Europäer setzen auf die freie Software

Open Source stärkt die Wirtschaft

23.01.2007 von Tanja Wolff
Open Source ist proprietärer Software gegenüber ebenbürtig. Laut einer Studie der Europäischen Kommission zufolge soll freie Software ein Einsparpotenzial von 36 Prozent für Firmen im Forschungsbereich bieten.

Die Untersuchung empfiehlt die weitere Förderung von Open Source. Die freie Software habe direkten Einfluss auf die Wirtschaft, da Firmen so Entwicklungskosten einsparen können. Auch wenn Investitionen in Mitarbeiterschulungen und Migrationsprozesse im Software-Bereich zunächst für Mehrkosten sorgen.

Das Ergebnis zeigt, dass der Marktanteil bei Betriebssystemen in Europa höher ist als in den USA. Die Penetration freier Software ist ebenfalls bei Firmen und auch im öffentlichen Sektor sehr hoch. Hier könnte Europa allerdings bald von Asien und Lateinamerika abgelöst werden. Die meisten Open-Source-Entwickler sitzen in Europa (63 Prozent), gefolgt von Nordamerika (20 Prozent). Zwei Drittel aller Open-Source-Projekte werden allerdings von Einzelpersonen entwickelt.

Um das Phänomen der freien Software genau zu beschreiben, benutzt die Studie bei der Terminologie den Begriff Free/Libre/Open Source-Software (FLOSS). Sie hatte in der Vergangenheit einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des IKT-Sektors und gerade im Bereich Internet für eine Reihe von Impulsen gesorgt.

Um die existierende, qualitativ hochwertige freie Software selbst zu programmieren, eine angemessene Qualitätskontrolle und Distribution sicherzustellen, müssten Firmen etwa zwölf Milliarden Euro investieren. Dieser Wert hat sich in den vergangenen acht Jahren alle 18 bis 24 Monate verdoppelt und das wird voraussichtlich noch einige Jahre so weiter gehen.

Laut der Studie entspricht die Entwicklungsleistung für die vorhandene Basis mindestens 131.000 Arbeitsjahren. So gesehen kommt das einer freiwillig erbrachten Leistung von 800 Millionen Euro pro Jahr gleich. Das repräsentiert eine Lücke in der volkswirtschaftlichen Produktion. Dennoch hätten die Firmen etwa 1,2 Milliarden Euro in FLOSS investiert, die anschließend frei zugänglich gemacht werden.

Allgemein bedeutet das, dass FLOSS-basierte Services in den kommenden drei Jahren einen Anteil von 32 Prozent von allen IT-Services erlangen könnten. FLOSS unterstützt 29 Prozent der Software, die in-house in Europa entwickelt wird.

Sparen bei Forschung und Entwicklung

Der Untersuchung zufolge liegt der Einfluss freier Software beispielsweise im Einsparungspotenzial von 36 Prozent im Forschungs- und Entwicklungsbereich. Das Geld lässt sich in Innovationen investieren. Allerdings ist eine Umstellung von proprietärer Software in der Regel mit Einsparungen verbunden, die erst langfristig erreicht werden.

Um die Entwicklung weiter voran zu treiben, sollte die Politik die Benachteiligung freier Software bei der Investitionsförderung verhindern. Die Analyse warnt davor, dass die öffentliche Hand die Open-Source-Software bei der Subventionierung ignoriert.

Auch das Bildungssystem kann die Entwicklung der freien Software unterstützen. Hier sollte ein lebenslanger Lock-in-Effekt vermieden werden, bei dem Studenten mit Fähigkeiten statt mit speziellen Programmen versorgt werden. Außerdem sollten sie direkt ermuntert werden, sich in der Open-Source-Community zu beteiligen.

Um FLOSS gegenüber proprietären Systemen nicht zu benachteiligen, könnten steuerliche Anreize für die Open-Source-Community geschaffen werden. So sollte die Freigabe von Open-Source-Produkten künftig wie abschreibbare Spenden gewertet werden.

Für die Studie "Study of the Economic impact of open source software on innovation and the competitiveness of the Information and Communication Technologie (ICT) sector in the EU" untersuchte die Europäische Kommission sechs europäische Organisationen.