Der Dienstleister als Nachhilfelehrer

Outsourcen der Anwendungs-Entwicklung kann mehr als Kosten senken

05.02.2007 von Christiane Pütter
Dass man mit Outsourcen mehr erreichen kann als Kostensenkungen - diese Erkenntnis setzt sich immer stärker durch. Wer auf diesem Wege auch von den Fähigkeiten seines Dienstleisters profitieren will, sollte mit dem Auslagern von Entwicklungs-Arbeiten anfangen. Das raten die Analysten von Aberdeen in einer neuen Studie.

Als wichtigste Treiber beim Outsourcing gelten nach wie vor der Wunsch, Kosten zu reduzieren, und die interne IT auf strategische Aufgaben konzentrieren zu können. Diese Punkte wurden von 75 beziehungsweise 63 Prozent der Befragten genannt. Gerade Mittelständler und kleinere Firmen erkennen im Outsourcen aber zunehmend auch die Chance, sich vom Fachwissen des Dienstleisters eine Scheibe abzuschneiden.

Immerhin mehr als jeder dritte Studienteilnehmer (37 Prozent) gibt an, zwecks eines schnelleren Turnarounds die Anwendungs-Entwicklung auszulagern.

Ein genauerer Blick auf die faktischen Erfolge der Unternehmen offenbart eine erhebliche Bandbreite. So berichten die "oberen 20 Prozent" der Studienteilnehmer - die Aberdeen wegen ihrer überdurchschnittlichen Performance als "Best in class" bezeichnet - von bis zu 56 Prozent Kostensenkungen durch Outsourcing. Durchschnittsfirmen melden dagegen 26 Prozent Einsparungen, während so genannte "Trödler" nur auf zwei Prozent kommen.

Nur jeder zwanzigste User zufriedener als vorher?

Die Klassenbesten nehmen für sich in Anspruch, rund zwei von drei Projekten (67 Prozent) seien im oder sogar unter dem festgelegten Budget geblieben. Bei den Durchschnittsfirmen gilt das nur für rund jedes zweite Projekt (51 Prozent) und bei den Trödlern nur für gut jedes Vierte (26 Prozent). Entsprechend unterschiedlich fallen auch die Bewertungen in punkto Steigerung der User-Zufriedenheit aus: Sie schwanken zwischen 49 und fünf Prozent.

Die Analysten wollten wissen, wie sich solche gravierenden Unterschiede erklären lassen. Antwort: Der Erfolg mit dem Outsourcing hängt stark davon ab, inwieweit CIO und CTO durch die Führungsriege in die Entscheidungen eingebunden werden und wie gut die Abteilungen zusammenarbeiten. Wer profitieren will, sollte eine Sourcing-Strategie verfolgen und Indikatoren zur Erfolgsmessung festlegen.

Dabei geben 43 Prozent aller Befragten an, das Auslagern der Anwendungs-Entwicklung koste mehr Zeit und Mühe als ursprünglich angenommen. 38 Prozent monieren nach wie vor sprachliche oder kulturelle Probleme mit dem Dienstleister. So ist es denn auch nicht erstaunlich, dass immer mehr Dienstleister im Kielwasser des Dickschiffes Indien segeln - und zwar On- oder Nearshore.

Von Java bis Datenbank: alles muss raus

Auf der Liste der CIOs, die auslagern wollen, stehen folgende Punkte: Java und Website Anwendungen, .Net- und Windows-Entwicklungen sowie Entwicklungen von Portalen und das Management von Datenbanken.

Aberdeen spricht folgende Empfehlungen aus:

- Zunächst Entwicklungs-Arbeiten outsourcen, um ein Gefühl für den Dienstleister zu bekommen. Wenn der Feinschliff stimmt, können weitere Punkte wie zum Beispiel Wartung und Instandhaltung ausgelagert werden.

- Grundsätzlich gilt: Immer bei den Bedürfnissen der End-User anfangen, bevor es an das Outsourcen von Anwendungen geht.

- Im Vorfeld analysieren: Wo läuft die IT wie gewünscht und wo ist Unterstützung nötig?

- Strategisch wichtige Bereiche sollten im Unternehmen verbleiben. Und: Outsourcing ist gemeinsame Sache von CIOs und Business Managern

Fur die Analyse "Outsourcing Application Development and Maintenance" hat Aberdeen mit 125 Unternehmen aus verschiedenen Branchen gesprochen.