Mythos und Wahrheit

Macbook, iPad, iPhone: Was dem Akku wirklich hilft

03.06.2015 von Thomas Rau
Hält der Akku länger, wenn Sie ihn im Kühlschrank aufbewahren? Wir antworten auf diese Frage und beleuchten andere Akku-Mythen.

Die Akku-Technik macht unverkennbar Fortschritte, was man an den jüngsten Mobilrechnern Apples erkennt. Sowohl das Macbook Pro 13 Zoll als auch das Macbook und die neuen Macbook Air haben im Macwelt-Testcenter hervorragende Ergebnisse in Sachen Batterielaufzeit erzielt. Nun ist der Akku eines neuen Mobilrechners, Smartphones oder Tablets immer frisch und lässt erst mit der Zeit nach. Warum das so ist, und was man tun kann, um sich länger über einen leistungsstarken Energiespeicher zu freuen, beantworten wir im Folgenden.

Dabei räumen wir auch mit einigen Mythen auf: Soll man den Akku ausbauen, wenn das Notebook an der Steckdose hängt? Und dann am besten in den Kühlschrank legen? Lebt der Akku länger, wenn Sie ihn immer vollständig entladen und aufladen?

Sie nutzen das Macbook nur an der Steckdose. Sollten Sie den Akku dann aus dem Gerät nehmen?

Für Apple-Nutzer stellt sich die Frage ohnehin nicht, außer für diejenigen, die noch ein Powerbook oder ein älteres Macbook im Einsatz haben. Seit Mitte 2009 baut Apples die Akkus in den Macbook- und Macbook-Pro-Modellen fest ein, sie lassen sich nicht mehr entnehmen. Für Nutzer von Windows- oder Linux-Notebooks stellt sich die Frage sehr wohl - das Entfernen kann unter Umständen Sinn ergeben. Denn die nutzbare Kapazität des Akkus sinkt mit der Zeit durch die Anzahl der Ladezyklen, die er hinter sich hat.

Außerdem wirkt sich hohe Temperatur negativ auf den Akku aus, zum Beispiel wenn er ständig in einem aufgeheizten Notebookgehäuse steckt. Beides lässt sich verhindern, wenn man den Akku aus dem Notebook nimmt - eben vorausgesetzt, das geht überhaupt. Was auch nicht bei allen Produkten der Konkurrenz noch möglich ist.

Wohin mit dem ausgebauten Akku? Ins Kühlfach oder in den Keller?

Kühl und trocken lagern - diese Empfehlung gilt nicht nur für viele Lebensmittel, sondern auch für einen ausgebauten Akku. Kühl heißt aber keinesfalls Eisfach oder selbst Kühlschrank. Dort kann nämlich Kondenswasser den Akku beschädigen. Die ideale Lagertemperatur liegt bei 10 bis 15 Grad - daher kommt beispielsweise der Keller als Lagerort in Frage. Hintergrund: Der Akku lässt auch bei weniger als den ominösen 1000 Ladezyklen nach, für die Hersteller wie Apple unverminderte Leistungsfähigkeit versprechen. Das liegt daran, dass mit der Zeit das Elektrolyt der Batterie verdunstet.

Je kühler der (ausgebaute) Akku gelagert ist, desto länger dauert dieser Vorgang natürlich. Niedrige Temperaturen haben für einen benutzten Akku andere folgen: Die Ladungsträger im Elektrolyt rekombinieren schneller, je kälter die Umgebung ist. Ein voll geladenes neues iPhone, über Nacht in der Kälte vergessen, ist morgens in der Regel leer. Autofahrer kennen das Problem, zumindest, wenn die Batterie des Fahrzeuges schon etwas älter ist.

Soll der ausgebaute Akku entleert gelagert werden?

Nein, ansonsten kann sich der Akku tiefentladen und dauerhaft Schaden nehmen. Wie hoch der optimale Ladestand fürs Lagern ist, hängt vom Akku ab. Je nach verbautem Material liegt er zwischen 20 und 40 oder 50 bis 80 Prozent. Wenn Sie keinen Hinweis des Akkuherstellers haben, sollten Sie den Akku auf rund 40 Prozent Kapazität laden - viele Akkuhersteller nutzen diesen Ladestand für die Produktauslieferung. Laden Sie ihn auch regelmäßig nach - etwa alle zwei bis drei Monate, denn der Akku altert auch, wenn er nicht benutzt wird. Siehe oben.

Am besten bis 80 Prozent laden: Viele Notebook lassen sich passend einstellen, damit der Akku möglichst schonend aufgeladen wird

Akku-Technik: So funktionieren die Energiespender in Smartphone und Notebook

In Notebooks und Smartphones kommen Lithium-Ionen oder Lithium-Polymer-Akkus zum Einsatz. Die Technik ist sehr ähnlich: Allerdings benötigt die Zellen im Li-Ion-Akku ein festes Gehäuse, während sich bei Li-Polymer die Zellen übereinander stapeln lassen und damit die Form des Akkus besser ans Notebook- oder Smartphone-Gehäuse angepasst werden kann. Im Akku werden mehrere Zellen zusammen geschaltet, um eine höhere Kapazität und höhere Spannungen zu erreichen. Ein Notebook-Akku enthält meist vier bis acht Zellen, ein Smartphone- oder Tablet-Akku üblicherweise zwei Zellen.

Stromversorgung in den Systeminformationen

In der Akkuzelle sind zwei Metall-Elektroden in einer leitenden Flüssigkeit (Elektrolyt) durch eine poröse Wand (Separator) getrennt. Stromfluss und damit Energie für das akkubetriebene Gerät entsteht durch die Bewegung von Elektronen und Lithium-Ionen zwischen den Elektroden. Beim Aufladen des Akkus pumpt das Netzteil Elektronen wieder zurück. Damit Sie über den Ladestand und die Anzahl der Ladezyklen informiert sind, teilt der Akku dem Betriebssystem ständig seinen Zustand mit. Unter OS X können Sie die Akku-Daten mit dem Dienstprogramm Systeminformationen unter dem Punkt "Stromversorgung/Batterie-Informationen" erfahren.

Müssen Sie den Akku immer vollkommen auf- und entladen?

Nein. Dieser Ratschlag geht auf den Memory-Effekt von Nickel-Cadmium-Akkus zurück, die bei nur teilweiser Entladung rasch an Kapazität verloren. Aktuelle Lithium-Ionen-Akkus in Notebooks und Smartphones zeigen diesen Effekt nicht. Da aber dennoch jeder Ladevorgang den Akku belastet, sollten Sie ihn trotzdem nur dann laden, wenn es notwendig ist.

Allerdings muss er dann nicht immer komplett voll sein: Es ist sogar besser, ihn nur bis rund 80 Prozent zu laden: Bis dahin geht der Ladevorgang mit stetig steigender Spannung schnell vor sich. Die restlichen 20 Prozent wird der Akku mit gleichbleibend hoher Spannung langsam geladen - dies belastet den Akku und kann die Lebensdauer verringern. Dennoch sollte man den Akku ab und zu vollständig entladen und wieder aufladen. Denn nur so kann der Controller, der vor allem den Durchfluss an Ladestrom misst, zuverlässig den Ladezustand des Akkus messen und den Ladestrom entsprechend des Ladezustands regulieren. Eine vollständige Entladung und Wiederaufladung wirkt also in etwa wie eine Neukalibrierung. Dies sollte man etwa ein- bis zweimal pro Monat machen.

Wann wird der Akku zum Garantiefall?

Ein Akku ist ein Verschleißteil: Das heißt, seine Kapazität reduziert sich schon dadurch, dass er in Gebrauch ist - daran ändert auch pflegliche Behandlung nichts. Aus diesem Grund geben Notebook- und Smartphone-Hersteller üblicherweise eine kürzere Garantie auf den Akku als auf das Gerät. Der Garantiefall tritt nicht erst ein, wenn der Akku gar nicht mehr funktioniert, sondern bei vielen Herstellern schon, wenn er innerhalb des Garantiezeitraums übermäßig an Kapazität verliert.

Erkundigen Sie sich beim Hersteller, welcher Schwellenwert für die Akkukapazität Ihres Gerätes gilt. Apple und andere Hersteller geben die Haltbarkeit der Akkus in Ladezyklen an - was nicht unbedingt ein vollständiges Ent- und Aufladen bedeuten muss. Die Anzahl der erfolgten Ladezyklen steht beispielsweise bei Macbooks im Systembericht. Aber wie weiter oben beschrieben: Lädt man seinen Akku in etwa drei Jahren nicht täglich, sondern nur jeden zweiten Tag auf, kommt man nicht auf 1000 Ladezyklen. Die Batterie kann aus Alterungsgründen dennoch deutlich nachlassen.

Woher wissen Sie, wie sehr Ihr Akku abgebaut hat?

Coconut Battery gibt auch den ursprünglichen Ladestand des Akkus (zum Zeitpunkt der Auslieferung) aus

Wie sehr der Akku an Kapazität eingebüßt hat, verrät ebenfalls das Dienstprogramm Systeminformationen. Dort erfährt man unter "Volle Ladekapazität" wie viel Ladung der Akku aktuell noch schafft. Apple gibt die ursprüngliche Kapazität jedoch nicht an, man kann sie allerdings mit zusätzlichen Tools herausbekommen. Dazu bietet sich beispielsweise das Programm Coconut Battery an, das Sie kostenlos herunterladen können. Die ursprüngliche Kapazität gibt das Tool unter "Design Capacity" aus. Außerdem berechnet es gleich die noch verbleibende Kapazität im Vergleich zum Werkszustand in Prozent.

Akkuwechsel im Eigenbau: Wann Sie selbst Hand anlegen sollten

Schmale, elegante Gehäuse liegen bei Notebooks und Smartphones voll im Trend. Doch sie haben meist einen großen Nachteil: Sie lassen sich vom Anwender nur schwer oder gar nicht öffnen - das erschwert beispielsweise den Austausch des Akkus.

Unmöglich wird der Tausch, wenn wie in manchen Macbooks der Akku fest auf die Hauptplatine aufgelötet ist oder im Gehäuse verklebt. Dann hilft ohnehin nur noch die Fachwerkstatt weiter. Bevor Sie loslegen, lohnt sich aber eine Kostenanalyse: Denn der Akkutausch im Eigenbau kostet nicht nur Zeit. Sondern Sie brauchen neben dem Ersatzakku häufig noch Spezialwerkzeug - und ein feines Händchen: Wenn Sie selbst am Gehäuse hantieren, verlieren Sie natürlich den Garantieanspruch und müssen anschließend eventuell nicht nur den Akkuwechsel, sondern auch eine Reparatur bezahlen.

Beim Macbook Air 13 Zoll von Apple kostet der Akkutausch beim Hersteller zum Beispiel 129 Euro. Im Eigenbau zahlen Sie rund 90 Euro für einen Original-Ersatzakku plus rund 10 Euro für einen speziellen Schraubendreher, um die Pentalobe-Schrauben des Air-Gehäuses zu öffnen - der Preisvorteil schrumpft auf rund 30 Euro. Allerdings gibt es schon Dritt-Anbieter-Akkus ab rund 50 Euro.

Außerdem ist der Akkuwechsel beim Macbook Air nicht besonders aufwändig: Sie öffnen zehn Schrauben am Gehäuse beim 2012er-Modell und lösen die Unterseite, indem Sie unter dem Display zugreifen und die Rückseite nach oben heben. Anschließend ziehen Sie die Batteriekabelverbindung an ihrem Plastikgriff zur Frontseite des Air hin. Schließlich müssen Sie noch fünf Torx-Schrauben am Akku selbst lösen.

Beim iPhone 5 ist der Kostenvorteil des Selbsttausches noch größer: In der Werkstatt kostet der Akkutausch 60 Euro bis 70 Euro. Einen Ersatzakku bekommen Sie für rund zehn Euro, ein Werkzeugset aus passenden Schraubendrehern, Saugnapf und Hebelstiften kostet nochmal fünf bis zehn Euro. Allerdings ist das Zerstörungspotential beim Eigentausch sehr hoch. Denn nachdem Sie die zwei Pentalobe-Schrauben neben dem Lightning-Anschluss entfernt haben, müssen Sie mit einem Saugnapf das Display vorsichtig anheben, gleichzeitig die Gehäuserückseite mit einem Hebelstift auf den Boden pressen und anschließend damit die Halteclips von der Vorderseite lösen.

Bevor Sie das Display wegheben, müssen Sie drei Schrauben des Kabelhalters lösen und anschließend vorsichtig die drei Kabelverbindungen für Kamera, LCD-Panel und den Touch-Digitizer lösen. Nun können Sie die Vorderseite abnehmen: Der Kabelhalter für den Akku ist mit zwei Schrauben fixiert, anschließend heben Sie ihn von der Platine. Den Akku dürfen Sie nur an drei Stellen lösen - unten rechts, oben rechts und ganz oben. Nun erst können Sie den Akku entnehmen. (Macwelt)