Servicebeziehungen besser managen

Outsourcing-Mythen und ihre Folgen

15.11.2005 von Tanja Wolff
Viele Unternehmen meinen, dass sie ohne Auslagerungen nicht erfolgreich sein können. Laut dem Beratungsunternehmen Gartner führt diese Annahme dazu, dass viele Firmen Outsourcing-Programme einführen ohne darüber nachzudenken.

"Unausgegorene Sourcing-Praktiken führen zu einer zwanghaften, oft chaotischen Auslagerungspraxis, die zum Teil mehr Probleme schafft als sie zu lösen vermag", sagt Linda Cohen, Vice President bei Gartner. Beim Aufbau eines erfolgreichen Auslagerungsprojekts sei es wichtig, sich von den traditionellen Ansichten zum Thema Outsourcing zu lösen. Oft werde den Anwendern zu spät bewusst, dass die Verwaltung von externen Providern komplett andere Kompetenzen voraussetzt als die Erbringung dieser Leistung im Eigenbetrieb.

Laut der Analyse gibt es acht Mythen zum Outsourcing. Sie sind dafür verantwortlich, dass Betriebe keinen Erfolg mit ihren Auslagerungen haben.

1. Unabhängiges Outsourcing
Viele Firmen gehen davon aus, dass Entscheidungen zum Sourcing völlig unabhängig zur Unternehmensstrategie getroffen werden können. Die Folge ist, dass die Auslagerungen nicht zu den erwarteten Ergebnissen führen.

2. Selbstverwalteter Betrieb
Die von unterschiedlichen Anbietern erbrachten Leistungen werden häufig unabhängig voneinander behandelt. Die Zuständigen sind der Meinung, dass die verschiedenen Services autonom sind und in keiner Beziehung zueinander stehen.

3. Billige Massenproduktion
Die Empfänger fordern ermäßigte Preise für maßgeschneiderte Leistungen. Economies of scale setzen aber standardisierte Angebote voraus. Nur dann können Service-Provider die Einsparungen an ihre Kunden weitergeben.

4. Fehlende Konzepte
Anwender glauben, dass sie nach der Vertragsunterzeichnung nichts mehr mit den Auslagerungen zu tun haben. Sie gehen davon aus, dass der Dienstleister den Betrieb managt. Die meisten Unternehmen haben deshalb kein Budget und Konzept für die Verwaltung der externen Provider.

5. Überflüssiger Krieg
Viele Firmen sehen in den Service-Providern Gegner. Sie führen die Vertragsverhandlungen wie einen Krieg, anstatt eine für beide Seiten zufrieden stellende Beziehung anzustreben und herzustellen.

6. Falsche Interessen
Häufig geht es den Anwendern nur um den günstigsten Preis. Für einen langfristigen Erfolg spielen aber Kompetenzen und die Unternehmenskultur des Partners eine größere Rolle.

7. Stillstehende Beziehungen
Mit der Unterzeichnung des Outsourcing-Vertrags ist das Thema für den Kunden meist erledigt. Um für nachträgliche Anpassungen und Veränderungen gewappnet zu sein, müssen sich die Partnerbeziehungen jedoch ständig weiterentwickeln.

8. Mangelnde Erfahrung
Viele Anwender managen komplexe Sourcing-Umgebungen, obwohl sie keinerlei Erfahrungen damit haben.

Alternative: Multisourcing

Laut der Analyse kann ein Multisourcing-Ansatz den Unternehmen helfen disziplinierter beim Auslagern vorzugehen. Damit ist eine Steuerung der Servicebeziehungen gemeint, die nicht nur auf Kostensenkung abzielt. Wichtiger sind Aspekte wie globale Expansion, verbesserte Profitabilität und Wettbewerbsvorteile.

Zu diesem Zweck brauchen Firmen eine ganzheitliche, Service-übergreifende Sourcing-Strategie, so die Untersuchung. Die Beziehung zwischen den Partnern sollte netzwerkartig aufgebaut sein. Eine große Rolle spielt außerdem das Bewusstsein, dass Leistungen des Providers in direktem Zusammenhang mit dem Geschäft stehen.