Kleider machen Karriere

Ohne Anzug wird man nichts

04.07.2013 von Bettina Dobe
Wer befördert werden will, muss im Büro schick sein, so eine Studie. Das sollten gerade Mittelständler beachten – denn diese vergreifen sich offenbar häufiger bei der Kleiderwahl.

Schlabberjacken, verwaschene Shirts und zerrissene Jeans – dieses Outfit mag privat in Ordnung sein. Karrieretechnisch bringt ein solcher Aufzug allerdings nicht den gewünschten Erfolg. Zwar zählen Fachqualifikation und soziale Kompetenz viel, wenn es um eine Beförderung geht. Gerade ITler sollten sich aber vor Augen halten, dass ihr Erscheinungsbild ebenso wichtig ist – auch wenn das Klischee des IT-Nerds, der T-Shirts mit witzigen Sprüchen trägt und sich durch Kellerbräune auszeichnet, meist nicht mehr gilt. Gerade Manager sollten wissen, dass sie nur im Anzug ernst genommen werden. Die Kleidung macht die Karriere.

Gerade Manager sollten wissen, dass sie nur im Anzug ernst genommen werden. Doch die Generation Y ("Digital Natives") ist oft leger gekleidet – ein Umdenken in Unternehmen ist aber noch nicht in Sicht.
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Wie sehr das Aussehen die Beförderungschancen beeinflusst, das hat der Personaldienstleister Robert Half herausgefunden. 200 HR-Manager in Deutschland wurden im Rahmen der "Workplace Survey 2013" befragt. Die Kleidung hat einen großen bis ausschlaggebenden Einfluss auf die Karrierechancen: Das sagten 64 Prozent der Manager in der Umfrage aus. In den USA war der Anteil, wie eine frühere Umfrage ergeben hatte, sogar noch höher: 80 Prozent der befragten amerikanischen Personalmanager gaben an, dass gepflegte Kleidung höhere Erfolgschancen in der Bewerbung bedeutet. Wer befördert werden will, sollte sich angemessen kleiden.

Im Mittelstand kommt es besonders auf die Kleidung an

Gerade in mittelständischen Unternehmen kommt es auf die Kleidung an. In großen Konzernen und kleinen Betrieben ist die Wahl des Anzugs nicht so entscheidend wie in mittelgroßen Firmen, so ein Ergebnis der Umfrage. 20 Prozent der HR-Manager von mittleren Firmen sagten aus, dass der Kleidungsstil sich signifikant auf die Beförderungschancen auswirkt. In großen und kleinen Firmen waren es 13 Prozent. Nur ein Viertel der Personalchefs mittlerer Firmen räumte dem Erscheinungsbild überhaupt keine Bedeutung ein – in den anderen Fällen waren es etwa 40 Prozent.

Der Grund könnte darin liegen, dass in mittelständischen Firmen Manager wohl am wenigsten auf ihr Aussehen achten: Der Anteil der HR-Manager, die bei ihren Mitarbeiten sehr häufig ungewöhnliche oder unangemessene Kleidung trügen, ist doppelt so hoch wie in den anderen Unternehmensarten, nämlich bei 14 Prozent, so die Studie. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass in Konzernen ein Dresscode etabliert ist und in kleinen Betrieben vielleicht die Kleidung nicht so sehr ausschlaggebend ist. Getreu dem Motto: Man kennt sich ohnehin.

Insgesamt gab mehr als ein Drittel, 39 Prozent, der befragten HR-Manager an, dass sie oft bis sehr oft unangemessene Kleidung bei den Mitarbeitern im Unternehmen festgestellt hätten. In den Mittelstandsfirmen ist hier der Anteil derjenigen, die morgens im Kleiderschrank daneben greifen, deutlich höher als in anderen Firmen.

Kleidungstipps für den Mann
Stilvolle Business-Kleidung ...
... ist eine hohe Kunst. Lesen Sie unsere Anregungen, um die größten Fettnäpfchen zu vermeiden.
Das hochwertige Sakko
Ein qualitativ hochwertiges Business-Sakko erkennen Sie daran, dass es innen, unten links, über eine Tasche für Visitenkarte verfügt. Außerdem hat das teurere Sakko an den Ärmeln vier statt drei Knöpfe.
Das Sakko sitzt richtig ...
... wenn der Kragen des Sakkos sich unterhalb des Hemdkragens so um den Nacken legt, dass der Hemdkragen etwa eineinhalb Zentimeter übersteht. Unter dem Kragen dürfen keine Falten auftreten, sonst wirkt das Sakko zu eng oder zu weit.
Hemdsärmelig?
Der Ärmel des Sakkos ist eineinhalb Zentimeter kürzer als der Hemdsärmel und reicht bis zum Knochen des Handgelenks.
Seriös wirken
Der korrekte Anzug für den Job hat einen dunklen Farbton.
Das Detail macht den Unterschied
Ein Haifischkragen wirkt deutlich schicker als der gute alte Kentkragen.
Schlichtweg unmöglich ...
... sind Button-down-Hemden in der Führungsetage oder bei Geschäftsveranstaltungen.
Details, Teil 2
Eine Krawatte ist ein Statement. Binden Sie diese deshalb ordentlich, wobei der oberste Hemdknopf geschlossen wird.
Kariert oder gestreift?
Wenn Sie gemusterte Hemden bevorzugen, entscheiden Sie sich für ein unauffälliges Design oder klassische Streifen bei der Krawatte.
Von Kopf bis Fuß
Nichts ruiniert Ihr Outfit schneller, als ein stilloser oder vernachlässigter Schuh. Mit den Klassikern (Oxfords und Brogues) liegen Sie immer richtig.
Farbkombis
Zu schwarzen Anzügen trägt man weder braune Gürtel noch braune Schuhe. Zumindest nicht als Deutscher. Italiener kriegen auch diese Kombi chic hin.
Weniger ist mehr.
Zu einem Nadelstreifenanzug wählen Sie immer ein einfarbiges Hemd.
Noch ein No-Go ...
....sind nackte Männerwaden! Das geht nur beim Sport! Achten Sie darauf, dass die Socken auch beim Beinüberschlag keine Haut zeigen. Auf Nummer Sicher gehen Sie dabei mit Kniestrümpfen.
Ein Mann ist ein Mann ...
... Schmuck ist deshalb im Business-Umfeld nach wie vor nicht akzeptiert. Hier sollten sich Herren auf maximal ein bis zwei Ringe und eine Armbanduhr beschränken.
Manchmal geht auch leger
Bei Geschäftsessen oder zum Drink nach Feierabend darf die Krawatte auch mal fehlen.
Drauf reingefallen?
Business Casual als Dresscode suggeriert zwar einen Freizeit-Look, jedoch nur im angemessenen Rahmen: Jeans sind absolut tabu, ebenso wie Shorts oder offene Schuhe.
Für Fortgeschrittene
Business Casual, Teil 2: Stilvoll sind Polohemden, farbige Oberhemden und/oder feine Strickpullover in Kombination mit Baumwoll- oder Cordhosen.

Die Tabus im Büro

Zwar gilt in jedem Betrieb ein anderer Dresscode. Aber auf ein paar Grundregeln konnten sich laut Umfrage alle HR-Manager einigen. Tabus sind Sandalen, Flip-Flops, ärmellose T-Shirts, Sneakers, Trainingshosen, bei Männern kurze Hosen, bei Frauen durchsichtige Kleidung und abgewetzte Jeans. Als sicher dürfte anzunehmen sein, dass auch für Herren durchsichtige Klamotten nicht erwünscht sind. Zwar ist der Dresscode nicht mehr so streng wie früher, wer ausschließlich Anzug trägt, ist bei seiner eigenen Belegschaft meist unbeliebt. Die Generation Y, die immer mehr in die höheren Ebenen aufsteigt, nimmt den Unterschied zwischen Berufs- und Freizeitkleidung ohnehin nicht mehr so genau. Trotz eines zunehmend legeren Auftretens gilt nach wie vor: Wer die Karriereleiter nach oben klettern will, sollte Jeans und Polohemd im Schrank liegen lassen.

Nicht nur ein Verzicht auf die Motiv-Krawatte und den Konfirmandenanzug beeinflusst mittlerweile die Karrierechancen. Auf das Aussehen kommt es an. Schöne Menschen, das ergab eine Studie, sind im Job erfolgreicher und verdienen mehr. Attraktive Männer verdienen bis zu 15 Prozent mehr als ihre unattraktiven Kollegen. Viele Manager wollen – oder müssen – jugendlich und fit erscheinen. Gerade in den Dax-Unternehmen geben sich die Entscheider Mühe, gesund zu wirken, schlank und gut gekleidet. Das gehört zum beruflichen Erfolg dazu.

Zwar ist das Aussehen genetisch bedingt. Wer sich aber Mühe gibt, gepflegt und fit auszusehen, kann diesen "Nachteil" bis zu einem gewissen Grad wieder ausgleichen mit Sport und Hautpflege. Andere lassen künstlich mit Schönheitsoperationen nachhelfen. Wem das alles zu stressig, teuer oder verrückt ist: Schon ein gut sitzender Anzug kann der Karriere neuen Schwung verleihen. (tö)

Die häufigsten Kleidungsfehler von Männern
Farben und Muster
Ein kariertes Sakko mit Pünktchen-Hemd? Very stylish - wenn Sie in der Modebranche arbeiten. Merken Sie sich in puncto Farben und Muster: "weniger ist mehr". Eine weitere Faustregel lautet: das Muster der Krawatte sollte stärker sein als das des Hemdes.
Das Sakko
Hier hat sich jemand redlich bemüht, immerhin hat der Herr ein Sakko angezogen. Die schlechte Nachricht ist jedoch: Das T-Shirt geht gar nicht! Ein Hemd wäre hier angebrachter. Übrigens: Jeans und Sakko gelten nicht als "Business casual". Dann lieber zur Cordhose greifen.
Im Stehen ...
... sollte das Sakko NIE offen sein.
Die Ärmellänge
Wo wir schon beim Sakko sind: Die Ärmel sollten nicht länger als Hemdsärmel sein. Achten Sie darauf, dass die Ärmel des Hemdes immer ein bis zwei Zentimeter länger sind als die des Sakkos.
Die Hemdtasche
Sind Sie Handwerker? Oder warum stopfen Sie sich die Hemdtasche so voll? Die Hemdtasche ist reine Zierde und sollte nicht benutzt werden. Weder der persönliche Stift noch das dicke Handy oder die Zigarettenschachtel gehören hier hinein.
Die Armbanduhr
Achten Sie auf Ihre Wirkung: Eine teure Markenuhr kann zwar ein schönes Smalltalk-Thema sein, aber eben nur "kann". Dafür sollte man den Gesprächspartner und seine Interessen gut kennen. Die Uhr kann (genau wie bestimmte Autos) auch Neid auslösen. Beim Erstkontakt also am besten eine dezente Variante wählen.
Das Uhrenarmband
Gummiarmbänder mögen modisch sein, sind aber im Business-Umfeld nicht angebracht. Greifen Sie lieber zum klassischen Lederarmband. Merke: An den Uhren sollte man nicht das Hobby ablesen können. Taucheruhren mit Kautschukarmbändern bitte nur in der Freizeit, nicht zum Anzug.
Die Schuhe
Nichts ruiniert Ihr Outfit schneller, als ein stilloser oder vernachlässigter Schuh. Achten Sie auf jeden Fall auch auf die Sohle! Eine abgelatschte Gummisohle wie hier im Bild runiniert den Gesamteindruck. Faustregel: Ein Schuh zum Anzug hat immer eine Ledersohle.
Schwarz und Braun
An diese Farbkombination sollten Sie sich nur wagen, wenn Sie gebürtiger Italiener sind. Die kriegen das tatsächlich elegant hin. Für alle anderen gilt: Schwarz und Braun passen leider gar nicht zusammen. Was dagegen schon geht: Braune Schuhe zu dunkelblauen, grauen oder beigefarbenen Anzügen.
Die Socken
Achten Sie auf die Details: Zum einen sollten Sie Ihre Socken immer auf den Anzug abstimmen, zum anderen müssen die Socken lang genug sein. Nackte Waden und weiße Socken sind nur im Sport erlaubt.
Krawattenlänge
So schlampig wie auf dem Bild geht gar nicht. Achten Sie also beim Krawattenbinden auf die richtige Länge.
Die Krawatte
Bravo, so sieht es doch gleich viel eleganter aus. Die Krawatte reicht bis zur Gürtelschließe, so soll es sein.
Der Bart
Lässig und leger? Überlegen Sie, welchen Eindruck Sie im Geschäftsleben hinterlassen wollen. Nicht jedem steht der Bart so gut wie George Clooney.