Mitarbeiterbindung

Mit gutem Betriebsklima gegen Fachkräftemangel

03.01.2013 von Werner Kurzlechner
Ein gutes Betriebsklima ist für Firmen mittlerweile wichtigster Faktor zur Mitarbeiterbindung, so Hays. Und Social Media ist beim Rekrutieren weiter Nebensache.
Die HR-Prioritäten haben sich im vergangenen Jahr merklich verschoben, wie diese Übersicht zeigt.
Foto: Hays

Der Fachkräftemangel wird nicht nur die IT-Abteilungen, sondern viele Unternehmen insgesamt noch lange Jahre beschäftigen. Aktuell gibt es aber auch Indizien, die für eine gewisse Entkrampfung der Lage sprechen. Zum Beispiel brennt den Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Rekrutierung neuer Mitarbeiter nicht mehr so unter den Nägeln wie noch vor einem Jahr. Das geht aus einer Studie hervor, die das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) im Auftrag der Personaldienstleister der Hays AG erstellt hat. Befragt wurden mehr als 700 Entscheider.

Nur noch 24 Prozent der Firmen nennen die Mitarbeitergewinnung als eines der drei wichtigsten HR-Handlungsfelder. Im Vorjahr waren es noch 32 Prozent. Im Kontrast dazu legte die Mitarbeiterbindung um drei Prozentpunkte zu und liegt momentan auf Platz Zwei der wichtigsten Personalthemen. Den Spitzenplatz übernahm die Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur, die von 48 Prozent der Befragten genannt wurde. Im Vorjahr waren es lediglich 39 Prozent.

Einen Bedeutungsverlust gab es in den vergangenen zwölf Monaten aber nicht nur bei der Rekrutierung. Die auf Rang Drei positionierte Stärkung der Führung im Unternehmen sackte von 50 auf 46 Prozent ab, die Steuerung der demografischen Entwicklung von 27 auf 16 Prozent.

Man mag das zum Teil so werten, dass sich die Situation in diesen Problembereichen etwas entspannt hat und dass die Firmen einen Teil ihrer Hausaufgaben erledigt haben. Allerdings muss auch auf eine methodische Veränderung hingewiesen werden: Im Vorjahr wurden ausschließlich deutsche Entscheider befragt, erstmals nahm die Hays AG jetzt auch Führungskräfte aus den beiden Alpenrepubliken ins Studiensample auf.

Social Media ganz hinten: Der wichtigste Rekrutierungskanal sind nach wie vor Online-Börsen.
Foto: Hays

„Im Ländervergleich scheint in Deutschland die Relevanz der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit sowie der Steuerung des demografischen Wandels sehr viel stärker verankert zu sein als in Österreich und in der Schweiz“, heißt es in der Studie. „Ausgeprägter als Deutsche und Schweizer engagieren sich die österreichischen Unternehmen in den Themenfeldern Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern sowie Talentmanagement.“

Personalsuche europaweit

Ein Missverständnis wäre es aber nun, die Prioritätsverschiebung weg von der Rekrutierung neuen Personals als größeren Etappensieg gegen den Fachkräftemangel zu deuten. 60 Prozent der Befragten geben an, dass der Engpass an Fachkräften die Unternehmens- und Personalpolitik stark oder sehr stark beeinflusse – im Vorjahr lag dieser Wert bei 56 Prozent. Offenbar suchen die Firmen die Antwort auf das Problem stärker in der Bindung bereits vorhandener Mitarbeiter.

„Branchenspezifisch zeigt sich, dass der Fachkräfteengpass den Öffentlichen Bereich in sehr viel geringerem Maße beschäftigt als Industrie- und Dienstleistungsunternehmen“, heißt es weiter in der Hays-Studie. „Die Entscheider aus dem HR-Bereich sowie die Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung scheinen sich mit Themen wie einer ausgewogenen Work-Life-Balance, der Alterung der Belegschaft, der Verlängerung der Lebensarbeitszeit und dem sinkenden Anteil von Nachwuchskräften bereits intensiver auseinandergesetzt zu haben als Unternehmensleitung und Führungskräfte aus Fachabteilungen.“

Mit 84 Prozent sind weiterhin Jobportale im Internet der beliebteste Rekrutierungsweg. Es folgen mit 67 Prozent Mitarbeiterempfehlungen und mit 61 Prozent eigene Karriere-Webseiten. Diese Methoden gewannen zum Teil deutlich an Beliebtheit hinzu. Einen Anstieg von 30 auf 35 Prozent gab es auch bei der Präsenz auf Social-Media-Plattformen. Das ändert aber nichts daran, dass Web 2.0 als Personalbörse weit hinten rangiert.

Zwei Drittel der Entscheider suchen laut Studie aktuell nach neuen Mitarbeitern. Gesucht werden sie offenbar auch EU-weit und sogar international – Hays verzeichnet hier im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Anstieg auf jeweils etwa ein Fünftel.

Während in Deutschland 40 Prozent der Firmen nach Vertriebsmitarbeitern suchen, liegen mit 53 Prozent in Österreich IT-Fachkräfte an der Spitze. Besonders hoch ist der Bedarf an IT-Profis außerdem in Großunternehmen, im Dienstleistungssektor und im öffentlichen Dienst.

Nicht nur weiche Themen wichtig

Als wichtigsten Faktor der Mitarbeiterbindung haben die Firmen mittlerweile ein gutes Betriebsklima erkannt, das von 93 Prozent genannt wurde. Es folgen mit 77 Prozent die marktgerechte Entlohnung, mit 76 Prozent die Reputation des Arbeitgebers, mit 74 Prozent flexible Arbeitszeitmodelle und mit 71 Prozent Beschäftigungssicherheit.

„Über ein gutes Betriebsklima bleiben Mitarbeiter ihrer Organisation treu“, kommentieren die Autoren. Gerade im sich zuspitzenden demografischen Wandel sei dies mehr denn je notwendig. Trotz des Hypes um weiche Themen habe aber auch die Bedeutung einer marktgerechten Entlohnung zur Mitarbeiterbindung zugenommen. „Hier zeigt sich, dass bei allen kulturellen Faktoren ein gutes Gehalt einen zentralen Baustein für Zufriedenheit darstellt“, heißt es weiter in der Studie.

Führungskräfte bewerten ihr Führungsverhalten laut Studie nach wie vor positiver als ihre Mitarbeiter. Verändert habe sich, dass mehr Unternehmen nun regelmäßig Feedback geben. „Eine erste Reaktion auf das starke Bedürfnis der jungen Generationen nach Rückmeldung?“, fragt Hays.

Die Studie „HR-Report 2012/2013“ ist bei Hays erhältlich.