Potenzial erkannt, aber nicht ausgeschöpft

Nachholbedarf beim Business Process Management

17.06.2008 von Andrea König
Unternehmen zeigen immer größeres Interesse an Business Process Management (BPM). Trotzdem besteht bei vielen Firmen noch Entwicklungsbedarf. Das ist das Ergebnis einer Studie des Informationsportals BPTrends.

Die Mehrheit der befragten Unternehmen hat damit begonnen, ihre Prozesse verbindlich zu dokumentieren. Bei diesen Firmen gibt es allerdings noch keine vollständige Implementierung einer unternehmensweiten Prozessarchitektur, keine systematische Messung der Performance und keine kontinuierliche, unternehmensweite Steigerung der Prozesseffizienz.

Unternehmen setzen auf BPM, um Kosten zu senken und ihre Produktivität zu steigern.

Firmen entscheiden sich für die Einführung von BPM vor allem aus der "Notwendigkeit von Einsparungen durch Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen" (56 Prozent) und der "Notwendigkeit, das Management besser zu koordinieren beziehungsweise die Reaktionsfähigkeit des Unternehmens zu steigern" (51 Prozent).

BPM-Suiten haben sich zum strategischen Anliegen entwickelt.

Das Interesse an BPM-Suiten als Alternative zur reinen Prozessmodellierung wächst: Die Hälfte der Teilnehmer gab an, dass ihr Unternehmen BPM als strategische Disziplin verfolgt. 26 Prozent der Befragten bezeichneten BPM als "wichtiges strategisches Anliegen" der Unternehmensleitung". Weitere 24 Prozent sagten, ihre Firma sei "mit mehreren hochrangigen Prozessprojekten bereits stark aktiv".

Mehr als eine Kombination von Software-Technologien

Das Thema BPM wird in den Augen der Unternehmen facettenreicher. Während in einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2006 noch 16 Prozent der Befragten BPM als reine Kombination von Software-Technologien betrachteten, sahen das in der aktuellen Studie nur noch neun Prozent so.

BPM ist mehr als eine reine Kombination von Software-Technologien.

Stattdessen bezeichneten sie BPM als "Top-down-Methode für die Strukturierung, Verwaltung und Bewertung eines Unternehmens auf der Grundlage seiner zentralen Prozesse" (40 Prozent) beziehungsweise als "systematischen Ansatz für die Analyse, Neugestaltung, Optimierung und Verwaltung eines bestimmten Prozesses" (29 Prozent).

Bei Dokumentation und Methoden wird Potential nicht ausgeschöpft

Allerdings besteht in vielen Unternehmen Entwicklungsbedarf im Umgang mit BPM: Die Befragten gaben mehrheitlich an, bei ihnen würden Prozesse nur "teilweise" dokumentiert und mit modernen Methoden gepflegt (55 Prozent).

Das Fehlen einer unternehmensweiten Prozessarchitektur hemmt oft weitere Aktivitäten: So ist es nur "teilweise" möglich, Prozessmodelle zu standardisieren, Komponenten in aufeinanderfolgenden Implementierungen wiederzuverwenden oder konsistente Bewertungsstrategien zu definieren.

Steigendes Interesse an BPM-Suiten

Die Nutzung wird oft auch dadurch behindert, dass vorhandene Anwendungen aktuelle Prozesse nicht unterstützen. Deshalb steigt das Interesse an BPM-Suiten deutlich. Beabsichtigten 2006 noch elf Prozent der Befragten den Kauf einer solchen Suite, ist es in der aktuellen Studie bereits ein Viertel der Befragten.

Für die Studie "State of Process Management 2008" befragte das Informationsportal BPTrends 274 Führungskräfte. Die Teilnehmer stammen aus mehr als 15 Branchen, 15 Prozent von ihnen sind in einer Position als "IT Manager/IT Developer" tätig.