1250 Filialen im Tunnel

Netto vernetzt sich per VPN

04.07.2008 von Riem Sarsam
Der Discounter Netto hat seine Zentrale mit den einzelnen Filialen vernetzt. Mit der VPN-Lösung werden unter anderem Bestell- und Kassendaten sowie EC-Karten-Abfragen übertragen.

Dem Handelskonzern ging es darum, Daten so aktuell wie möglich zu übermitteln. Nur so kann er umgehend auf Kundenbedürfnisse reagieren, Verkaufsstrategien rasch anpassen und die Lagerbestände möglichst klein halten. Mit der jetzt gefundenen Lösung besitzt Netto Infrastruktur, die alle Netzteilnehmer sicher und ohne großen Aufwand miteinander verbindet. Ein Virtual Private Network (VPN) bindet sämtliche Filialen an die Zentrale an und überträgt unter anderem Bestelldaten, Kassendaten und EC-Karten-Abfragen.

Das Unternehmen zählt mittlerweile über 1.250 Filialen. Sitz der Unternehmensführung mit Verwaltung und Logistikzentrum ist Ponholz bei Regensburg. Alle Bestellungen, Rabattaktionen und Verkaufszahlen werden hier zentral verwaltet und bearbeitet. Darüber hinaus besitzt Netto sieben über Deutschland verteilte Logistikzentren, die sämtliche Filialen mit Waren versorgen. Gesucht wurde nach einer Lösung, über welche die Verwaltung in Ponholz möglichst schnell und tagesaktuell die nötigen Daten erhält. Um die Übertragung der Daten zu beschleunigen, sollte die ISDN-basierte Lösung durch eine Infrastruktur mit höherer Bandbreite ersetzt werden.

Mit dem VPN läuft die Datenübertragung über das Internet, also schneller als zuvor. Sichere VPN-Tunnel verbinden jeden einzelnen Netzwerkteilnehmer mit der Zentrale, die Datenpakete werden verschlüsselt. Damit ist gewährleistet, dass kein unbefugter Dritter auf die unternehmensinternen Daten zugreifen kann.

Bei der Auswahl des Herstellers der Netzwerkgeräte fiel die Entscheidung auf die Funkwerk Enterprise Communications GmbH (FEC). Unter anderem war das FEC-Tool XAdmin ein wichtiges Argument für Netto: Es soll den serienmäßigen Roll-Out einer VPN-Infrastruktur vereinfachen, da sich mehrere Router zentral steuer lassen. Der Administrator muss nicht jeden Router einzeln konfigurieren, sondern gibt globale Einstellungen für alle Router oder für Gruppen ein. Interessant war zudem, dass das Instrument auch die nachträgliche Einbindung von neuen Filialen erlaubt - ein bestehendes Routerprofil kann auf ein neues Gerät aufgespielt werden. Außerdem habe eine ISDN-Back-up-Anbindung der Router für den Einsatz der FEC-Produkte gesprochen - fällt die DSL-Verbindung aus, sorgt die Back-up-Anbindung dafür, dass die Filialen nicht von der Zentrale abgeschnitten sind.

Um die Benutzerfreundlichkeit und die Zuverlässigkeit der Router zu testen, setzte Netto die Geräte in einigen Filialen im Probebetrieb ein - erst nach dieser Prüfung fiel die endgültige Entscheidung. Umgesetzt hat das Projekt die unternehmenseigenen EDV-Abteilung von Netto. Insgesamt 1200 Router installierte sie in den einzelnen Netto-Märkten.

Die gesamte Implementierungsdauer betrug weniger als neun Monate. Das neue System wächst mit dem Unternehmen mit: Netto eröffnet jährlich rund 150 neue Filialen, die nun ohne zusätzlichen Aufwand angebunden werden können. Zudem wird das Unternehmen nach dem jüngsten Beschluss der Kartellbehörde rund 2500 Plus-Märkte in sein Filialnetz einbinden (siehe Kasten: Kartellamt gibt grünes Licht).

Netto / Vernetzung der Filialen

Branche

Handel

Zeitrahmen

sechs bis neun Monate

Produkte

X8500, X1200II, R3000, XAdmin

Dienstleister

Funkwerk

Umfang

über 1250 Filialen

Internet

www.netto-online.de

Kartellamt gibt grünes Licht: Edeka schnappt sich Plus

Nach sechsmonatiger Prüfung hat das Bundeskartellamt die die Freigabe für den Zusammenschluss der beiden Discounter Netto und Plus erteilt. Zur Bedingung machte die Behörde allerdings eine Verkleinerung des Filialnetzes von Plus - 378 der rund 2900 Niederlassungen müssen abgestoßen werden, und verbietet eine Einkaufskooperation der beiden Handelsriesen Edeka und Kaiser’s Tengelmann.

"Die Hängepartie ist beendet." Diese Aussage von Edeka Vorstandssprecher Markus Mosa dürfte für die Plus-Mitarbeiter wohl einer der treffendsten Kommentare gewesen sein. Zumindest für die meisten, denn wie es in den Filialen weitergeht, die nun verkauft werden müssen, ist noch offen.

Klar hingegen ist, dass Edeka seine Discounter-Säule nun mit zwei Namen weiterführen wird. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung ankündigte, sollen in den nächsten 18 Monaten 1750 der 2500 Plus-Filialen auf Netto umgestellt werden. Weiterhin unter dem Namen Plus sollen die anderen 750, vor allem in Innen- und Großstädten gelegenen, Märkte arbeiten.

Mosa kündigte auch an, dass Netto alle 25000 Mitarbeiter von Plus übernehmen und bis 2010 sogar weitere 2500 einstellen wolle.

Mit dem Zusammenschluss von Netto und Plus kontrolliert Edeka den deutschlandweit drittgrößten Discounter nach Aldi und Lidl. Der Konzern umfassst künftig mit 3800 Filialen, rund 50000 Mitarbeitern und erzielt einen Bruttoumsatz von mehr als zehn Milliarden Euro.