Kritik an Führungskräften

Mitarbeiter fühlen sich ausgebremst

21.09.2012 von Bettina Dobe
Drei von vier Mitarbeitern meinen, dass Vorgesetzte ihre Ideen abblocken, so eine Studie von Rochus Mummert. Manager glauben allerdings das Gegenteil.
Frustrierte Mitarbeiter verlassen im Ernstfall die Firma - ihr Potenzial geht mit.
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Sich einbringen, kreativ sein und vor allem die eigene Idee vorantreiben: 73 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland können das in ihrem Unternehmen nicht. Das ergab die Studie "Leadership im Topmanagement deutscher Unternehmen" der Beraterfirma Rochus Mummert, die dazu 220 Mitarbeiter und Führungskräfte großer und mittelständischer Unternehmen befragte. Die Angestellten sehen die Topmanager in der Verantwortung: Von ihnen fühlen sie sich ausgebremst.

Führungskräfte sehen das allerdings ganz anders. "Je weiter ein Mitarbeiter in seiner Position vom Topmanagement entfernt ist, desto unterschiedlicher die Ansichten", so die Studie der Münchner Unternehmensberatung. Knapp zwei Drittel der befragten Topmanager glaubt nämlich, dass sie auf die Ideen der Mitarbeiter setzt und ihnen "Freude am Erfolg" vermittelt. Leitende Angestellte fühlen sich immerhin zu 42 Prozent in ihren Ideen ernst genommen. Bei den Fachkräften liegt der Wert nicht mal bei einem Drittel.

Zu wenig Eigenverantwortlichkeit

Damit nicht genug, Uneinigkeit herrscht auch darüber, wie es die Unternehmen mit der Eigenverantwortlichkeit halten. Drei von vier Verantwortlichen glauben, den Mitarbeitern viel Spielraum bei Entscheidungen zu lassen. Diese Ansicht teilen die Mitarbeiter aber nur zu 25 Prozent. Angesichts der Ergebnisse sieht Studienleiter Peter Euringer großen Handlungsbedarf. Der Erfolg eines Unternehmens hänge eben auch davon ab, wie sehr die Mitarbeiter hinter dem Management stehen.

Studienleiter Euringer: "Topmanagement braucht Rückhalt der Mitarbeiter."
Foto: Rochus Mummert

Sich ausprobieren, ein Risiko eingehen und auch mal Fehler machen - das gibt es in deutschen Firmen aus Sicht der Mitarbeiter zu selten. Nur jeder zehnte der Befragten gab an, dass seine Firma ihn bei risikoreicheren Projekten stütze. Wieder offenbart sich ein klares Missverhältnis: Die Topmanager glauben zu 38 Prozent, dass sie ihren Angestellten Fehler zugestehen.

Obwohl die Geschäftsführer glauben, dass sie einen Fehlerspielraum zulassen: Ein Drittel setzt lieber auf Kontrolle. Und fast ebenso viele (27 Prozent) gaben an, dass es Vertrauen nur unter Kollegen gibt. Dabei lohnt es sich, den Mitarbeitern Verantwortung zu geben. "Erfolgreiche Unternehmen sowie Unternehmen, die gute Karriereperspektiven bieten, übertragen Verantwortung überdurchschnittlich oft an Mitarbeiter", heißt es in der Studie. Mehr Handlungsspielraum und Raum für eigene Ideen schlägt sich im Erfolg eines Unternehmens nieder.

Unternehmensführung ist Ursache und alleiniger Problemlöser

Meistens lägen die Probleme am Kommunikationsverhalten der Führungsebene, so Studienleiter Euringer. "Die Unternehmensführung ist zugleich Ursache und alleiniger Problemlöser." Eine neue Kultur im Unternehmen zu verankern, ist schwierig. Wenn die Führungsebene nicht als Vorbild fungiert, muss der Mitarbeiter selber ran. Doch fällt es dem oft schwer, denn Freiräume in der Gestaltung müssen hart erkämpft werden. "Viele kommen nicht an und ebenso viele machen kurzen Prozess und wechseln das Unternehmen", sagt Euringer. Damit verlieren die Unternehmen ausgerechnet die Mitarbeiter, die sie eigentlich halten wollten.