CIOs wollen Großrechner in IT-Landschaft integrieren

Mainframes sterben langsamer

28.08.2008 von Nicolas Zeitler
Mainframes gewinnen bei den CIOs wieder an Ansehen. Die Mehrzahl der Nutzer will ihre Großrechner weiter ausbauen, wie eine Umfrage von BMC Software ergeben hat. Und die Firmen, die ihre Großrechner in absehbarer Zeit aus dem Verkehr ziehen wollen, werden dies im Durchschnitt später tun als noch vor einem Jahr angenommen.

Das letzte Stündlein für den Großrechner hat offenbar noch nicht geschlagen. Laut einer Umfrage wollen knapp zwei von drei Mainframe-Nutzern ihre Großrechner-Plattform ausbauen und ihr weitere Aufgaben zuweisen. Diese Aussage bejahten bei der Vorjahresumfrage noch 52 Prozent - ein Anstieg um 13 Prozentpunkte. Bei den Befragten in Europa, dem Nahen Osten und Afrika registrierte BMC Software die größten Zuwachsraten beim Ausbau von Mainframes.

Der Anteil derer, die einen Mainframe zwar weiter betreiben aber dessen Einsatzbereich nicht erweitern wollen, sank innerhalb von zwölf Monaten von 41 auf 30 Prozent. Eine Abkehr vom Mainframe innerhalb der kommenden fünf Jahre empfehlen vier Prozent der Befragten, im Vorjahr waren es sechs Prozent.

Wachstum prophezeien ihren Mainframes fast zwei Drittel der Firmen.
Foto: BMC

Die vier Prozent, die für die baldige Abschaltung von Mainframes stimmten, wurden anschließend gefragt, innerhalb welcher Frist sie diesen Schritt tun wollen. 59 Prozent von ihnen planen das binnen weniger als drei Jahren. 36 Prozent geben sich dafür drei bis sechs Jahre Zeit, die übrigen mehr als sechs Jahre. Gegenüber 2007 ist die Zahl derer, die eine schnelle Abschaltung befürworten, kleiner geworden. Im Vorjahr planten noch drei Viertel der Mainframe-Abschaffer, ihren Großrechner noch höstens drei Jahre lang laufen zu lassen. Der Anteil derer, die von weiteren drei bis sechs Jahren Laufzeit ausgingen, lag damals bei 23 Prozent.

Die Leistungsfähigkeit ihrer Großrechner gemessen in MIPS (Million Instructions Per Second) wollen mehr als sechs von zehn Befragten erhöhen. Ihr Anteil ist ununterbrochen gestiegen, seit der Hersteller die Umfrage vor zwei Jahren erstmals durchgeführt hat. Gleich bleiben soll die Mainframe-Leistung bei einem Viertel der Nutzer, etwas weniger als 15 Prozent wollen sie herunterfahren.

Spätere Abschaltung: Die Zahl derer, die den Großrechner in bis zu drei Jahren ausmustern wollen, hat gegenüber 2007 abgenommen.
Foto: BMC

Als größten Vorteil von Großrechnern sehen deren Nutzer die hohe Verfügbarkeit der Plattform an. Sieben von zehn Anwendern gaben dies an. 65 Prozent überzeugt die zentrale Bereitstellung von Daten. Je 62 Prozent der Befragten halten Mainframes für besonders sicher und halten deren hohe Kapazität für unschlagbar.

Mainframes gelten zudem als wirtschaftlich im Betrieb. So gaben viele Umfrageteilnehmer an, die Betriebskosten für den Mainframe seien gemessen an der Leistung im Vergleich viel geringer als die der IT-Landschaft insgesamt.

Kostendruck und Personalengpässe

Andererseits bereitet der Betrieb von Großrechnern vielen Unternehmen auch Sorgen. So gaben 71 Prozent an, unter hohem Druck zu stehen, die Produktivität zu erhöhen und die Betriebskosten zu senken. Die Hälfte hat auch Schwierigkeiten, geeignetes Personal für den Betrieb der Plattformen zu finden. Bei fast ebenso vielen erweisen sich auch die immer kürzeren Zeitfenster für die Wartung und höhere Erwartungen an die Verfügbarkeit als Belastung.

Mainframes werden bei vielen Unternehmen isoliert von der übrigen IT-Landschaft betrieben. Allerdings wollen offenbar viele die Verbindungen stärken. 63 Prozent der Betriebe, die derzeit Mainframe und dezentrale Systeme einsetzen, wollen künftig auf Lösungen setzen, die beide Plattformen gemeinsam nutzen können. Die Befragten nannten vor allem Service Desk, Change Management und IT Service Management.

Gemeinsames Management für plattformübergreifende Steuerung

Fast jedes dritte Unternehmen strebt eine plattformübergreifende Steuerung an. Um das zu erreichen, wollen die Firmen den Betrieb von Großrechner und dezentralen Systemen gemeinsam organisieren und ein gemeinsames Betriebs-Management einführen. Weitere 38 Prozent der Firmen gaben an, bei ihnen würden die Mainframes zwar isoliert von anderen Systemen betrieben, allerdings gälten auch für sie dieselben Standards und Betriebsrichtlinien wie für die übrige IT-Landschaft.

Steigende Energiekosten sind für 87 Prozent der Befragten ein Thema, das ihnen Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Besonders hoch war ihr Anteil unter den Betreibern von Mainframes, die im asiatisch-pazifischen Raum angesiedelt sind.

Für die Studie "Mainframe Survey 2008" hat BMC Software Vertreter von 1.100 Firmen befragt, die Großrechner betreiben. Drei Viertel der Befragten sind Kunden von BMC. 75 Prozent der Teilnehmer kommen aus Nordamerika, die übrigen aus den anderen Regionen der Erde. Die Großrechner-Umfrage wurde nach 2006 und 2007 zum dritten mal durchgeführt.