwickeltes Vertriebssystem Face an die Fluglinie British Midland verkauft – ebenfalls ein Mitglied der Star Alliance. Zu diesem Zeitpunkt hatte die LH Systems offenbar noch damit gerechnet, dass ihr System möglicherweise - im Verbund mit Unisys - doch noch zum Zuge kommt.

Mit der jüngsten Entscheidung von Lufthansa und United für die Amadeus-Lösung scheinen nun allerdings die Weichen für die IT-Systeme der anderen 14 Mitglieder der Star Alliance gestellt zu sein. Bei Lufthansa und Amadeus rechnet man damit, dass die anderen Fluglinien mittelfristig ebenfalls auf die Plattform des spanischen Anbieters umsteigen werden. Verhandlungen seien bereits aufgenommen.

LH Systems passt Schnittstellen der anderen IT-Systeme an

Schon während des Selektionsprozesses waren von den beiden Fluglinien Pläne zur technischen Weiterentwicklung der Plattform und zur Integration der IT-Systeme der anderen Fluglienien entworfen worden. Ein zweites Team hatte einen Business Case erarbeitet, um mögliche Einsparungen zu beziffern.

Die LH Systems wird trotz der Entscheidung für Amadeus von dem Auftrag profitieren. Während die Migration in den Lufthansa Rechenzentren von Amadeus selbst durchgeführt wird, soll LH Systems die Schnittstellen anderer IT-Systeme von Lufthansa an die Altea-Suite anpassen.