Erfahrungsbericht zum Projekt an der Ulmer Universitätsklinik

PACS - strategisch relevant für Rationalisierung

30.08.2006 von Michael Reiter
"Das PACS (Picture Archiving & Communication System)-Projekt ist für das Universitätsklinikum Ulm eine strategisch wichtige Rationalisierungsmaßnahme": Mit dieser Aussage unterstrich der Leitende Ärztliche Direktor Prof. Dr. Reinhard Marre die wichtigste der Zielsetzungen für die Einführung digitaler Bildverteilung und -archivierung an der Einrichtung in der Donaustadt. Dort werden jährlich 40.000 Patienten stationär und 185.000 ambulant behandelt.

Anfang Juli vermittelten die Entscheider ihren Erfahrungsbericht zur Ablösung der analogen, filmbasierten Ära und der gesamten dahinter stehenden Infrastruktur durch eine moderne digitale Lösung. Sie ist seit Ende 2005 in Betrieb.

Konsequent digital

Die konsequente Ablösung des Films als Befundungs-, Kommunikations- und Archivmedium sowie der dazugehörenden Infrastruktur und Logistik in der Bildgebung - ein DFG-subventioniertes Projekt im Wert von rund 4,5 Millionen Euro - "soll sich innerhalb von sechs Jahren durch Einsparungen amortisieren", so Marre erläuternd. Die Ist-Prozesskosten wurden hierfür zum Vergleich mit dem Modellierungstool ARIS eruiert; die jährliche Kostenreduktion beläuft sich demnach auf 852.750 Euro.

Die rasche Verfügbarkeit von Bildern und Befunden unterstützt die DRG-Einführung - und ermöglicht im Endeffekt eine produktive, effiziente, wirtschaftlich orientierte Leistungserbringung mit der Perspektive einer verkürzten Verweildauer. In ihren Arbeitsabläufen profitieren Ärzte, Medizinisch Technischer Dienst, Pflege- und Archivkräfte sowie Dozenten und Studenten. Auch im Hinblick auf Qualität erwarten sich die Ulmer viele Vorteile durch das PACS Impax von Agfa, umgesetzt mit den Beratern Greis: Die Befundung wird durch optimierte Verfügbarkeit von Voruntersuchungen verbessert; die Bildgebungsdaten bilden eine notwendige Ergänzung der elektronischen Krankenakte ish.med; Teleradiologie wird ermöglicht; die Zeit suboptimaler Auffindungsrate ist vorüber, und die Wartezeit wird für Patienten verkürzt.

Ein Klinikums-, kein Radiologie-Projekt

Die Ganzheitlichkeit des digitalen Bild-Managements betonte Andrik Aschoff, Leitender Oberarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie: Alle bilderzeugenden und -empfangenden Abteilungen, alle Standorte - großflächig verteilt u.a. zwischen Oberem Eselsberg, Michelsberg und Safranberg - sind über einen ein Gigabit-Backbone angeschlossen und ausnahmslos völlig umgestellt. Insbesondere die verteilten Standorte stellten für den Anbieter Agfa eine maßgebliche technische Herausforderung dar, so Paul Veithen, General Manager Healthcare Europe bei Agfa.

Ein - unwirtschaftlicher - Parallelbetrieb wird ausgeschlossen. Die Systemintegration umfasst Schnittstellen zum Krankenhaus Informationssystem KIS (mit "Patient Organizer"), DICOM-Worklist-Funktion via RIS, DICOM-konforme Modalitäten und DICOM-basierte Befundung/Betrachtung/Demo sowie Web-basierte Nutzung (Notfall/temporär) auf den Stationen. Eine teleradiologische Anbindung weiterer Kliniken - etwa Günzburg und Heidenheim - ist im Gange; einer Verbindung mit Niedergelassenen stehen mitunter noch Datenschutz- und -sicherheitsfragen im Wege, was aber durch VPNs gelöst wird.

"Ein äußerst gelungenes Projekt"

Die Systeme in Ulm, so das Fazit im Juli, sind integriert, und Meldungen wie "die Röntgentüte ist am falschen Berg" gehören der Vergangenheit an. "Die Ulmer PACS-Lösung ist die umfangreichste ihrer Art in Deutschland", berichtet der Leitende Ärztliche Direktor hoch zufrieden. "Wir haben mit dem Anbieter die Implementierung, wenn auch mit Herausforderungen, erfolgreich und mit Akzeptanz erreicht - und ebenso die gesteckten Ziele: Für uns ist Schluss mit dem "Tütenhandel", wir arbeiten effizient digital."