Resilienz am Arbeitsplatz

Mit psychologischer Sicherheit durch die Rezession

20.01.2023 von Mareike Bruns
Wie Unternehmen trotz Rezession für psychologische Sicherheit bei ihren Beschäftigten sorgen können, lesen Sie hier.
Psychischer Stress wirkt sich in Krisenzeiten besonders schädlich auf das Arbeitsleben aus. Unternehmen können dem entgegenwirken, indem sie ihren Mitarbeitern psychologische Sicherheit bieten.
Foto: 3rdtimeluckystudio - shutterstock.com

Laut Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsinstitute steuern wir auf eine Rezession zu. Sinkende Kaufkraft, steigende Preise und die sich verschlechternde Auftragslage sorgen für Verunsicherung. Sinkt die Stimmung, leidet auch das Ergebnis. Ein Teufelskreis, den sich Unternehmen in den kommenden Monaten nicht leisten können. "Psychologische Sicherheit" wird hier zum entscheidenden Faktor. Dieser Begriff beschreibt einen Zustand, in dem Mitarbeitende sich sicher genug fühlen, zwischenmenschliche Risiken einzugehen, also zum Beispiel ehrliches Feedback zu geben.

Wer sich noch an die Weltfinanzkrise 2007 erinnern kann, hatvielleicht noch eine Vorstellung davon, wie getrübt die allgemeine Stimmung damals war. Allgemeine Verunsicherung und die Angst um den eigenen Job waren weit verbreitet. Die negativen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit konnte eine Studie der Association for Psychological Science in den USA belegen. Unter Menschen, die von der "Great Recession" direkt betroffen waren, häuften sich die Fälle von Depression, Angstzuständen und Drogenmissbrauch. Nun fehlt in den USA das Sicherheitsnetz, das der hiesige Sozialstaat spannt. Die Studie zeigt jedoch, wie negativ sich Rezessionen und ihre Folgen auf die Psyche auswirken können.

Aber nicht nur der Verlust eines Jobs hat gravierende Effekte. Die verbleibenden Mitarbeitenden müssen die fehlende Arbeitskraft zumindest teilweise kompensieren. Gleichzeitig können Schuldgefühle entstehen. Natürlich hat jede Rezession ihren individuellen Charakter. Die kommende dürfte zwar sanfter verlaufen als der große Crash 2007, aber die psychische Belastung auf die Bevölkerung wird wahrscheinlich ähnlich sein.

Warum psychologische Sicherheit so wichtig ist

Hier kommt der Begriff der psychologischen Sicherheit ins Spiel. Unternehmen erkennen immer mehr die Tatsache an, dass Beschäftigte ihre Sorgen, Ängste und Nöte nicht so einfach ausblenden können. Sie wirken sich in jedem Fall auf ihre Leistungsfähigkeit aus. Zum Beispiel durch

Das alles kann die Fähigkeiten der Arbeitnehmer:innen, ihre Arbeit zu erledigen, stark beeinträchtigen.

Um diesem Umstand gerecht zu werden und präventiv dagegen anzugehen, muss ein Raum geschaffen werden, in dem Gefühle Platz und Gehör finden. Dieser Raum schafft Vertrauen und Sicherheit, wobei gleichzeitig externe Faktoren, auf die man wenig Einfluss hat, wie zum Beispiel eine Rezession, anerkannt werden. Der Aufbau psychologischer Sicherheit am Arbeitsplatz ist entscheidend dafür, dass sich die Mitarbeitenden wertgeschätzt und unterstützt fühlen und trotz der angespannten Lage ihr Bestes geben können.

So schaffen Sie psychologische Stabilität im Arbeitsleben

Eine Rezession bedeutet unabhängig von ihrer Stärke zusätzlichen Stress und eine mentale Belastung für die Mitarbeitenden. Diese kann nicht nur ihre Leistungsfähigkeit einschränken, sondern, wie gesagt,auch durch mehr Stress und psychische Erschöpfung zu erhöhten Fehlzeiten und schlechteren zwischenmenschlichen Beziehungen führen.

Die Herausforderung für Unternehmen besteht also darin, die negativen psychologischen Auswirkungen auf das Arbeitsleben der Beschäftigten abzumildern. Gerade in einer Rezession sollten Mitarbeitende keine Angst haben, ihre Arbeitsrealität ehrlich widerzuspiegeln, wenn sich zum Beispiel Fragen wie diese aufdrängen: Steht ein wichtiger Kunde kurz vor der Kündigung? Oder: wie ist es wirklich um die Sales-Pipeline bestellt?

In unsicheren Zeiten psychologische Sicherheit zu bieten bedeutet in erster Linie, offen und transparent zu kommunizieren. Also über die Lage des Unternehmens und die potenziellen Auswirkungen der Rezession zu sprechen. Außerdem sollten den Mitarbeiter:innen Ressourcen und Unterstützung zur Verfügung gestellt werden, um mit dem zusätzlichen Stress durch den wirtschaftlichen Abschwung besser fertig zu werden.

Dies kann auch darin bestehen, zusätzliche psychologische Hilfe anzubieten. Innerhalb der Organisation werden Sicherheit und Vertrauen durch das Wissen getragen, dass Fehler angesprochen und Probleme vertrauensvoll thematisiert werden können. Dies wird am besten durch offene Dialogformate wie zum Beispiel regelmäßige Gespräche, Feedback-Sitzungen oder anonyme Umfragen erreicht, durch die sich die Mitarbeiter:innen gehört fühlen und so verstärkt ihre Gedanken und Sorgen mitteilen.

Das fördert in erster Linie das unmittelbare Wohlbefinden des Personals. Darüber hinaus ist es mittel- und langfristig ebenso sinnvoll, in individuelle Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten zu investieren. Dazu können Schulungs- und berufliche Entwicklungsprogramme gehören, die es den Mitarbeitenden erlauben, neue Fähigkeiten zu erwerben und ihren Wert für das Unternehmen zu steigern. Indem Betriebe ihren Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln, können sie eine Kultur des Vertrauens und des Respekts fördern, in der sich die Angestellten wertgeschätzt und unterstützt fühlen. Dies lässt sich durch Anerkennungs- und Belohnungsprogramme, regelmäßiges Feedback und kontinuierliche Kommunikation noch weiter konsolidieren.

9 Tipps gegen Stress
Treiben Sie Sport ...
... und ziehen Sie Yoga und weitere Meditationsübungen in Betracht. Diese Übungen sind die besten Mittel gegen Stress und tragen dazu bei, Stressgefühle abzubauen. Ganz abgesehen vom gesundheitlichen Nutzen dienen die Trainings auch dazu, den Stress besser zu managen.
Lernen Sie gut zu atmen
Obwohl wir natürlich seit unserer Geburt atmen, wissen die meisten von uns nicht, wie man richtig atmet. Viele atmen in einer oberflächlichen Art und Weise - besonders in stressbetonten oder unruhigen Zeiten. Tiefes Atmen durch den Bauch kann zur inneren Ruhe beitragen. Und es hilft, in unbequemen und angespannten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Bringen Sie ihre Mitarbeiter an einen Tisch, um über jetzige schwere Zeiten zu sprechen
Wer sich die Zeit nimmt um darüber zu sprechen, wie die vielen Veränderungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz die einzelnen Mitarbeiter bewegen, kann die Arbeitsmoral heben. Es ist ein Fehler zu glauben, Menschen seien nicht verängstigt und besorgt und der Arbeitsplatz sei davon nicht betroffen.
Fordern Sie zu positiven, lösungs-orientierten Antworten auf
Die Zeiten sind angespannt und schwierige Veränderungen in Organisationen sind die Regel. Daher sind Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Offenheit so wichtig. Heute ist es mehr als je zuvor entscheidend, eine positive Einstellung in der Belegschaft auszulösen. Stellen Sie Fragen, die zu Lösungen ermuntern wie "Was läuft heute gut, was sind unsere Stärken, wie möchten wir, dass dieses Unternehmen aussieht?"
Seien Sie mit den Gedanken und mit dem Herzen bei der Sache.
Leute arbeiten intensiver für das, woran sie glauben und was sie zur Schaffung beigetragen haben. Das ist ein entscheidender Punkt, der während einer tiefgreifenden Umgestaltung am Arbeitsplatz geprüft werden muss. Was das mögliche Ausmaß des Arbeitsplatz-Wandels betrifft, sollten Mitarbeiter frühzeitig in die Entwicklung einbezogen werden.
Lernen Sie Ihre eigenen Gefühle zu erkennen
Bücher, Gruppen, Familie und enge Freunde sowie Trainer können wichtige Quellen sein, um sich den eigenen Gefühlen bewusster zu werden. Auch kann man dadurch leichter lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen, um sich über sein Verhalten im Klaren zu werden. Besonders sollte man darauf achten, wie man andere Menschen anspricht.
Geben Sie als Führungskraft ein gutes Beispiel
Was man tut oder lässt, hat direkten Einfluss darauf, was Mitarbeiter glauben, was akzeptabel ist. Seien Sie ein überzeugendes Beispiel dafür, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben von Bedeutung ist. Essen Sie mit anderen zu Mittag und motivieren Sie Kollegen dazu mitzukommen. Auch Spaß und Lachen am Arbeitsplatz sind erwünscht, da dies Stress reduzierende Faktoren sind.
Nehmen Sie sich Zeit für gute Nachrichten
Wer sich immer nur auf das Negative konzentriert, tut weder seiner Gesundheit noch seiner Denkweise einen Gefallen. Und seien wir ehrlich: Der Anteil an positiven und erbaulichen Geschichten in den Nachrichten fällt eindeutig spärlich aus. Es ist extrem wichtig, sich so gut wie möglich von jeglichem Trübsal abzukapseln und wieder mit Leuten Kontakt aufnehmen bzw. Dinge zu tun, die Spaß machen.
Halten Sie sich von überflüssigen Dingen frei
Konzentrieren Sie sich auf den Kern Ihrer Arbeit. Jetzt ist Zeit, mit den Mitarbeitern Prioritäten zu setzen und sich darüber Gedanken zu machen, welche Projekte einen perfekten Lösungsansatz erfordern. Nicht jedes Projekt kann an oberster Stelle stehen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sind Brainstorming-Sitzungen wichtiger denn je.

Wie man die Widerstandskraft der Mitarbeiter stärkt

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandskraft, die hilft, Belastungen zu ertragen und sich in schwierigen Situationen zurechtzufinden. Sie ist eine wichtige Eigenschaft zur Bewältigung von Herausforderungen, die zudem verhindert, dass die Anforderungen dauerhafte Schäden hinterlassen. Doch wie genau äußert sich Resilienz? Im Allgemeinen ist Resilienz die Fähigkeit, sich an veränderte Umstände anzupassen und Rückschläge zu überwinden. Diese Eigenschaft ist besonders in schwierigen Lebenssituationen wichtig, die besondere Herausforderungen darstellen, wie etwa eine Rezession. Resilienz hilft, diese Situationen zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen.

Und gerade eine Rezession erfordert eine erhöhte Resilienz der Mitarbeitenden und des Managements. Das liegt besonders am erhöhten Druck und verringerter Sicherheit im Arbeitsumfeld. Daher ist es gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entscheidend, die Widerstandskraft der Mitarbeitenden aktiv zu fördern, damit sowohl das Unternehmen als auch die Belegschaft erfolgreich durch die Krise kommen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass psychischer Stress erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsplatz haben kann, einschließlich erhöhter Fehlzeiten, Konflikte, schlechter zwischenmenschlicher Beziehungen und geringerer Produktivität. Unternehmen können dem entgegenwirken, indem sie ihren Mitarbeitenden psychologische Sicherheit bieten. Diese kann durch offene und transparente Kommunikation, psychologische Unterstützung und Hilfe bei der Finanzplanung, der Förderung von Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie regelmäßiges Feedback geschaffen werden.

Durch kontinuierliche Kommunikation wird eine Kultur des Vertrauens und des Respekts generiert, in der Mitarbeitende trotz der schwierigen wirtschaftlichen Umstände zufrieden und leistungsfähig bleiben. Indem sie der psychologischen Sicherheit Priorität einräumen, können Unternehmen ein positives und produktives Arbeitsumfeld schaffen, das letztlich dem Unternehmen als Ganzem zugutekommt und zu einer besseren Leistung und einem Wettbewerbsvorteil auf dem Markt führt. (pg)