Problem für Chefs

Männer arbeiten lieber allein, Frauen im Team

02.05.2017 von Andrea König
Vor allem leistungsfähige Männer verdienen lieber als Einzelkämpfer ihr Geld. Führungskräfte stellt das vor die Frage nach der idealen Arbeitsform, so das IZA.
Gibt es materielle Anreize, entscheiden sich auch Männer für Teamarbeit.
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Wissenschaftler haben mit einem Verhaltensexperiment gezeigt, wie sich Männer und Frauen in der Zusammenarbeit im Job unterscheiden. Während Frauen Teamarbeit bevorzugen, verdienen Männer lieber als Einzelkämpfer ihr Geld. Chefs stellt das vor die Frage nach der idealen Arbeitsform. In einem Laborexperiment ließen Verhaltensökonomen an der Universität im französischen Lyon 174 männliche und weibliche Probanden gegen Bezahlung verschiedene Aufgaben lösen. Im Versuchsverlauf konnten die Teilnehmer wählen, ob sie nach Einzel- oder Teamleistung entlohnt werden wollen.

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich insbesondere die leistungsfähigeren Männer im Experiment für Einzelarbeit entschieden. Frauen hingegen wählten unabhängig von ihrem Leistungsniveau bevorzugt die Teamvariante.

Für dieses Verhalten nennen die Forscher drei Gründe: Erstens schätzten Frauen die Leistung ihrer Mitstreiter weniger pessimistisch ein als Männer. Zweitens seien Männer empfänglicher für materielle Anreize: Männer wählten oft nur dann freiwillig Teamarbeit, wenn daraus für sie ein konkreter materieller Vorteil entstand. War der im Team erzielbare Stücklohn nur geringfügig höher als der für Einzelarbeit, entschieden sie sich genauso häufig für Teamarbeit wie Frauen.

Der dritte von den Forschern genannte Grund für den Geschlechterunterschied bei der Zusammenarbeit betrifft soziale Aspekte des Arbeitens: Frauen entschieden sich bevorzugt für die Teamvariante, weil sie mehr Wert auf soziale Aspekte des Arbeitens legten als Männer, etwa auf das faire Teilen des gemeinsam erwirtschafteten Gewinns.

Die Forscher haben im Experiment keine Anzeichen dafür beobachtet, dass Frauen und Männer Teamarbeit nutzen, um sich auszuruhen und als Trittbrettfahrer ohne großen Eigenbeitrag im Team mitzulaufen. Die Wissenschaftler zitieren andere Studien, die zeigen, dass das auch in nicht-simulierten Arbeitssituationen im realen Leben so ist. Angestellte werden durch Teamarbeit nur selten zu Mitläufern.

Dilemma für Führungskräfte

Auch wenn Frauen sich insgesamt häufiger für die Teamarbeit entscheiden als Männer, fällt eines auf: Sowohl Männer als auch Frauen mit einem höheren Leistungsniveau zeigen eine niedrigere Bereitschaft zur Teamarbeit, wenn sie mit Kollegen zusammenarbeiten sollen, die leistungsschwächer sind als sie selbst. Dadurch dass Frauen die Leistung ihrer Kollegen optimistischer einschätzen als Männer, sind sie allerdings insgesamt häufiger zur Teamarbeit bereit.

Arbeiten alle Angestellten in Teams, gibt es keine Leistungsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Stehen die Mitarbeiter jedoch vor der Wahl, arbeiten die Frauen in den Teams besser als die Männer. Das liegt an dem oben genannten Grund, dass leistungsstärkere Männer sich für die Einzelarbeit entscheiden, wenn sie vor der Wahl stehen.

Führungskräfte könnten sich nach der Lektüre dieser Studienergebnisse die Frage stellen, welche Arbeitsform nun die richtige für ihre Teams ist. Auch die Studienautoren sehen eine Problematik: "Wenn der Arbeitgeber ein kooperatives Arbeitsumfeld mit teambasierter Entlohnung schafft, könnte das auf männliche Leistungsträger eher abschreckend wirken", kommentieren sie ihre Ergebnisse. Die Wissenschaftler haben keine Empfehlung dafür, wie man als Arbeitgeber auf Männer und Frauen gleichermaßen attraktiv wirkt.

Die Studienergebnisse des Verhaltensexperiments wurden vom Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlicht. Studienautoren von "Do Women Prefer a Co-operative Work Environment?" sind Peter Kuhn von der University of California und Marie Claire Villeva von der französischen Universität in Lyon.