3000 Anwender sehen, was Services kosten

Lurgi schafft volle Kostentransparenz

12.08.2008 von Riem Sarsam
Der Anlagenbauer Lurgi will seine IT-Services künftig verursachergerecht abrechnen. Das Unternehmen setzt dazu ein neues IT-Controlling-Konzept um. Damit will CIO Wilhelm Lyhs die Ausgaben für Desktop-, Netz- und E-Mail-Services durchsichtiger machen.
Biodieselanlage von Lurgi.

Die Lurgi GmbH hat sich für die Implementierung einer Finanzmanagement-Software entschieden. Den Anfang machen 1000 IT-Arbeitsplätze in der Niederlassung in Frankfurt am Main. Dort installiert das Unternehmen momentan die Standard-Software "Anafee" von Catenic, zunächst, indem sie einen Leistungskatalog über die später abzurechnenden Dienste erstellt.

Prinzipiell geht es dem Unternehmen um eine klare Sicht auf die Kosten von Desktop-, Netz- und E-Mail Services. Darunter fallen Aufgaben wie etwa das Aufspielen neuer Software, die Einrichtung und Wartung des LAN (Local Area Network) oder die Betreuung von E-Mail Accounts.

IT per Katalog

Mit Hilfe der neuen Software können die Anwender die im Katalog aufgelisteten Leistungen bestellen und erhalten gleichzeitig einen Überblick über die genauen Kosten. Der Effekt liegt auf der Hand: Auf der einen Seite sehen die Fachabteilungen, welche Leistungen es gibt und was sie kosten. Auf der anderen Seite kann die IT klar erkennen, wo welcher Bedarf besteht.

Als Technologie-Unternehmen für Anlagenbau und Verfahrenstechnik versteht Lurgi die Rolle ihrer IT-Abteilung als "Enabler". Sie trägt dazu bei, langfristige Geschäftsprozesse permanent zu verbessern, aber auch kurzfristig die Produktivität interner und externer IT Nutzer steigern zu können. Etwa durch die rasche Integration neuer Software Tools.

Muster für mehr Transparenz: so könnte eine Leistungs- verrechnung für IT-Services aussehen.

Dies kann nicht losgelöst von einer klaren Aufwandsberechnung geschehen. Mit der Einführung des Kosten- und Leistungskonzepts für globale IT-Services kalkuliert Lurgi diese bedarfsbezogen und rechnet sie entsprechend mit Fachbereichen und Konzerngesellschaften ab.

Durch die neu entstehende Nachvollziehbarkeit von Service-Intensität und -Qualität fördert die Lurgi-IT das Bewusstsein für die Kosten innerhalb des Unternehmens - langfristig hofft der Konzern, diese damit auch senken zu können. Die Verknüpfung des Bestellungssystems der Anwender mit der Mengenplanung und -steuerung in der IT-Abteilung erlaubt einen ständigen Soll-Ist-Vergleich für alle IT-Kosten und -Leistungen. Gleichzeitig verbessert sich die Dokumentation und Revisionsfähigkeit der Verrechnungspreise insbesondere auf internationaler Ebene.

Lurgi-CIO Wilhelm Lyhs: "Kostenverrechnung ist mehr als ein bloßer Dreisatz"

"In einem Engineering-Unternehmen gibt es sehr unterschiedliche Arten von IT-Arbeitsplätzen mit einer großen Anzahl von Applikationen und spezifischen Service-Anforderungen. Um sie individuell und angemessen behandeln zu können, müssen die Kosten verursachergerecht festgestellt werden", erläuterte Wilfried Lyhs, Director IT-Management bei Lurgi.

IT muss relevante Kosten erkennen

Die Ermittlung durch ein Tool sei auch eine Frage der Handhabbarkeit: "Auch wenn Kostenverrechnung auf den ersten Blick als ein besserer Dreisatz erscheint, stellt sich in der Praxis doch sehr schnell heraus, dass nur ein ausgereiftes Tool die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Verrechnung sicherstellen kann", sagt Lyhs.

Im Fall der nun gewählten Lösung habe nicht zuletzt eine klare Bedienphilosophie überzeugt. Diese ermögliche, dass auch ein in kaufmännischen Dingen wenig erfahrener IT Service-Mitarbeiter die relevanten Kosten und ihre richtige Aufteilung erfassen kann.

Sobald Lyhs’ Abteilung ihre Services für die rund 1.000 Frankfurter IT-Nutzer in Frankfurt über die Catenic-Lösung steuert, folgt der nächste Schritt. Bis Anfang 2009 bindet Lurgi weitere 1.000 Kollegen aus den verschiedenen Tochterunternehmen sowie nochmals 1.000 Nutzer auf den weltweiten Baustellen des Konzerns in die Kostenverrechnung ein.

Die Ende des 19 Jahrhunderts gegründete Metallurgische Gesellschaft (Telegrammkürzel LURGI) konzentriert sich heute auf Eigen- sowie exklusive Lizenztechnologien in den Bereichen Gas-zu-petrochemischen Produkten, Gaserzeugung und -behandlung, petrochemische Zwischen- und Endprodukte, Biokraftstoffe sowie Food und Oleochemie.

Das Unternehmen wurde im August vergangenen Jahres an die französische Air Liquide verkauft. Air Liquide mit Sitz in Paris ist ein weltweit tätiger Hersteller von medizinischen und industriellen Gasen mit mehr als 40.000 Mitarbeitern in 72 Ländern. Der Jahresumsatz des Konzerns lag 2007 bei 11,8 Milliarden Euro.

Lurgi / IT-Leistungsverrechnung

Branche

Industrie

Zeitrahmen

seit Mitte 2008

Produkte

Catenic Anafee

Dienstleister

Catenic

Umfang

3000 Anwender

Internet

www.lurgi.de