Neue Auslagerungswelle trotz zunehmender Skepsis

Outsourcing enttäuscht beim Kostensenken

26.08.2004 von Thomas Zeller
Drei Viertel der deutschen Unternehmen planen, weitere Betriebsbereiche auszugliedern. Allerdings erfüllen sich nur bei etwa 60 Prozent der Firmen die Erwartungen an das Outsourcing. Das zeigt eine Benchmarking-Studie der Unternehmensberatung Mummert Consulting. Deshalb beginnen sich Shared-Services-Modelle am Markt durchzusetzen.

Im Mittelpunkt der Outsourcing-Aktivitäten steht nach wie vor die IT. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen wollen den IT-Betrieb outsourcen, jedes fünfte die IT-Entwicklung. Andere Unternehmensbereiche auszulagern, ist eher die Ausnahme. So planen lediglich 18 Prozent, Betrieb, Vertriebsfunktionen und Logistik an Outsourcing-Anbieter zu vergeben. Noch weniger Unternehmen wollen Rechnungswesen, Geschäftsabwicklung und Personalwesen auslagern.

Hauptmotiv für Outsourcing ist vor allem die Reduzierung der Kosten. Daneben erwarten viele Betriebe, flexibler und effizienter arbeiten sowie Geschäftsprozesse und Service verbessern zu können.

Erwartungen an Outsourcing:

1. Senkt Kosten (54,3 Prozent der Befragten)
2. Erhöht Flexibilität (48 Prozent)
3. Verbessert Prozesse (46,5 Prozent)
4. Verbessert Service (40,9 Prozent)
5. Erzielt Best Practice (40,1 Prozent)
6. Erhöht Kostentransparenz (39,4 Prozent)
7. Verlagert Risiken auf den Outsourcing-Anbieter (27,1 Prozent)
8. Senkt Kapitalkosten (22,7 Prozent)
9. Modernisiert IT (19,7 Prozent)
10. Bietet neue Produkte/Services an (14,5 Prozent)

Nicht immer erfüllen sich die hoch gesteckten Hoffnungen. Bei vier von zehn Unternehmen zeigte Outsourcing nicht den gewünschten Erfolg. So sanken beispielsweise die Kosten im Schnitt nur um knapp 17 Prozent. Die Firmen hatten jedoch mit mehr als 23 Prozent gerechnet. Die Erwartungen übertreffen konnte das Outsourcing hingegen in der Energiebranche. Hier sparten die Gesellschaften mehr als ein Viertel ihrer Ausgaben ein. Enttäuschende Ergebnisse gab es dagegen in der öffentlichen Verwaltung: Nur zweieinhalb Prozent Kostensenkung wurden hier durch Outsourcing realisiert.

Unternehmen, die bereits Outsourcing-Erfahrungen gesammelt haben, bevorzugen nun eher Shared-Services-Modelle. Sie versprechen eine höhere Steuerbarkeit als bei einem kompletten Outsourcing.

Outsourcing-Modelle im Kostenvergleich

Nicht bei allen Auslagerungsmodellen lassen sich dieselben Einsparungen erzielen. Am deutlichsten sanken die Kosten (35 Prozent) nach einem Offshore-Outsourcing, gefolgt von einem Prime-Conductor-Modell (22 Prozent). Beim Komplett-Outsourcing konnten die Ausgaben dagegen nur um 19 Prozent gesenkt werden. Damit bietet das Modell, das die meisten Firmen favorisieren, nicht die höchsten Kostenvorteile.

Sehr gute Erfolge werden dem Verlagern der IT-Entwicklung attestiert. Dagegen bringt das Outsourcing des IT-Betriebes zumeist nicht die erhofften Kostenvorteile.

Die meisten Firmen sehen das Auslagern von Geschäftsprozessen zudem mit wachsender Skepsis. Immerhin 72 Prozent der Befragten befürchten durch das Projekt eine hohe Abhängigkeit oder einen Know-How- (48 Prozent) und Kontrollverlust (43 Prozent). Trotz dieser Sorgen beweisen die Firmen bei der Auswahl ihres Dienstleistern wenig Sorgfalt. 15 Prozent der Unternehmen untersuchen nur das Angebot eines Anbieters, bei weiteren 24 Prozent sind es gerade einmal zwei Dienstleister.

Für die Studie wurden zwischen Dezember 2003 und Februar 2004 460 Fach- und Führungskräfte befragt. Die Untersuchung führte Mummert Consulting zusammen mit der Wirtschaftswoche durch.

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