Humboldt-Uni

Neuer Personalausweis bekommt Forschungslabor

05.10.2012 von Johannes Klostermeier
In einem neuen Labor von Humboldt-Uni und Bundesdruckerei sollen zehn Studenten und Mitarbeiter an sicheren Identitäten forschen.

Kooperationen zwischen Wirtschaft und Hochschulen werden immer beliebter. Nun hat die traditionsreiche Humboldt-Universität in Berlin zusammen mit der 2000 privatisierten und seit 2009 wieder staatlichen Bundesdruckerei einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.

Das Gebäude der Bundesdruckerei in der Berliner Oranienstrasse.
Foto: Bundesdruckerei GmbH

Zur Eröffnung des neuen „BeID"-Labors übergab die Bundesdruckerei den Open Source Code zur Nutzung des neuen Personalausweises der Software „eIDClientCore" an das Institut für Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Software ist der Basis-Code zur Programmierung von Software für die Nutzung der Online-Ausweisfunktion des neuen Personalausweises. Die Humboldt-Universität stellt die Software ab sofort als Open Source bereit.

Professor Peter Frensch, Vizepräsident für Forschung der Humboldt-Universität, und Ulrich Hamann, Geschäftsführer der Bundesdruckerei, eröffneten zudem symbolisch das Forschungslabor „BeID-Lab". Im neuen Labor, das an der Humboldt-Universität in Berlin-Adlershof angesiedelt ist, wollen die Partner gemeinsam Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der „Sicheren Identität" und der Sicherheitstechnologien umsetzen sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern.

Anwerbung von potenziellen IT-Fachkräften

Der Name „BeID-Lab" steht dabei für „Berlin elektronische Identitäten Labor", dieses wiederum ist ein Ergebnis der bisherigen Forschungskooperation des Instituts für Informatik der Humboldt-Universität und der Bundesdruckerei. Letzter geht es neben der Abschöpfung des universitären Wissens auch um die frühzeitige Anwerbung von potenziellen Arbeitskräften auf dem Gebiet der elektronischen Identitätsforschung. "Es ist recht schwierig, auf diesem Gebiet Fachleute zu rekrutieren", sagte Hamann.

„Die Forschungspartnerschaft mit der Bundesdruckerei – als eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich „Sichere Identitäten" – eröffnet uns neue Möglichkeiten in der anwendungsorientierten Forschung", sagte Frensch während des Pressegesprächs.

Der Geschäftsführer der Bundesdruckerei führte aus, dass Identitätsprüfungen in einem globalen, mobilen und digitalen Umfeld eine Herausforderung im Bereich der „Sicheren Identität" seien. Und weiter sagte er: „Wir wollen sicher sein, das das Gegenüber wirklich derjenige ist, für den er sich ausgibt. Im anlogen Leben ist das weitgehend problemlos. Im elektronischen Leben ist das alles etwas schwieriger."

Vernetzung mit Forschung ist Strategie der Bundesdruckerei

Auch neue mobile ID-Anwendungen sollen im gemeinsamen Labor erprobt werden.

Die Vernetzung mit Universitäten und Forschungseinrichtungen ist seit Jahren ein wichtiger Bestandteil der Strategie der Bundesdruckerei. Als mittelständisches Unternehmen sei man nicht in der Lage, sich große Forschungsabteilungen zu leisten, so könne man aber an vorderster Front der Forschung mit dabei sein. Zusammen mit verschiedenen Fraunhofer Instituten in Berlin und Potsdam gibt es bereits ähnliche Kooperationsprojekte.

„Im „BeID-Lab" wollen wir unsere Industrie-Expertise mit dem Know-how der Humboldt-Universität bei der Analyse und dem Design von sicheren Systemarchitekturen und Smart-Cards zusammenbringen", sagte Hamann. Man wolle zusammen sichere Infrastrukturen, sichere Architekturen, sichere und sichere Software entwickeln, die eine Verbindung zwischen dem Menschen und dem Netz herstellen (Stichwort: „Digital handshake").

Als erstes Projekt veröffentlichten die Partner unter https://sar.informatik.hu-berlin.de/BeID-lab/eIDClientCore die Software „eIDClientCore". Mit dem Code sollen IT-Experten die Basis-implementierung zur Programmierung eigener Anwendungen für die Online-Ausweisfunktion des neuen Personalausweises und des elektronischen Aufenthaltstitels erhalten.

Das neue Labor wird von Professor Jens-Peter Redlich geleitet, er ist auch stellvertretender Direktor am Institut für Informatik. Hier sollen Entwickler ihre Ideen für den Einsatz des Personalausweises ausgiebig testen können. Dabei geht es auch um mobile eID-Anwednungen per Smartphone und um Forschungen zur Nutzung der Digitalen Signatur mit dem neuen Ausweis.

Für mobile eID-Anwendungen per Smartphone

Bisher kann der neue Personalausweis lediglich am PC genutzt werden. Die Software „eIDClientCore" ermögliche aber auch die Datenübermittlung mittels Online-Ausweisfunktion von einem beliebigen Quellsystem aus. Das können Fahrkartenautomaten, Tablet-PCs oder Smartphones sein. "Somit werden viele neue Dienste möglich", hieß es.

16 Millionen ausgegebene neue Ausweise in zwei Jahren.
Foto: Bundesministerium des Innern (BMI)

Die Software wurde von der Innovationsabteilung der Bundesdruckerei entwickelt. „Unser Anliegen ist es, mit der heutigen Offenlegung des Software-Codes mehr Akzeptanz und Vertrauen zu schaffen, um so eine breite Nutzung der eID-Funktion in verschiedensten Diensten anzustoßen", sagte Manfred Paeschke, Leiter der Innovationsabteilung der Bundesdruckerei. 16 Millionen Ausweise sind seit dem Start in den letzten zwei Jahren ausgeliefert worden; 44 Anwendungen stehen für die Nutzer laut Hamann bereit.

Der Rahmenvertrag zwischen den Partnern sei zunächst auf ein Jahr angelegt, "bei Erfolg ist er aber unendlich", hieß es von Seiten der Bundesdruckerei. Laut Professor Frensch von der Humboldt-Universität werde zwischen den Partnern derzeit aber auch schon diskutiert, im Rahmen der Kooperation einen Lehrstuhl "mit allen damit verbundenen Konsequenzen" in diesem Bereich einzurichten.

In Berlin hatte Google-Vorstand David Drummond an der Humboldt-Universität bereits im November 2011 das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft eröffnet. Die Forschung soll für jeden nutzbar sein.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schesterpublikation CIO.