Einer für vier

MAN beendet Basis-Demokratie in der IT

07.04.2008 von Rolf Roewekamp
Seit Februar haben die vier CIOs der MAN-Gruppe einen neuen Sprecher. Das Rotationsprinzip für den Vorsitz unter den IT-Strategen hat somit ausrotiert.
Joachim Dürr hat den Vorsitz des Strategy Teams übernommen.

Die IT-Strategie des Münchener Konzerns wurde seit Januar 2007 von einem Core Strategy Team geleitet. Nachdem Konzern-CIO Wolfgang Brunn in den Ruhestand gegangen war, entschieden in diesem Gremium die CIOs der vier größten Teilkonzerne gemeinsam über die IT-Strategie des gesamten Konzerns: MAN Nutzfahrzeuge, MAN Diesel, MAN Turbo und MAN Ferrostaal. Sprecher des Kreises war einer der vier CIOs, zuletzt Gottfried Egger von MAN Nutzfahrzeuge. Effizienz und Entscheidungsfreudigkeit des Teams soll nicht immer optimal gewesen sein.

Im Februar 2008 hat nun Joachim Dürr (43) den Vorsitz des Strategy Teams übernommen. Damit hat MAN die Verantwortung der IT auf Holding-Ebene gehoben. Die Arbeit des Core Strategy Teams besteht darin, die IT über die gesamten Teilkonzerne zu standardisieren sowie Plattformen und Architekturen zu definieren.

Dürr, der frühere Vorsitzende der Geschäftsführung der MAN-Bussparte Neoman, wechselte als Vice President Corporate Development in die MAN-Gruppe. Dort verantwortet er vor allem die strategische Entwicklung von Einkauf und IT. Das Experiment des Vierergremiums in seiner urspünglichen Form ist damit beendet. Wie die künftige Zusammenarbeit in der IT aussehen soll, ist bislang noch nicht geklärt. Dürr berichtet an den Vorstandsvorsitzenden Håkan Samuelsson, der schon zuvor die IT im Vorstand verantwortete. Den Titel Konzern-CIO trägt Dürr allerdings nicht.

"Wir haben keinen Konzern-CIO mehr im herkömmlichen Sinne, das finde ich sehr positiv", hatte Egger im vergangenen Jahr gegenüber dem CIO-Magazin gesagt ("MAN entdeckt die Welt", CIO-Magazin Juli/August 2007). "Denn ein CIO gehört dahin, wo das Leben spielt. Er muss mit den Unternehmenssorgen direkt konfrontiert werden." Ein Konzern-CIO sei dagegen weit von den Auswirkungen seiner Entscheidungen entfernt.

Im Februar 2008 hatte MAN den Geschäftsbereich Bus in die Organisationsstruktur von MAN Nutzfahrzeuge integriert. Damit will der Konzern Synergien mit dem Lkw-Bereich heben und Prozesse im Busbereich verbessern. Zur Neoman-Bus-Gruppe gehören die Marken MAN und Neoplan.

Dürrs Aufstieg

Nach Stationen vor allem im Einkaufsbereich bei Adam Opel und General Motors kam der Maschinenbauer Dürr 2002 zu MAN Nutzfahrzeuge. Zunächst war er dort als Gesamtprojektleiter im Bereich Einkauf tätig, ab 2003 leitete er den Zentraleinkauf Produktionsmaterial. Im Jahr 2005 übernahm er dann den Zentralbereich Einkauf. Im September 2006 schließlich stieg Dürr zum Chef der Neomann-Bus-Gruppe auf und wurde zugleich Mitglied des Management-Boards der Nutzfahrzeuge-Gruppe.

Die Sparte Nutzfahrzeuge ist der Platzhirsch im Konzerngefüge: Vom Gesamtumsatz von 15,5 Milliarden Euro im Jahre 2007 entfielen auf die Nutzfahrzeuge 10,4 Milliarden Euro. Der Teilkonzern Diesel (Schiffsmotoren, Kraftwerke, Turbolader) erwirtschaftete 2,2 Milliarden Euro, Ferrostaal (Großanlagenbau und Industriedienstleistungen) 1,4 Milliarden, und Turbo (Maschinenbau) kam auf 1,1 Milliarden.

Konzernübergreifende IT-Services liefert das Shared Service Center MAN IT-Services GmbH (MIT). Anfang 2006 hatte MAN in der MAN IT Services GmbH die IT-Infrastruktur-Bereiche einzelner Gesellschaften zusammengefasst. Als interner Dienstleister stellt das MIT Rechenzentren, Netzwerke und Endgeräte bereit und betreut teilkonzernübergreifende Anwendungen. Rund 320 Mitarbeiter beschäftigt MIT in den zehn Standorten in Deutschland und Österreich. Außerdem war geplant, Kern-Services des MIT in Form eines selektives Outsourcings auszulagern.