Work-Life-Balance vernachlässigt

Mitarbeiter-Motivation im Keller

13.12.2011 von Kolja Kröger
Mitarbeiter in Europa sind schlecht motiviert. Ihre Leistung wird zu wenig anerkannt, Karriere-Chancen sind zu schlecht, so Studien von Hays und Aon Hewitt.
Flexible Arbeitszeiten sind das wichtigste Werkzeug für eine bessere Work-Life-Balance.
Foto: Hays

Gerade die jungen Kollegen sind es, denen eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtig ist. Mitarbeiter, oft hochqualifiziert, die noch ein ganzes Arbeitsleben vor sich haben - und die ein Unternehmen nicht so gerne verliert. Die Leute in den Firmen aber, die stark für diese Balance mitverantwortlich sind, messen dem Thema weit weniger Bedeutung zu als die Menschen aus der Personalabteilung. Zu dem Schluss kommt der aktuelle "HR Report 2011" der Personalberatungsfirma Hays.

Insgesamt sind nur 46,6 Prozent der 439 Entscheider, die Hays befragen ließ, der Ansicht, in ihrer Firma werde dem Thema Work-Life-Balance eine große Bedeutung zugemessen. Und das, obwohl in fast allen Unternehmen (91,3) Prozent eine flexible Gestaltung der Arbeitszeit möglich ist, obwohl zwei Drittel etwas für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun und gut die Hälfte flexible Arbeitszeitvolumen einsetzt.

Führungskräfte bei Work-Life-Balance nicht sensibel genug

Bei der Befragung kam zutage, dass gerade Führungskräften weniger Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance als den Kollegen aus der Personalabteilung einfielen. "Dies lässt darauf schließen, dass die Thematik bei diesen beiden Zielgruppen noch nicht in ausreichendem Maße kommuniziert wird", urteilt die Studie. Das sei "auf Dauer nicht zielführend".

Vor allem nicht, wenn in Europa die Motivation der Mitarbeiter ohnehin im Keller ist. 50 Prozent der Mitarbeiter in unseren Breiten sind laut einer Untersuchung von Aon Hewitt wirklich engagiert, der weltweite Durchschnitt liegt bei 56 Prozent. Damit stagniert die Motivation global seit 2010, und liegt sogar unter dem Niveau der Krisenjahre 2008 und 2009. Damals legten sie sich ins Zeug, um ihre Firma über Wasser zu halten - bekamen aber wenig dafür zurück.

"Dass die Mitarbeiter weniger engagiert sind als auf dem Höhepunkt der Rezession ist eine harte Tatsache", sagt Bernhard Stieger, Leiter Talent- und Organisation-Consulting der DACH-Region bei Aon Hewitt. "Anscheinend hat mittlerweile viele das Gefühl verlassen, mit der persönlichen Leistung tatsächlich etwas bewegen zu können." Die Firmen senkten ihre Kosten, trieben die Effizienz und ihre Wachstumsziele nach oben. Gespart wurde aber bei der Entwicklung der Mitarbeiter, was die persönlichen Möglichkeiten im Vergleich zu früher verengt habe.

Unternehmen verspielen die Gunst junger Fachkräfte

Der arbeitenden Bevölkerung missfällt, wie die Unternehmen ihre Leistung fördern und welche Karriee-Chancen sie ihnen bieten - aber auch wie die Arbeit wertgeschätzt wird. Die Zufriedensheitswerte dafür liegen in Europa besonders niedrig, bei etwa 35 Prozent.

Dabei spielen gerade für junge Kollegen, die High Potentials also, Karriereperspektiven sowie Förder- und Entwicklungsprogramme eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, diese Leute zu halten, so die Ergebnisse der Hays-Studie. Karrierechancen sahen 70 Prozent als wichtig für die Bindung jüngerer Mitarbeiter an, aktive Förderung und Entwicklung landeten bei 57,9 Prozent. Unabhängig vom Alter gelten aber auch flexible Arbeitszeitmodelle (67,2 Prozent) als wichtig für die Mitarbeiterbindung.