Wie junge Leute täglich mit E-Mail, Messaging und Social Networks umgehen

Nachwuchskräfte lassen sich nicht mehr alles vorsetzen

19.02.2009 von Nicolas Zeitler
Die künftige Arbeitnehmer-Generation verlangt mehr Mitspracherecht bei der Wahl von Programmen, Browsern und Desktop-Ausstattung. Gewährt man es ihnen nicht, handeln die sogenannten "Millennials" eigenmächtig. Denn sie wollen im Büro mit der Technik arbeiten, die sie von Zuhause kennen.

Die Internet-Generation bestimmt, wie Firmen mit IT-Trends umgehen müssen. Ob internet-orientierte IT, Collaboration und Communities oder mobile Endgeräte und neue Verfahren fürs Daten-Management: CIOs tun gut daran, sich nach den Wünschen der Angestellten und möglichen zukünftigen Mitarbeiter zu richten, die in den Jahren 1977 bis 1994 geboren wurden.

Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander: Jeder Zweite will mit einem Rechner eigener Wahl arbeiten, nur jeder Dritte darf es (Quelle: Accenture).
Foto: Accenture

Das hat zumindest eine Umfrage des Beratungsunternehmens Accenture unter 570 Schülern und Berufstätigen zwischen 14 und 32 Jahren ergeben. Diese sogenannten "Millennials" sind mit Internet und mobilen Endgeräten aufgewachsen oder erwachsen geworden. Sie sind jetzt in den ersten Berufsjahren oder werden in Kürze ihre erste Stelle antreten - mit hohen Ansprüchen an Technologie. So sagen zwei Drittel der Befragten, für die Wahl ihres nächsten Arbeitgebers sei entscheidend, ob er ihnen neueste Technologie zur Verfügung stelle.

In ihrer Freizeit kommunizieren die Millennials häufig übers Internet. Sechs Stunden verbringen sie jede Woche mit Instant Messaging, vier Stunden in Social Networks und zwei Stunden mit dem Lesen und Schreiben von E-Mails.

Die E-Mail allerdings schätzen sie als Kommunikationsmittel immer weniger. Die Berufstätigen aus der Internet-Generation verbringen derzeit jede Woche 6,6 Stunden mit dem Lesen und Schreiben von E-Mails. Viel lieber würden sie über Instant Messaging und Social Networks kommunizieren. Soziale Netzwerke anstelle von Mails kann derzeit jeder Dritte für die Verständigung mit Kollegen und Geschäftspartnern nutzen, einsetzen würde dieses Instrument aber gern jeder Zweite. Die Millennials, die noch die Schulbrank drücken, wünschen sich sogar zu zwei Dritteln Social Networks als berufliches Kommunikationsmittel.

Eine ähnliche Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit herrscht beim Einsatz von Instant Messaging. Ein Viertel der arbeitenden Millennials kann Programme wie ICQ nutzen, statt kurze Mails zu schreiben oder zum Telefonhörer zu greifen. Den Wunsch, so zu arbeiten, haben 39 Prozent. Die befragten Schüler wollen sogar zu 64 Prozent IM-Software einsetzen.

Mit Firefox statt Internet Explorer arbeiten

Auch was die Wahl anderer Arbeitsmittel angeht, wünscht sich die junge Generation mehr Mitspracherecht. Immerhin jeder Dritte kann heute schon mit einem Rechner arbeiten, der seinen Wünschen entspricht. 49 Prozent der Berufstätigen wünschen sich das. Von den Schülern haben sogar 82 Prozent den Anspruch, später einmal selbst zu entscheiden, was für ein Computer auf dem Schreibtisch steht.

Wie zuhause, so am Arbeitsplatz: Die Millennials schleppen ihre gewohnten Anwendungen in die Firmen ein.
Foto: Accenture

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Desktop-Programmen. Fast jeder Zweite würde etwa bei der Wahl des Internet-Browsers gern eigene Wünsche anmelden, nur ein Drittel darf wirklich mit entscheiden. Von den noch nicht Berufstätigen wünschen sich sogar 77 Prozent, dass sie später selbst zwischen Firefox und Internet Explorer wählen dürfen.

Social Networking ohne Billigung der IT-Abteilung

Allerdings warten die 14- bis 32-Jährigen oft nicht, dass ihnen der Arbeitgeber die gewünschten Geräte und Programme zur Verfügung stellt. Vor allem alternative Browser wie Opera oder Firefox setzen sechs von zehn Befragten einfach ein, obgleich bei der Hälfte von ihnen die IT-Abteilung dieses Vorgehen nicht unterstützt. Mehr als ein Drittel nutzt soziale Netzwerkseiten, wobei in fast der Hälfte der Unternehmen die Verantwortlichen dagegen sind.

Das Sicherheitsbewusstsein ist dabei oft gering ausgeprägt. Jeder fünfte Millennial weiß nicht, ob sein Arbeitgeber verbietet, Angaben über Arbeit und Kunden in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Jeder zehnte versteht die Vorgaben seines Arbeitgebers zu dieser Sache nicht oder hält sich nicht daran. Und fast jeder Dritte gab in der Befragung an, es gebe in seiner Firma gar keine solchen Anweisungen.

Für die Verfasser der Umfrage ergibt sich daraus, dass Richtlinien zum Umgang mit Firmenangaben in Wikis oder Social Networks für Firmen unerlässlich sind - gerade angesichts des privaten Verhaltens der jungen Mitarbeiter. Denn die gaben mehrheitlich an, in ihrer Freizeit gern Privates über sich und ihre Freunde preiszugeben.

Motivierte Mitarbeiter dank Social Networks

Die neuartigen Kommunikationsinstrumente zu verbannen, komme dagegen nicht in Frage. Denn die Nutzung moderner Verständigungsmittel werde zu einem wichtigen Kriterium für ein Unternehmen, um motivierten Mitarbeiter-Nachwuchs zu gewinnen. Die Millennials hätten die richtige Einstellung gegenüber webbasierten Prozessen, die immer wichtiger für die Wettbewerbsfähigkeit würden. Sogar einen Nutzen für die Umwelt wollen die Berater von Accenture aus der Einstellung der jungen Generation ableiten: Die Bereitschaft der Millennials zu flexiblen Arbeitsmodellen könne sich positiv auf die Green-IT-Agenda von Firmen auswirken.

Die Studie hat Accenture unter dem Titel "Millennials vor den Toren - Anspruch der Internet-Generation an IT" veröffentlicht. Befragt wurden 570 Schüler und Berufstätige. Die Berufstätigen haben alle mindestens die mittlere Reife.