IT-Chefs kontrollieren Qualität nicht

Methoden-Wirrwarr beim Projektmanagement

24.02.2009 von Nicolas Zeitler
Obwohl die Qualität der Methoden entscheidend für erfolgreiches Projektmanagement ist, verzichten die meisten Firmen auf regelmäßige Bewertungen. Bei der Mehrzahl herrscht zudem ein Durcheinander von mehreren Standards aus unterschiedlichen Quellen.

Unternehmen fehlt häufig eine Strategie im Umgang mit Methoden für das IT-Projektmanagement. Eigentlich verwunderlich, da die Verantwortlichen gleichzeitig im Projektmanagement einen wichtigen Erfolgsfaktor für IT-Vorhaben sehen. Das sind Ergebnisse einer Befragung des Beratungshauses Serview aus Bad Homburg bei 358 Firmen aus dem deutschsprachigen Raum mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz.

Die Methoden entscheiden über den Projekterfolg
Die meisten IT-Manager finden, dass die Anforderungen ans Projektmanagement in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind.
Die Güte der Methoden macht für jeden Dritten mehr als die Hälfte am Erfolg von Projekten aus.
Der Großteil der Unternehmen setzt auf eine Vielzahl von Projektstandards aus verschiedenen Quellen.
Eine umfassende Bewertung, ob die verwendeten Standards den Anforderungen gerecht werden, unternehmen nur die wenigsten.

Das Management von IT-Projekten ist in den letzten Jahren anspruchsvoller geworden. Hauptursache ist die zunehmende Komplexität in der Informationstechnologie. Darin waren sich die meisten Befragten einig. 54 Prozent sagen, die Anforderungen seien stark gestiegen, weitere 19 Prozent stellen immerhin einen leichten Anstieg fest. Dass die Komplexität in etwa gleich geblieben sei, meinen dagegen 16 Prozent, das übrige Zehntel der Befragten will sinkende Anforderungen wahrgenommen haben.

Die Qualität der Projektmethoden ist dabei nicht unwichtig für den Erfolg eines Vorhabens. Serview ließ die Umfrageteilnehmer angeben, zu welchem Prozentsatz die Wahl der richtigen Standards das Ergebnis beeinflusst. Die Mehrheit von 54 Prozent gab an, die Methoden trügen zwischen 25 und 50 Prozent zum Erfolg bei.

Ein knappes Drittel meint sogar, die Qualität von Methoden mache mehr als die Hälfte der Erfolgsaussichten eines Projekts aus. 15 Prozent sehen den Einfluss der Methodenwahl bei weniger als 25 Prozent.

Gleichzeitig gedeiht aber vielerorts offenbar ein wahrer Wildwuchs an Methoden. Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, in ihrem Unternehmen würden mehrere Methoden unterschiedlicher Herkunft eingesetzt. 27 Prozent setzen auf öffentlich verfügbare Standards wie Prince2, und neun Prozent stützen sich auf eigene Methoden.

Unüberschaubar groß ist die Zahl der eingesetzten Methoden indes gar nicht, wie Sascha Swidlowski von Serview auf Nachfrage von CIO.de angab. Am häufigsten richten sich Firmen demnach nach dem Standardwerk des Projekt Management Institute (PMI). Vor allem im öffentlichen Bereich sei zudem das V-Modell gängig. Ansonsten entwickelten Unternehmen oft ihre eigene Methode, die auf einer der beiden genannten basiere.

Kaum Qualitätstests der Management-Methoden

Ob die eingesetzten Methoden die richtigen sind und den gewünschten Erfolg bringen, können die meisten IT-Chefs allerdings nicht einschätzen. Zwei von drei gaben an, sie hätten in letzter Zeit nicht überprüft, ob die verwendeten Standards angemessen und von ausreichender Qualität sind. Ein Fünftel sagt, eine solche Überprüfung habe zum Teil stattgefunden. Umfassend bewertet haben ihre Methoden nur 13 Prozent der Befragten.

Für Serview-Geschäftsführer Michael Kresse ist das unverständlich. Denn: "Schwächen in der Methodik führen nach eigenen Erkenntnissen der Firmen zu Qualitätseinbußen, Verzögerungen und einer deutlichen Verteuerung der IT-Vorhaben."