Schnell wie noch nie

Macbook Pro 13'' M1 im Praxistest

05.01.2021 von Peter Müller
Synthetische Benchmarks sagen viel aus, aber wie schlägt sich das Macbook Pro 13'' in der Praxis? In unserer konkreten Situation soll es ein vier Jahre altes Macbook Pro 15'' ersetzen. Wie das gelingt.
In diesen Zeiten ist es gut, jemanden zu haben, der einen so ansieht wie Craig Federighi das Macbook Air M1. Oder unser Autor das Macbook Pro M1.
Foto: Simon Lohmann, IDG

Im ersten Test der Kollegen der Macworld und Macwelt hat sich das neue Macbook Pro M1 13 Zoll als versprochene Gerät erwiesen, schnell wie kaum ein Macbook Pro zuvor, dabei angenehm leise. Wir haben die meisten Benchmarks wiederholt – auch die des Tests des Macbook Air M1 in unserem Labor nahe München – und die Ergebnisse mehr oder minder bestätigt bekommen. Zudem unternahmen wir weitere Tests mit APSI Bench, das der Entwickler speziell in Hinblick auf Apple Silicon programmierte.

Vor allem interessiert uns aber der Vergleich. Nicht zum unmittelbaren Vorgänger, dem Macbook Pro 13 Zoll mit zwei Thunderbolt-Ports, sondern der in der Praxis relevante mit dem Macbook Pro 15 Zoll von 2016 mit seinem Quadcore-Intel-Chip, den das M1-Macbook-Pro bei uns im Büro als Werkzeug ablösen soll. Da gerade im privaten Umfeld verfügbar, ließen wir das alte Macbook Pro 15 Zoll und den neuen 13-Zöller gegen ein Macbook Pro 16 Zoll (Herbst 2019) antreten – mit interessanten Ergebnissen.

Ausgepackt: Der erste Eindruck

Kein Gramm zu viel bringt die Verpackung des Macbook Pro M1 mit, Apple legt schon länger großen Wert auf Schonung von Ressourcen. Während wir privat uns öfter mal wundern, warum der große Versender aus Seattle Kleinteile in Kartons packen lässt, mit denen man auch ein Macbook hätte verschicken können, sind hier Umverpackung und Gerätekarton nicht größer als sie sein sollten.

Anders als bei Apple Watch und iPhone ist ein Netzteil aber noch mit dabei, wäre anders auch wenig sinnvoll. Der Power-Adapter leistet 61 Watt, das USB-C-Ladekabel ist zwei Meter lang. Dazu noch ein kleines Heftchen mit Kurzanleitung und Aufklebern, das war es schon. Die einzige Plastikfolie ist der Klarsichtüberzug für den Karton.

Macbook Pro, Kabel, Netzteil Was braucht man mehr?
Foto: Macwelt

Das bald schon legendäre Bild mit Craig Federighi, das wir natürlich nachstellen mussten, hatte ja einen Hintergrund: Apple Softwarechef zeigte in dem Präsentationsvideo, dass M1-Macbook sofort wach sind, öffnet man den Deckel. Das beginnt gewissermaßen bereits im Karton: Einfach das Macbook Pro aufgeklappt, schon ertönt der vertraute Startgong, den Apple in Big Sur zurückgebracht hat, und der weiße Apfel auf schwarzem Hintergrund erscheint. Der Einrichtungsassistent führt uns durch die notwendigen Schritte, zunächst legen wir einen Adminstrator-Account an, für die tägliche Arbeit dann einen zweiten. Der Akku steht beim ersten Booten auf unserem Schreibtisch bei etwa 70 Prozent.

Noch nicht mal richtig ausgepackt, schon bootet das Macbook Pro M1
Foto: Macwelt

Angefühlt: Tastatur und Lautstärke

Man glaubt es kaum – mit unserem bisherigen Arbeitsgerät, dem Macbook Pro 15 Zoll von 2016 hatten wir nie Probleme mit der Tastatur. Nach vier Jahren sind jetzt etliche Tasten abgenutzt, aber dass mal eine hängen blieb oder gar keinen Impuls mehr gab, das kam nicht vor. Laut klappert sie schon, aber uns hat das an sich nie gestört. Ein wenig geschmeidiger kommt uns die Tastatur des Macbook Pro M1 13'' schon vor, sie macht aber keinen so großen Unterschied wie etwa die Tastatur des Macbook Pro 16'', die sich merklich griffiger anfühlt und leiser anhört.

Jung und alt an einem Tisch. Die Tastaturen sind gleich groß, unterscheiden sich durch die fixe Escape-Taste, die Apple schon 2019 zurückbrachte. Die oft gescholtene Tastatur des MBP 15'' hat bei uns gut durchgehalten, ist jetzt aber abgenutzt.
Foto: Macwelt

Ungewohnt fühlt sich das Macbook Pro M1 auf dem Schoß dann aber doch an. Die geringeren Ausmaße fallen erst dann auf, wenn wir probeweise wieder das 15-Zoll-Gerät einsetzen, aber für Texte schreiben oder lesen reicht die Bildschirmgröße völlig aus. Wenn uns der Sinn nach mehr steht, schließen wir das Macbook Pro im Homeoffice eben an den 32-Zöller an, an dessen anderen HDMI-Eingang ein Mac Mini hängt. Was aber schon jetzt auffällt: Es fällt nichts auf.

Weder wird es an den Oberschenkeln unangenehm warm, noch brüllen uns Lüfter an. Und die Akkustandsanzeige bewegt sich kaum merklich. Nun ist der Vergleich ein wenig unfair, die Batterie des Macbook Pro 15 Zoll ist vier Jahre alt, in den ersten beiden Jahren hing das Macbook Air im Büro beinahe dauerhaft am Strom. Das hatte aber auch den Grund, dass schon der frische Akku an dem Gerät selten länger als drei Stunden lang Energie lieferte. Im Homeoffice hielt das 15-Zöller zuletzt kaum länger als eine Stunde durch, ehe es um frische Ladung bettelte.

Und jetzt lassen wir den Akku, den wir morgens mit noch um die 50 Prozent übernommen haben, bis in den frühen Nachmittag sich leeren, bis runter auf sechs Prozent. Etwa zwei Stunden später war das Macbook Pro 13 Zoll wieder voll geladen. In Zukunft achten wir aber darauf, den Akku in einem Bereich zwischen 30 und 80 Prozent zu halten – und das Macbook Pro eben nicht ständig an den Strom zu hängen. Aber im Prinzip muss das Macbook Pro M1 in unserem Arbeitsumfeld nur alle zwei Tage an das Ladegerät – beeindruckend.

Das hat neben einer dann längeren Lebensdauer noch andere Vorteile: Nun zwei Thunderbolt3/USB-3.1-Buchsen stehen auf der linken Seite zur Verfügung, in der einen soll ein Adapter das HDMI-Signal für den großen Monitor abgreifen, die andere ist vom Time-Machine-Volume belegt. Gegen eines muss man sich dann entscheiden, oder einen Adapter verwenden, über den man auch noch laden kann.

In einem Keller in Wilmington wurde 2020 Geschichte geschrieben, in einem Keller nahe München werden Geschichten wie diese hier geschrieben: Unser Home-Office-Setup mit externem 32-Zoll-Monitor. Warum baut Apple da keinen vernünftigen in der mittleren Preisklasse? Das Pro Display XDR ist für unsere Zwecke weit drüber.

Eingerichtet: Software für den Arbeitsalltag

Einen ausführlichen Akkutest werden wir noch nachlegen, auf Praxistest mit Software verzichten wir weitgehend und verweisen hier auf die Ergebnisse zum Macbook Air M1, ergänzen aber noch eine eigene Erfahrung.

In unserer konkreten Praxis benötigen wir neben Browsern für diverse Redaktionssysteme und Microsofts-Office-Paket noch Teile der Creative Cloud, vor allem Photoshop und Indesign. Beide Großprogramme hat Adobe noch nicht für Apple Silicon umgestellt, erst Lightroom liegt seit letzter Woche in einer Version für die ARM-Plattform vor. Doch erledigt wie schon beim Umstieg von PowerPC auf x86 eine Überstzungsschicht namens Rosetta die Arbeit, um alte Software auch auf den neuen Rechnern laufen zu lassen.

Beim ersten Start eines Programms für Intel-Macs muss man Rosetta 2 erst einmal installieren, das ist aber so flott erledigt, dass es den Programmstart von Photoshop kaum verzögert – beim ersten Start auf einem neuen Rechner muss man sich ja erst einmal authentifizieren und gegebenenfalls einen älteren Rechner deaktivieren – die Creative Cloud kann man pro Lizenz nur auf zwei Rechnern nutzen.

Wie erwähnt, verzichten wir zunächst auf Praxistests mit Software, wir bekommen aber den Eindruck, von Rosetta 2 nichts zu spüren. Photoshop und Indesign arbeiten und reagieren wie sie sollten, gefühlt starten die Programme aber schneller. Und den Beachball, den werden wir bald aus der Erinnerung getilgt haben, wenn das so weitergeht.

Neben den subjektiven Eindrücken und dem Verweis auf die Messergebnisse mit dem Macbook Air M1, dessen SoC sich lediglich durch einen Grafikern weniger unterscheidet, haben wir aber noch eine Ergänzung, Abteilung Mediensoftware. Ein gut fünf Minuten langes Projekt mit 14 Spuren (davon fünf stumm geschaltet) lassen wir vom alten und vom neuen Macbook Pro als unkomprimierte AIFF-Datei auf die Festplatte respektive SSD exportieren.

Das Macbook Pro 13 Zoll M1 ist mit seinen acht CPU-Kernen in 50 Sekunden damit fertig, das Macbook Pro 15 Zoll mit sechs Prozessorkernen aus dem Jahr 2016 benötigt etwas über zwei Minuten. Wir überlegen, noch ein Kammerorchester um die hundert weitere Spuren in unser Projekt einspielen zu lassen. Dafür würden wir dann zwar Logic Pro benötigen, aber das wäre uns die Sache wert.

Die Zerstörung der CPU

Auch wenn wir bei künstlichen Benchmarks wie Geekbench, Cinebench oder Blackmagic Speed Disk keine wesentlich anderen Ergebnisse wie beim Macbook Air M1 erwarten, wiederholen wir die Messungen: Uns interessiert hier vor allem der Vergleich zum Macbook Pro 2016 – und außer Konkurrenz der zum Macbook Pro 16 Zoll (Herbst 2019), das mit Core i7 mit sechs CPU-Kernen ausgestattet und 16 GB RAM mitbringt – bei unserem neuen Macbook Pro 13 Zoll hatten wir die Basisausstattung mit 8 GB gemeinsamen Speicher genommen.

Benchmark/Rechner

MBP 15’’ 2016

MBP 16’’ 2019

MBP 13’’ M1 2020

APSI Bench Standard (Punkte)

52,8

101.9

79,1

APSI Bech Longterm (Prozent)

80,82

57,69

83,33

Geekbench Single Core (Punkte)

747

1067

1721

Geekbench Multi Core (Punkte)

2838

5596

7490

Geekbench Open CL (Punkte)

15270

25852

19133

Geekbench Metal (Punkte)

15880

23157

21369

Cinebench Single Core (Punkte)

781

1120

1500

Cinebench Multi Core (Punkte)

2624

7060

7693

Blackmagic Speed Read (MB/s)

1801

2721

2863

Blackmagic Speed Write (MB/s)

1753

2643

2433

Aja System Test Lite Read (MB/s)

1513

2553

2260

Aja System Test Lite Write (MB/s)

1877

2485

2040

Nun, was soll man sagen, die Ergebnisse sprechen für sich. Erfordern aber eine Einordnung.

Die Kamera – mit Software besser

Einen Test, den schon der Kollege Jason Cross mit seinem Macbook Air M1 durchgeführt hat, müssen wir natürlich auch noch wiederholen. Nach wie vor kommen die M1-Macbooks mit veralteten 720-p-iSight-Kameras, nicht von ungefähr kaufen sich eitle Leute selbst zu ihrem Macbook noch eine Webcam dazu oder konfigurieren ihr iPhone als externe Kamera, um in Videokonferenzen gut auszusehen. Apple hätte natürlich in Macbook Air M1 und Macbook Pro M1 ein besseres Kameramodul einbauen können, das aber wohl deshalb unterlassen, weil sich in den Rahmen nichts änderte.

Besserungen werden wir erst für nächstes Jahr erwarten können, dann aber gewaltige: Es ist gut möglich, dass künftige Apple-Silicon-Macbooks gleich eine Face-ID samt True-Depth-System bekommen. Immerhin hat sich die Bildbearbeitung merklich verbessert, wie man an den Screenshots unserer Selbstgespräche sieht. Aber die erledigen die gleichen SoC-Komponenten wie im iPad Air 4, das eine merklich bessere Kamera hat. Aber egal, wie gut die Objektive sind und wie überlegen die Bildbearbeitung: Aus dem Kerl vor der Linse wird so schnell kein Craig Federighi …

Richtig gut wird das Facetime-Erlebnis nicht mit dem Macbook Pro M1 …
Foto: Macwelt
… aber dank überlegenem Image Processing deutlich besser.
Foto: Macwelt
Wenn dann erst mal eine vernünftige Kamera käme. Hier die des iPad Air 4.
Foto: Macwelt

Fazit

Wenn wir nicht doch noch das Kammerorchester auf dem Macbook Pro M1 mischen sollen, war die Entscheidung für das Basismodell die richtige. Für unsern Einsatzzweck des mobilen Arbeitens ist die M1-Maschine völlig ausreichend, begeistert mit hoher Geschwindigkeit und noch nie da gewesener Akku-Laufzeit – zwei Arbeitstage am Stück sollten ohne Aufladen dazwischen möglich sein. Der kleine Formfaktor stört nicht, im Gegenteil: So passt es weit besser in den Fahrradrucksack.

Das Macbook Pro M1.
Foto: Simon Lohmann, IDG

Der Bildschirm ist hell und brillant, wir waren mit dem des Macbook Pro von vor vier Jahren zwar nicht unzufrieden, sind jetzt aber völlig von dem des neuen begeistert. Allenfalls beim Sound muss man Abstriche machen, das geringere Volumen führt dazu, dass Musik reichlich dünn klingt. Aber dafür haben wir andere Ausgabegeräte, der Startgong ist laut und eindrucksvoll genug.

Selbst die 720-p-Kamera an der Front ist dank der besseren Bildbearbeitungsfähigkeiten der neuronalen Kerne des M1 nicht mehr das große Ärgernis. Dennoch können wir das 14-Zoll-Macbook Pro kaum erwarten, denn das könnte sogar Face-ID mitbringen.