Raubkopien kosten Wirtschaft Milliarden

Mehr als jede vierte Software ohne Lizenz

29.05.2007 von Alexander Galdy
Raubkopien bleiben in Deutschland ein Thema. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ländern stieg der Anteil unlizenzierter Software hierzulande im Jahr 2006 von 27 Prozent leicht auf 28 Prozent an. Der Umsatzausfall der Software-Industrie betrug 1,6 Milliarden US-Dollar. Das ist das Ergebnis der Pirateriestudie des Marktforschungsinstituts IDC und der Business Software Alliance (BSA).

Die gute Nachricht für die Software-Industrie ist: Weltweit stagnierte der Anteil von Raubkopien zum dritten Mal in Folge bei 35 Prozent. Die schlechte ist: Der Wert der illegalen Programme und damit der Verlust stieg wegen des weltweit wachsenden Software-Marktes um über fünf Milliarden auf 39,6 Milliarden US-Dollar.

Ein Großteil dieses Zuwachses wurde in den BRIC-Staaten (Barasilien, Russland, Indien und China) verzeichnet. Allein in diesen vier Wachstumsländern kletterte der Umsatzausfall um 3,2 Milliarden US-Dollar auf über zehn Milliarden. Er macht damit mehr als ein Viertel des weltweiten Gesamtschadens durch illegale Software aus.

Deutlicher Unterschied zwischen West- und Osteuropa

In Europa mussten außer Deutschland mit Finnland (27 Prozent) und Albanien (77 Prozent) nur zwei weitere Länder einen geringen Anstieg ihrer Piraterieraten hinnehmen. Allgemein blieb der Anteil raubkopierter Software in Osteuropa mit 68 Prozent und in Westeuropa mit 34 Prozent jeweils ein Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert.

Auch wenn im Vergleich zu den vergangenen Jahren die Spitzenreiter beim Anteil der Raubkopien selten aus Asien und Ozeanien stammen, zeigt sich das Problem dort am deutlichsten: die stark expandierenden Märkte führen zu einem unverhältnismäßig starken Anstieg des Umsatzausfalls für die Hersteller. Allein in China waren es 2006 5,4 Milliarden US-Dollar, die den Software-Unternehmen entgingen.

Die größte Schadenssumme für ein einzelnes Land weisen die USA mit 7,3 Milliarden US-Dollar auf. Und das, obwohl die USA mit 21 Prozent die geringste Piraterierate von allen Ländern haben. Die höchste findet sich übrigens mit einem Marktanteil von 95 Prozent in Armenien, dicht gefolgt von Aserbaidschan und Moldawien mit jeweils 94 Prozent.

Im kleinen Puerto Rico zeigt sich dagegen ein Paradebeispiel für den Trend in vielen Wachstumsländern. Dort betrug der Wert der illegal eingesetzten Software 31 Millionen US-Dollar. Das hört sich nicht viel an. Es ist aber ein Anstieg um fast das Dreifache, obwohl der Anteil der Raubkopien mit 45 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert lag.

Software-Klau wird Thema der Politik

Die Politik befasst sich schön länger mit dem Problem der unlizenzierten Software. Mit ihren Initiativen zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen setzte die Bundesregierung im Zuge ihrer EU-Ratspräsidentschaft bereits Zeichen zum Schutz des geistigen Eigentums. Jetzt soll die internationale Zusammenarbeit verstärkt werden. Produkt-Piraterie wird ein Thema des unter deutscher Präsidentschaft stattfindenden G8-Gipfels in Heiligendamm Anfang Juni.

Die BSA untersucht seit 1994 die weltweite Entwicklung der Software-Piraterie - in diesem Jahr zum vierten Mal mit IDC. Die Fourth annual BSA and IDC global software piracy study analysiert den Anteil und den Wert unlizenzierter eingesetzter Software in 102 Ländern. Dabei geht sie von der Zahl der verkauften Computer in einem Land aus, für die in jedem Markt ein durchschnittlicher Software-Bedarf ermittelt wird. Dazu greift IDC auf Spezialisten vor Ort zurück. Der Vergleich mit der in diesem Land legal erworbenen Software ergibt den Anteil von Raubkopien, die zum Einsatz kommen. Open-Source-Produkte und Freeware werden dabei als legal eingesetzte Software berücksichtigt.