Kleine Mittelständler wollen günstige und leicht administrierbare Infrastruktur-Server

Marktvergleich: Einfache Server setzen sich durch

30.04.2007 von Christine Ulrich
In kleineren mittelständischen Unternehmen ist IT-Fachwissen bisweilen dünn gesät. Möglichst einfach sollten daher auch die Infrastruktur-Server gestrickt sein. Das Angebot hat sich verbessert, doch nicht alle Produkte schneiden gleich gut ab. Das Beratungshaus Experton Group hat den Total Cost of Ownership (TCO) von vier Plattformen analysiert. Ergebnis: Multifunktionale und speziell auf die Anforderungen kleiner Unternehmen zugeschnittene Produkte kommen im Kostenvergleich am besten weg - unabhängig vom Betriebssystem.

Hat ein Unternehmen weniger als 25 PCs, sind die Anforderungen an IT-Lösungen klar definiert: Infrastruktur-Server müssen transparent, einfach zu administrieren, sicher und günstig sein sowie Vor-Ort-Service möglich machen. Nach diesen Kriterien hat Experton über drei Jahre hinweg vier Server-Systeme untersucht, die zwar nicht den gesamten Markt repräsentieren, aber exemplarisch herausragen.

Ergebnis: Der Collax Business Server (CBS) und der Microsoft Small Business Server (SBS) übertrumpfen traditionelle Produktpakete wie den Microsoft Windows 2003 Server und den Red Hat Enterprise Linux Server. Die "Simple Server“ CBS und SBS bieten die notwendigen Kernfunktionalitäten, sind einfach zu administrieren und kosten am wenigsten.

Am teuersten ist der Microsoft Windows 2003 Server

Der Microsoft Windows 2003 Server ist mit Gesamtkosten von rund 18.000 Euro über drei Jahre am teuersten. Das liegt erstens daran, dass zusätzliche Server-Module für Groupware (MS Exchange) und Datenbank-Management (MS SQL) lizenziert werden müssen. Zweitens sind Implementierung und Wartung schwierig, wenn kein herstellerbezogenes Administrations-Know-how vorhanden ist. Allerdings wird der Windows-2003-Server in größeren IT-Umgebungen wieder interessant - wegen seines Funktionsumfangs, seiner Skalierbarkeit und seiner Integrationsfähigkeit.

Auch der Red Hat Enterprise Linux Server (Standardversion) kostet mit 14.300 Euro relativ viel. Red Hat betreibt zwar eine transparente und wettbewerbsfähige Lizenzpolitik: Werden die PC-Arbeitsplätze ausgeweitet, fallen keine zusätzlichen Lizenzgebühren an, so dass sich das Red-Hat-System in Sachen Lizenzen und Hardware gut skalieren lässt. Allerdings setzt der Enterprise-Server ein solides Linux- und Open-Source-Wissen bei dem voraus, der Komponenten von Drittanbietern installieren, warten und integrieren will. Dieses Wissen ist aber in wenigen Kleinunternehmen vorhanden - die Folge sind hohe Service-Kosten für externe Dienstleister und Abhängigkeit.

Dagegen sei der Collax Small Business Server besser auf die Bedürfnisse von Kleinunternehmen ausgerichtet, so die Studie. Er läuft ebenfalls mit Linux, ist aber anders als der Red-Hat-Server auf die Kernfunktionalitäten reduziert. Wesentliche Komponenten werden vorselektiert, und die Installation ist automatisiert, weswegen das Collax-System auch ohne spezifische Linux-Kenntnisse bedienbar ist. Konfiguration und Wartung erfolgen über eine Web-basierte Admin-Oberfläche. Das ermöglicht es IT-Dienstleistern, das System komplett über Fernwartung zu betreuen. Zudem lassen sich alle Komponenten über die gleiche grafische Admin-Oberfläche verwalten, was den Schulungsaufwand reduziert. Mit Gesamtkosten von 8.400 Euro liegt der Collax-Server damit an der Spitze der vier analysierten Systeme.

Linux dynamisiert den Markt

Ähnlich bietet der Microsoft Small Business Server ein Leistungspaket, das auf die Bedürfnisse von Kleinfirmen zugeschnitten ist. Seine Vorteile sind die Vielfalt an Funktionalitäten, die benutzerfreundliche Client-Verwaltung und die leichte Integration von Microsoft-Produkten. Zudem ist das Admin-Fachwissen für Microsoft-Server bei lokalen Dienstleistern nahezu flächendeckend verfügbar. Mit Gesamtkosten von 12.700 Euro liegt der Small-Business-Server im unteren Mittelfeld. Allein die Lizenz-Transparenz lässt zu wünschen übrig - und im Basispreis sind notwendige Updates nicht enthalten.

Hintergrund der Analyse: Viele der europäischen Unternehmen mit weniger als 25 PCs verwalten diese noch über stark veraltete Server-Infrastrukturen. Laut Experton können dadurch vorhandene Produktivitätsreserven nicht ausgeschöpft werden, weil einfache Services langsam oder unzuverlässig funktionieren. Zudem gibt es häufig ein Sicherheitsproblem, wenn alte Server-Versionen keine angemessenen aktuellen und automatisierbaren Komponenten bereithalten.

Viele Firmen müssten in Server-Ersatz oder -Erneuerung investieren, so Experton. Mit guten Aussichten, denn das Angebot an "Simple Servern" sei besser geworden. Die Berater erwarten, dass sich der Markt bei den Infrastruktur-Servern für Kleinunternehmen noch dynamisiert - auch dank der wachsenden Zahl an Linux-Alternativen: So stehen auch mittelstandsorientierte Business-Lösungen inzwischen fast durchgehend für Linux-Server zur Verfügung, und es gibt einen flächendeckenden Linux-Support durch lokale Dienstleister.

Experton rät daher Entscheidern, sich auf der Server-Suche nicht mehr an der Plattform zu orientieren, sondern am Produktpaket und an den Gesamtkosten. Die Berater gehen davon aus, dass sich das "Simple Server“-Konzept gegenüber überladenen und schwer zu administrierenden Angeboten durchsetzen wird.

Experton führte die Analyse im Auftrag der Collax GmbH durch. Es wurden die Kosten für Lizenz, Implementierung, Wartung und Service der Produkte verglichen, die notwendig sind, um eine komplette IT-Server-Infrastruktur (inklusive Groupware und Datenbank) für ein Unternehmen mit weniger als 25 PCs aufzubauen und über drei Jahre zu betreiben.