Globalisierung beim Outsourcing

Nearshore- und Offshore-Kapazitäten sind gefragt

16.10.2006 von Andreas Schaffry
Globalisierte Geschäfte wirken sich nicht nur auf Unternehmen, sondern auch auf das Software- und IT-Servicegeschäft aus. Entwicklungs- und Wartungsarbeiten werden verstärkt aus den Industriestaaten in Schwellenländer verlagert. Auch deutsche IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen bieten inzwischen ihren Kunden verstärkt Nearshore- beziehungsweise Offshore-Kapazitäten. Zu diesem Ergebnis kommt das Beratungshaus Lünendonk in einer aktuellen Untersuchung.

Der steigende internationale Wettbewerbsdruck verlangt von IT-Dienstleistern, ihre Kosten für Entwicklung, Betrieb und Wartung von Software zu senken. IT-Beratungshäuser und IT-Service-Unternehmen verlagern Software-Entwicklung und Wartungsarbeiten an laufenden Kundensystemen immer mehr in Schwellenländer Mittel- und Osteuropas sowie Ostasiens. Das beschert dem traditionell multinationalen IT-Software- und IT-Services-Geschäft eine neue Dimension.

Ein Grund hierfür liegt in den - verglichen mit westlichen Industriestaaten - deutlich geringeren Personalkosten. Laut Lünendonk lassen sich damit stark standardisierte Themen wie die Software-Entwicklung und -programmierung zu wesentlich günstigeren Kosten durchführen. Das senkt in einem Markt mit engen Margen die internen Kosten.

Nearshore- und Offshore-Kapazitäten steigen

Fast zwei Drittel der für die Lünendonk-Studie befragten deutschen IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen bieten ihren Kunden bereits Nearshore- beziehungsweise Offshore-Kapazitäten an. Von den Top-10-IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen sind es 83 Prozent, von den mittelgroßen und kleineren Unternehmen rund 60 Prozent.

68 Prozent der Unternehmen, die solche Nearshore- oder Offshore-Kapazitäten anbieten, nutzen hierfür eigene Kapazitäten. Das sind in der Regel Tochter- oder Schwestergesellschaften in den Regionen mit niedrigeren Struktur- und Personalkosten. Knapp ein Drittel bietet Kapazitäten eines Partners beziehungsweise eines externen Dienstleisters an.

Besonders ausgeprägt ist bei den Top-10-Unternehmen die Tendenz, nur eigene Nearshore- und Offshore-Kapazitäten anzubieten. Von den sechs Unternehmen, die auf die Frage antworteten, gaben dies über vier Fünftel zu Protokoll, der Rest stellt bei Bedarf Partner-Kapazitäten bereit.

Projektumsätze sind noch überschaubar

Allerdings ist der Anteil von Near-/Offshore-Aktivitäten an den Projektumsätzen in der Regel noch relativ gering. Er beträgt bei mehr als drei Viertel der Studienteilnehmer maximal fünf Prozent. Vor allem kleine und mittelgroße IT-Service-Unternehmen kommen kaum über diesen Prozentanteil hinaus. Nur zehn Prozent der Firmen weisen Umsatzanteile aus Nearshore-/Offshore-Kapazitäten von bis zu 20 Prozent aus und bei sieben Prozent macht er über 20 Prozent aus. Im laufenden Jahr 2006 wollen die Unternehmen ihre Umsatzanteile aus den Nearshore/Offshore-Kapazitäten moderat steigern.

43 Prozent der IT-Beratungs- und IT-Service-Unternehmen gaben als Umsatzziel mehr als fünf Prozent an. Das ist im Vergleich zum Jahr 2005 eine Steigerung von 19 Prozent. Im Rahmen der Studie fragten die Lünendonk-Berater zudem, wie hoch nach Schätzung der Unternehmen der Nearshore-/Offshore-Anteil im Durchschnitt im deutschen Markt ist. Fast 60 Prozent der für die Studie befragten Unternehmen glauben, dass der Anteil derzeit bei maximal zehn Prozent liegt.

Im Rahmen der Untersuchung "Führende Standard-Software-, IT-Beratungs- und IT-Service-Unternehmen in Deutschland“ befragte Lünendonk mehr als 70 deutsche IT-Dienstleister.