Wellness im Job

Mitarbeiter-Gesundheit als Erfolgstreiber

31.08.2017 von Sarah K. White und Florian Maier
Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Big Data sind in aller Munde. Mit modernen Tools lassen sich jedoch nicht nur Prozesse und Gewinne, sondern auch die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter optimieren.

Viele Unternehmen haben bereits Wellness-Programme für ihre Mitarbeiter eingeführt. In den nächsten Jahren werden solche Programme maßgeblich für den Erfolg eines Unternehmens sein - sagt zumindest Chris Boyce, seines Zeichens CEO von Virgin Pulse: "Die fortschrittlichsten Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern Ressourcen und Tools zur Erreichung persönlicher Ziele zur Verfügung und haben den daraus entstehenden Mehrwert fürs Business längst erkannt - egal ob es dabei um ein Leben mit Diabetes geht, wie man sich gesund ernährt oder wie man am besten für die Ausbildung der Kinder spart."

Investitionen in Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter sollen so in Zukunft nicht nur junge Top-Talente anziehen, sondern sich auch ganzheitlich positiv auf den Erfolg eines Unternehmens auswirken. Warum? Wie? Wir verraten es Ihnen!

Die Gesundheit der Mitarbeiter ist ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg.
Foto: PHOTOCREO Michal Bednarek - shutterstock.com

KI & Machine Learning für mehr Wellness

Dr. Rajiv Kumar, Chief Medical Officer bei Virgin Pulse, geht davon aus, dass künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen künftig eine gewichtige Rolle spielen, wenn es um die Gesundheit der Mitarbeiter geht. Diese Technologien läuten nach Meinung des Experten ein neues Zeitalter in Sachen Personalisierung ein, indem sie in der Lage sind, höchst individuelle Gesundheits- und Wellness-Faktoren zu berücksichtigen.

Virgin Pulse selbst bietet technologische Lösungen für Unternehmen an, um Wellness- und Gesundheitsprogramme auszubauen und zu verfeinern. Vor kurzem hat das Unternehmen Amazons KI-Assistentin Alexa in seine Produkte integriert, um Mitarbeitern dabei zu helfen ihre Gesundheit zu "tracken". Dieses Vorgehen basiert auf der Idee, die über Tools wie Alexa gesammelten Daten dafür zu nutzen, entsprechende Empfehlungen auszusprechen. Alexa könnte also künftig den Zapfenstreich verkünden, daran erinnern, dass das letzte Workout schon ziemlich lange her ist oder die nächste Bildschirmpause in Erinnerung rufen.

CEO Boyce bringt die Vision von Virgin Pulse auf den Punkt: "Wir glauben, dass Alexa zu einem höchst personalisierten und effektiven Personal Coach wird, der den Kunden und ihren Familien dabei helfen wird, einen gesünderen Lebensstil zu verinnerlichen."

Und auch wenn der ein oder andere Datenschützer jetzt empört aufschreien dürfte: Die Technologie ist in der Realität längst am Arbeitsplatz angekommen - in Form von Wearables, Apps und Fitness Trackern. Für die kommenden Jahre erwartet Boyce, dass diese Technologien mit zahlreichen lokalen Signalgebern kombiniert werden. So ein Signalgeber könnte beispielsweise ein Aufzug sein, der daran erinnert, dass es gesünder ist die Treppe zu benutzen. Oder ein Wasserspender in der Büroküche, der bei Betreten automatisch auf sich aufmerksam macht.

Welche KI-Systeme schon im Einsatz sind
Facebook Big Sur
Das unter Open-Source-Lizenz stehende KI-System setzt auf die Nvidia Tesla Accelerated Computing Platform und übernimmt bei Facebook heute komplexe Aufgaben, für die früher auf Drittanbieter-Hardware zurückgegriffen werden musste.
Google RankBrains
Für Suchanfragen, die erstmalig auftauchen, soll RankBrains menschliche Schriftsprache in mathematische Vektoren übersetzen, die die Suchengine dann verarbeiten kann. Diese Form des maschinellen Lernens wird mit steigender Zahl bislang unbekannter Suchanfragen immer besser. Wissbegierige Internetnutzer trainieren das System quasi unbewusst.
Google Deepmind AlphaGo
Besiegte kürzlich den Welt- und den Europameister im asiatischen Brettspiel Go: das KI-System Alpha Go, das von Google Deepmind entworfen wurde.
SwiftKey Neural Alpha
Wer SMS schreibt, bekommt schon länger Wortvorschläge. Mit Neural Alpha will "n-gram"-Erfinder SwiftKey nun aber auch ganze Satzzusammenhänge vorhersagen und so die Texteingabe noch intuitiver machen.
Open AI
Investor und Tesla-Gründer Elon Musk erforscht in der "Open AI"-Initiative zusammen mit anderen Silicon-Valley-Vordernkern die Künstliche Intelligenz zum Wohle der Menschheit. Damit wir keine bösen Terminatoren bekommen, die uns alle versklaven wollen...
Microsoft XiaoIce
Der Microsoft-"Virtual Social Assistant" XiaoIce trägt seit Ende 2015 den Wettbericht im chinesischen Fernsehen komplett ohne menschliche Hilfe vor.
Roboter-Concierge Connie
Wenn Sie demnächst in einem Hilton absteigen, könnten Sie einem kleinen Roboter-Concierge begegnen: "Connie" arbeitet mit Watson-Technologie von IBM und steht Hotelgästen mit Rat und Tat zur Seite. Das Pilotprojekt läuft gerade in den USA.

Work-Life-Balance im Fokus

Technologische Innovationen haben den Arbeitsplatz transformiert: Mitarbeiter können heute dank Smartphone, Tablet und Co. quasi von überall aus arbeiten. Das hat allerdings auch dazu geführt, dass die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben immer weiter verwischen. In manchen Fällen führt das so weit, dass die Mitarbeiter (bei entsprechender Persönlichkeit) überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen, wie Boyce erklärt: "Technologie erlaubt uns, von überall aus zu arbeiten und befähigt uns gleichzeitig, auch private Angelegenheiten relativ komfortabel rund um die Uhr regeln zu können.

Die Arbeit folgt uns nach Hause, das Privatleben folgt uns ins Büro - wir befinden uns in einem permanenten Balanceakt. Der Arbeitsplatz der Zukunft wird sich dadurch auszeichnen, dass die Mitarbeiter nach technologischen Lösungen suchen, die ihnen dabei helfen ihr gesamtes Leben - also den privaten wie den professionellen Bereich - zu managen, losgelöst von Ort und Zeit".

Die Zukunft des Arbeitens wird also noch flexibler, der Fokus wird dabei auf dem persönlichen Wohlbefinden des Einzelnen liegen. Das lässt sich beispielsweise dadurch steigern, dass aktive Menschen tagsüber den obligatorischen Fitnessstudio-Besuch absolvieren können oder Eltern ihre kranken Kinder im Home Office versorgen können. Im Klartext: Weniger Stress und gesteigerte Flexibilität für mehr Gesundheit.

Wohlbefinden von Mitarbeitern steigern

Rentabilität ist im Business Trumpf. Wenn es um den Profit von Gesundheitsinitiativen und Wellness-Programmen geht, fiel den Befürwortern selbiger in den letzten Jahren allerdings die Beweisführung schwer. Das ändert sich nun. Sagt zumindest Chris Boyce: "Viele von uns haben lange Zeit geahnt, dass sich das Wohlbefinden von Mitarbeitern positiv auf Produktivität und Krankenstand auswirkt. In den letzten Monaten hat die Forschung diese Annahme nun untermauert".

Etwa der Wissenschaftler Alex Edmans, der in seinen Untersuchungen zu dem Schluss kommt, dass zufriedene Mitarbeiter die Performance des gesamten Unternehmens steigern. Veränderungen in der Unternehmenskultur würden allerdings nur langsam implementiert, die Benefits könnten also nur schrittweise - Geschäftsjahr für Geschäftsjahr - zutage treten.

Unternehmen sollten die Vorteile von Wellness- und Gesundheitsprogrammen für Ihre Mitarbeiter also nicht länger ignorieren und sich von ihrem ROI-Fokus verabschieden. Statt kurzfristige Erfolge erzielen zu wollen, sollten Sie dazu übergehen, das große Ganze zu betrachten und die langfristigen Vorteile solcher Initiativen fokussieren.

David Batman - medizinischer Berater und ehemals bei Nestle für die Mitarbeitergesundheit zuständig - erklärt, wie dieser Sinneswandel in Unternehmen künftig von statten gehen wird: "Immer mehr Firmen verlangen nach ganzheitlichen Methoden, um die Auswirkungen ihrer Wellness-Programme auf den Geschäftserfolg messen zu können. Dieser Wert wird künftig über rein finanzielle Werte hinausgehen und sich an neuen Daten orientieren - zum Beispiel die Entwicklung eines Mitarbeiters, seinem finanziellen Wohlergehen, seiner physischen Fitness und seiner Produktivität."

Gesundheitsbonus für Mitarbeiter?

Einige Unternehmen versuchen bereits Anreize für eine gesteigerte Mitarbeiter-Gesundheit zu schaffen und verteilen dazu zum Beispiel Fitness Tracker an ihre Angestellten. Laut Eric Finkelstein, Direktor am Lien Centre for Palliative Care wird sich dieser Trend künftig verstärken: "Dadurch, dass Arbeitgeber Anreize durch Wearables schaffen, werden sie Daten über Verhalten, Entscheidungen und individuelle Ziele ihrer Mitarbeiter erfassen können. Durch die neuen Datenquellen haben sie einerseits ein Werkzeug, um einen gesünderen Lebensstil zu fördern, andererseits lassen sich so auch Fortschritte und Ergebnisse messen."

Aber: Ein Wellness-Programm anzustoßen ist die eine Sache. Unternehmen sollten diese ihren Mitarbeitern auch ganz gezielt schmackhaft machen. Es bringt schließlich nichts, viel Geld in eine Gesundheitsinitiative zu stecken, die anschließend keiner nutzt. Vor dem Hintergrund, dass die Kosten für Healthcare jedes Jahr weltweit weiter ansteigen, haben Unternehmen hier auch eine gewisse Verantwortung und sollten bei diesem Thema auch finanzielle Anreize in Erwägung ziehen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation cio.com.