Deutschland verfehlt Ziele der Weltgesundheitsorganisation

Mehr psychische Störungen am Arbeitsplatz

03.09.2008 von Tanja Wolff
Die Zahl der psychischen und Verhaltenstörungen am Arbeitsplatz nimmt in Deutschland drastisch zu. Dafür gibt es weniger Arbeitsunfälle. Dennoch erreicht Deutschland die von der Weltgesundheitsorganisation gesteckten Ziele zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz nicht. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Bundesverbandes Deutscher Psychologen (BDP).
Krankheits- beziehungsweise unfallbedingte Abwesenheitstage und volkswirtschaftliche Kosten aufgrund Psychischer- und Verhaltensstörungen.

Immer mehr Mitarbeiter fallen durch psychische und Verhaltenstörungen am Arbeitplatz aus. Der Anteil ist von 6,6 auf 10,5 Prozent gestiegen. Die Studie geht davon aus, dass allein depressive Verstimmungen bis 2020 nach Herzerkrankungen der häufigste Grund für Ausfalltage sein werden.

Faktoren, die zu gesundheitlichen Beschwerden führen.

Als Ursachen für den Anstieg werden unter anderem Zeitdruck, Komplexität der Arbeit und Verantwortung der Beschäftigten gesehen. Krank machen außerdem die fehlenden Partizipationsmöglichkeiten, die prekären Arbeitsverhältnisse wie Leiharbeit und Zeitarbeit und die mangelnde Wertschätzung. Viele Arbeitnehmer leiden auch unter dem defizitären Führungsverhalten und dem Ungleichgewicht zwischen beruflicher Verausgabung und enthaltener Entlohnung.

Die Analyse zeigt, dass nicht nur Arbeitslosigkeit, sondern auch die permanente Sorge um den Arbeitsplatz, erhebliche psychische Belastungen mit sich bringt. Überlastung, hoher Erfolgsdruck und Mangel an sozialer Anerkennung führen bei denen, die permanent um ihren Job fürchten, zu ausgeprägten sozialen Spannungen und chronischem Stress.

Arbeitslose leiden oft unter so genannten somatoformen Beschwerden. Dabei treten körperliche Symptome auf, die nicht durch organische Faktoren erklärt werden. Zudem haben sie eine schlechtere Lebensqualität. Geringer sind die Beschwerden bei Berufstätigen, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Beschäftigte in einem sicheren Arbeitsverhältnis sind weniger betroffen.

Schlechtes Arbeitsklima

Risikofaktoren der psychischen Gesundheit.

Kosteneinsparungen in Unternehmen und die häufig daraus resultierende Arbeitsbelastung führt nicht nur zu einer höheren Zahl der Krankheitstage aus psychischen Gründen. Sie verändern auch das Arbeitsklima, so dass Intrigen und Mobbing weiter zu nehmen.

Laut der Untersuchung fordert die Gesellschaft immer mehr Flexibilität von Arbeitnehmern. Dadurch kommt es zur Trennung von Partnern, was zu weiteren psychischen Belastungen beiträgt. Besonders betroffen sind davon Frauen, die mit Berufstätigkeit und Familienarbeit stärker gefordert bis überfordert sind.

Unter besonderen Belastungen leiden Ärzte, Lehrer und Lokführer. So haben mindestens 20 Prozent der Ärzte ein Burnout-Syndrom und rund zehn Prozent eine substanzbezogene Störung. Die Suizidraten sind bei Medizinern dreifach erhöht.

Die Studie "Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz in Deutschland" gibt es beim BDP.