US-Wissenschaftler

Mächtige denken vorausschauender

17.04.2013 von Andrea König
Das Gefühl von Macht hebt die Bereitschaft, länger auf Belohnungen zu warten. Der Befund von Forschern der Uni Southern California ist auch für Firmen relevant.
Wer sich mächtig fühlt, denkt vorausschauender.
Foto: MEV Verlag

Wissenschaftler von der Southern California Universität haben untersucht, wie Macht Entscheidungen beeinflusst. Das Ergebnis: Wer sich in einer Machtposition fühlt, trifft eher vorausschauende Entscheidungen, von denen man zukünftig finanziell profitiert.

Umgekehrt verhält es sich bei denjenigen, die sich nicht in einer mächtigen Position befinden. Sie entscheiden nicht mit dem Blick nach vorn, sondern richten ihre Entscheidung darauf aus, schnellen Profit zu erreichen.

Tendenz zum schnellen Profit

In der Wissenschaft wird diese Tendenz zum schnellen Profit als sogenanntes Temporal Discounting bezeichnet. Es ist verbreitet, zum Beispiel bei Investitionen, dem Sparen fürs Alter oder bei der Entwicklung einer Unternehmensstrategie. Forscher aus unterschiedlichen Fachbereichen suchen nach Wegen, dieses Verhalten zu beeinflussen.

Nathanael Fast und Priyanka Joshi von der Fakultät Management und Organisation an der Universität Southern California könnten mit ihren Forschungsergebnissen nun ein sehr einfaches Mittel gegen das Temporal Discounting gefunden haben. Empfinden die Beteiligten mehr Macht, handeln sie vorausschauender anstatt nur auf kurzfristigen Profit aus zu sein.

Die Forscher führten vier Experimente durch, bei denen sie die Teilnehmer in zwei Gruppen aufteilten: die Mächtigen und diejenigen ohne Macht. In einem der Versuche waren das zum Beispiel Führungskräfte und Mitarbeiter. Teilnehmer wurden in diesem Experiment befragt, ob sie 120 Dollar lieber sofort erhalten möchten oder ein Jahr darauf warten, um dann einen größeren Betrag zu erhalten? Die mächtigen Führungskräfte entschieden sich wesentlich häufiger dafür, auf das Geld zu warten.

Keine Garantie für gute Entscheidungen

"Die Ergebnisse deckten sich mit unserer Vermutung, dass das Machtgefühl bei den Menschen die Bereitschaft steigert, auf eine größere Belohnung zu warten", sagt Priyanka Joshi. Wer sich mächtiger fühlt, scheint seine Zukunft als weniger ungewiss zu bewerten. Deshalb, so die Schlussfolgerung der Forscher, denken Mächtige bei Entscheidungen weiter voraus.

Möchten Arbeitgeber, dass ihre Angestellten vorausdenken und zukunftsgerichtete Entscheidungen treffen, sollten sie ihren Mitarbeitern mehr Macht geben. Allerdings gibt einem das noch keine Garantie dafür, dass die Mitarbeiter dann auch gute Entscheidungen treffen.

Nathanael Fast und Priyanka Joshi haben sich für die Fakultät Management und Organisation der Universität Southern California mit diesem Thema beschäftigt. Ihre Forschungsergebnisse sind unter dem Titel "Power and Reduced Temporal Discounting" in der Fachzeitschrift Psychological Science erschienen.