Analyse für TV-Commerce

Noch ein Roter Knopf auf der Fernbedienung

26.07.2011 von Hartmut  Wiehr
Nach Mobile Commerce nun TV-Commerce. So sehen es zumindest Marktforscher. Das Internet soll es möglich machen.

Der klassische Ladenhandel bekommt neue Geschwister: Neben dem Online-Shopping, das bereits zu einem bedeutenden Faktor geworden ist, stehen der Mobile Commerce und das interaktive Fernsehen in den Startlöchern. Fernsehen plus Internet könnte das Fernsehen plus Telefon oder klassischer Katalogbestellung ablösen. Das ginge schneller, und der Couch Potato könnte sich direkt im Wohnzimmer beim Hin- und Herzappen in einen kaufwütigen Konsumenten verwandeln. Doch der schon oftmals angekündigte Durchbruch ist bisher ausgeblieben.

Patrick Sturm, Gründer des Consulting-Unternehmens Mücke, Sturm & Company, schwört auf den kommenden Durchbruch von TV-Commerce.
Foto: MS&C

Laut einer neuen Marktstudie der Managementberatung Mücke, Sturm & Company (MS&C) könnte sich das nun ändern. Erstmals stünden die Chancen dank des Erfolgs internetfähiger Fernseher gut, und ein Milliardenmarkt eröffne sich damit speziell für TV-Commerce. In der jetzt vorgestellten Analyse geht MS&C von einem Umsatz mit TV-Commerce im Jahr 2016 im Umfang von bis zu 1,83 Milliarden Euro aus. Online-Shops und TV-Sender könnten als Key Player am meisten von dieser Entwicklung profitieren.

Allerdings stützt sich die Prognose lediglich auf zwei Annahmen: Erstens geht sie davon aus, dass sich deutsche Haushalte bis zum Jahr 2015 zu über 50 Prozent ein internetfähiges Fernsehgerät angeschafft haben; und zweitens unterstellt man bei MS&C, die TV-Sender werden sich in diesem Geschäftszweig stärker engagieren. Verwirklicht sich dieses Szenario, dann würde "das Fernsehen nach PC, Smartphone und Tablet zum vierten E-Commerce-Screen“.

Patrick Sturm, Managing Partner bei MS&C, zieht folgende Bilanz: "TV-Commerce befindet sich in einer frühen Marktphase. Marktteilnehmer sollten sich jetzt positionieren, um zukünftig am Umsatz partizipieren zu können.“ Die Marktforscher haben in ihrem Bericht einige Erfolgsfaktoren analysiert, mit deren Hilfe sich Anbieter in diesem neuen Markt etablieren könnten.

Am meisten hocken Menschen in Deutschland noch immer vor der Glotze. Internet-fähige Fernseher könnten dem TV-Commerce viele "emotionalisierte" Käufer zuführen.
Foto: MS&C

Dazu gehören auf technischer Ebene:

- Red Button: Über einen Knopf auf seiner Fernbedienung kann der Zuschauer zu einer Sendung passende Produkte erwerben.

- Portal: Ähnlich dem iPhone werden auf der Benutzeroberfläche des Internet-Fernsehers Apps zum Bestellen angezeigt.


- Web-Browser: An die Darstellung auf dem TV-Gerät angepasste Web-Seiten ermöglichen zeitnahes Bestellen.

Die Erfolgsfaktoren für TV-Commerce

Auch kleine Deltas können große Umsatzsteigerungen bedeuten: Die Berater von MS&C prognostizieren dem deutschen TV-Commerce im Jahr 2016 einen Umsatz von 1,83 Milliarden Euro.
Foto: MS&C

Laut Marktstudie ist Red-Button-Technologie die erfolgversprechendste Variante. Denn anders als bei Portal und Browser werde "der Zuschauer durch das TV-Programm emotionalisiert und so zu Impulskäufen angeregt“.

MS&C empfiehlt interessierten Retailern darüber hinaus, sich über die verschiedenen Angebote der TV-Hersteller zu informieren: Je nach deren Marktanteil und Interesse an TV-Commerce sollte eine Auswahl für eine Plattform getroffen werden. Gerade in der Anfangsphase des TV-Commerce stünden die TV-Hersteller und vor allem die Sender in der Pole Position.

Online-Shops und Dienstleister sollten sich nach Ansicht von MS&C jetzt positionieren, um bei diesem zukunftsträchtigen Markt dabei zu sein.