Nach dem Outsourcing an HP

MLP rechnet jetzt nach Verbrauch ab

07.09.2009 von Andrea König
Der Finanz- und Vermögensberater MLP hat das Management eines Großteils seiner Geschäftsanwendungen an HP ausgelagert. MLP-CIO Klaus Strumberger erläutert CIO.de seine Beweggründe.

Der unabhängige Finanz- und Vermögensberater MLP hat zum 1. August das Management eines Großteils seiner Geschäftsanwendungen an HP ausgelagert. Das neue Abkommen umfasst unter anderem Kernanwendungen für Vertrieb, Service und Produktentwicklung. Die beiden Unternehmen unterzeichneten einen Vertrag mit einer Laufzeit bis 2015. HP verantwortete bisher bereits das Management der IT-Infrastruktur von MLP. CIO.de sprach mit Klaus Strumberger, CIO von MLP.

MLP-CIO Klaus Strumberger.

CIO: Warum haben Sie sich für das neue Outsourcing-Projekt entschieden?

Strumberger: Im Frühsommer 2008 haben wir unsere Optionen evaluiert. Wir wollten herausfinden, wie sich ein weiteres Outsourcing auf unsere Flexibilität, unsere Handlungsfähigkeit sowie Skaleneffekte und Effizienz auswirkt. Natürlich standen dabei auch Aspekte wie eine weitere Qualitätssteigerung und Kundenorientierung im Fokus. Die Analyse hat gezeigt: Ein Outsourcing bringt deutliche Vorteile mit sich.

CIO: Was versprechen Sie sich vom Outsourcing?

Strumberger: Durch die Auslagerung an den Provider können wir Risiken minimieren, zum Beispiel Betriebs- oder auch Ausfallrisiken. Außerdem erreichen wir Qualitätsvorteile. Nehmen wir beispielsweise ein SAP-Upgrade. Normalerweise müssen wir hier spezifisches Know-How aufbauen - obwohl wir es lediglich einmalig benötigen. Durch das Outsourcing kaufen wir uns nun das Know-How gezielt ein.

CIO: Gibt es weitere Vorteile für Sie?

Strumberger: Ja. HP berechnet seine für uns erbrachten Dienstleistungen nach dem Utility-Prinzip. Dabei werden IT-Leistungen zu Services gebündelt und nach Verbrauch abgerechnet. Dieses Preismodell macht uns viel flexibler und senkt auch die Kosten.

MLP spart mit seiner Outsourcing-Strategie Geld

CIO: Sie gehen also davon aus, dass Sie mit ihrer Outsourcing-Strategie Geld sparen?

Strumberger: Ja, auf jeden Fall.

CIO: Verbleiben denn noch Aufgaben im Unternehmen?

Strumberger: Mit dem neuen Abkommen setzen wir unsere Strategie fort, uns intern auf die IT-Aufgaben zu konzentrieren, die nah am Kerngeschäft sind. 1999 haben wir dazu unsere Infrastruktur an HP ausgelagert, nun ist ein Großteil unserer Geschäftsanwendungen hinzugekommen. Bei MLP bleiben strategische Fragestellungen, Planungsfragestellungen und die Architektur. Hinzu kommt die Verantwortung für die Umsetzung und Einhaltung von Gesetzen und Auflagen, die gerade im Finanzdienstleistungsmarkt sehr vielfältig sind.

CIO: Welche personellen Veränderungen gab es?

Strumberger: Insgesamt gehen 55 Mitarbeiter mit dem neuen Abkommen an HP über. Hinzu kommt, dass wir bislang regelmäßig zur Betriebsunterstützung oder für Projektarbeiten externe Berater beauftragen mussten - das benötigte Know-how aber nicht immer am Markt verfügbar war. Durch die Verlängerung der Werkbank mit HP gehört dieses Problem der Vergangenheit an.

CIO: Outsourcing muss gesteuert werden. Wer macht das?

Strumberger: Das macht die bestehende Mannschaft bei MLP mit. Das Know-how zur Providersteuerung haben wir bereits seit 1999 im Unternehmen.

Outsourcing wird Trend in der Finanzbranche

CIO: Die Finanzbranche ist beim Thema Outsourcing ja eher zaghaft. Sehen Sie sich als Vorreiter?

Strumberger: Beim ein oder anderen in der Branche herrscht Unsicherheit, das stimmt. Aber viele Häuser prüfen momentan ihre Optionen. Ich denke, dass sich hier noch viel bewegen wird.

CIO: Haben Sie Pläne für weiteres Outsourcing?

Strumberger: Nein, derzeit haben wir keine weiteren Pläne. Wir haben uns im Vorfeld genau überlegt, was wir am Markt optimieren und wo wir Vorteile erreichen können. Wir haben evaluiert, was wir beim Outsourcer sehen und wie die Zusammenarbeit zwischen unserer eigenen IT und dem externen Provider auf der einen und unseren Fachbereichen auf der anderen Seite aussehen soll. Das Ergebnis ist ein Zuschnitt, mit dem wir sehr gut dastehen. Daher gibt es keine Pläne für weiteres Outsourcing.

CIO: Welches Ziel möchten Sie mit Ihrer IT-Strategie erreichen?

Strumberger: Früher haben bei uns die Eigenentwicklungen dominiert, dann kam die Standardisierung. In den kommenden drei bis vier Jahren wollen wir die IT als Business Service weiter ausbauen. Das heißt, wir schaffen dezidierte Services für Geschäftsprozesse, genau abgestimmte SLAs und berechnen die beim Provider erbrachten IT-Leistungen nach dem Utility-Prinzip.