Arbeitgeberbewertungen auf kununu, Glassdoor & Co.

Passive Unternehmen schrecken Bewerber ab

17.01.2019 von Hans Königes
Bewerbern missfällt die Passivität von Arbeitgebern im Umgang mit Mitarbeiterbewertungen auf Plattformen wie kununu. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung von Softgarden. Der Rat der Berliner Spezialisten für Bewerbungsmanagement: Arbeitgeber sollten Feedback aktiv fördern, Kritik zur Verbesserung nutzen und sichtbar darauf reagieren.
  • Fast jeder zweite Bewerber nutzt bei der Jobsuche Portale zur Arbeitgeberbewertung.
  • Bewerber schätzen, wenn sich Unternehmen sichtbar mit Kritik auseinandersetzen.
  • Negative Bewertungen, die unkommentiert bleiben, halten Interessenten von Bewerbungen ab.

Nutzen Sie Arbeitgeberbewertungsplattformen wie kununu oder Glassdoor, um sich über Arbeitgeber zu informieren?" Diese Frage beantworten vor Kurzem 48,2 Prozent der Bewerber mit "Ja". In einer Umfrage im Frühjahr 2017 lag die Zahl noch bei 45,7 Prozent. Auf Plattformen zur Arbeitgeberbewertung können Bewerber sich die Gesamtbewertung oder die Beurteilung einzelner Kriterien wie Arbeitsatmosphäre oder Vorgesetztenverhalten in Sternen ebenso ansehen wie ausführliche Kommentare in Textform. Je detaillierter die Einschätzung ausfällt, desto hilfreicher finden sie Bewerber. Ausführliche Kommentare von Mitarbeitern in Textform finden 81,2 Prozent "hilfreich" oder "sehr hilfreich", bei der Gesamtbewertung in Sternen sind es 59,7 Prozent.

Wie Arbeitgeber mit Bewertungen umgehen, entscheidet Softgarden zufolge über die Zahl und die Qualität von Bewerbungen mit - besonders in stark umworbenen Zielgruppen.
Foto: keport - shutterstock.com

Auf einigen Plattformen können Arbeitgeber sichtbar mitmachen. Zum Beispiel, indem sie dort ein kostenpflichtiges Arbeitgeberporträt schalten und dem "inoffiziellen" Bewertungsauftritt eine "offizielle" Version des Unternehmens als Arbeitgeber gegenüberstellen. Oder sie schalten sich in die Bewertungen ein, indem sie Statements zu Kommentaren veröffentlichen, sich für Feedback bedanken oder Stellung zur geäußerten Kritik nehmen. Bewerber schätzen beide Formen der Präsenz, allerdings liegt der sichtbare Umgang mit Kritik in der Bewerbergunst vorn: 78,1 Prozent finden ihn "hilfreich" oder "sehr hilfreich", bei der Schaltung eines Porträts sind es 64,2 Prozent.

Gleichförmigkeit statt Alleinstellungsmerkmale

In ihren Kommentaren kritisieren die Teilnehmer die mangelnde Präsenz von Arbeitgebern auf Bewertungsplattformen: "Es sind selten Porträts vorhanden", moniert ein Teilnehmer. Zudem empfinden Bewerber die dort veröffentlichten Unternehmensprofile als wenig realistisch oder zu gleichförmig. Die Porträts bestehen "häufig aus hohlen Phrasen", schreibt ein Interviewter, ein anderer meint: "Sie gleichen sich alle. Bei keinem erkenne ich Einzigartigkeit. Von wegen Unique Selling Point (USP)."

Fehlanzeige beim Feedback

Die Umfrageteilnehmer beanstanden zudem die schwache Reaktion der Arbeitgeber auf Kritik, die von Mitarbeitern oder Bewerbern auf den Plattformen geäußert wird. "Hier gibt es selten Feedback", beobachtet ein Mitwirkender an der Studie. Ein anderer gibt zu Protokoll: "Meines Erachtens gehen Arbeitgeber viel zu wenig auf Kritik ein, wobei ich das wichtig finde, da so die Wertschätzung deutlich wird." Wie an den Porträts wird auch an den Reaktionen der Arbeitgeber Gleichförmigkeit bemängelt: "Die Antworten klingen standardisiert" oder "Copy-and-Paste hinterlässt keinen guten Eindruck", heißt es in den Kommentaren.

Employer Branding: Wie Sie die Unternehmensmarke schützen
Employer Branding: Wie Sie die Unternehmensmarke schützen
Arbeitgeber müssen reagieren, wenn sich aktive und ehemalige Beschäftigte negativ in Mitarbeiterportalen wie Kununu äußern. Hier finden Sie sieben Tipps, zusammengestellt von der Agentur Maisberger.
Tipp 1
Stellung nehmen! Wegducken und ignorieren ist keine Lösung! Nutzen Sie die Möglichkeit, wie etwa auf Kununu, zu einzelnen Bewertungen Stellung zu beziehen.
Tipp 2
Reagieren Sie zügig – aber nehmen Sie sich trotzdem die nötige Zeit. Prüfen Sie intern gründlich die Ursachen für die Bewertung und formulieren Sie Ihre Stellungnahme mit Bedacht.
Tipp 3
Individuelle Reaktion auf individuelle Kritik: Beziehen Sie sich in Ihrer Antwort explizit auf das Anliegen des Verfassers. Mit vorgefertigten Antworten gießen Sie nur Öl ins Feuer!
Tipp 4
Bewertungen wertschätzen: Jede Kritik – sofern konstruktiv – birgt für Sie die Chance, sich zu verbessern. Äußern Sie daher stets auch Ihren Dank für die Bewertung.
Tipp 5
Schuld haben nicht die anderen – die Kritik richtet sich an Sie! Fokussieren Sie sich auf die Lösung des Problems und nicht auf die Suche nach dem vermeintlichen Verursacher.
Tipp 6
Diskussionen im Netz können ausufern. Wenn ein Aufklärungsversuch aussichtslos ist, ziehen Sie einen Schlussstrich und lassen Sie sich nicht provozieren.
Tipp 7
Analysieren und monitoren! Je mehr Sie die Stimmen im Netz im Blick haben, desto besser können Sie sich ein Bild von der öffentlichen Meinung zu Ihrem Unternehmen machen.

Sehen Arbeitgeber auf den Plattformen "schlecht aus", hat das durchaus Folgen: "Es gibt nichts Schlimmeres als ein Profil von einem Arbeitgeber, auf dem fast nur negative Bewertungen sichtbar sind und keine Reaktion. Ich habe mich schon öfter bei solch schlechten Bewertungen von Arbeitgebern nicht mehr dort beworben", berichtet ein Bewerber.

Aktiver Umgang ist gefragt

Was aber sollen Arbeitgeber aus Bewerbersicht tun? Hier haben die Bewerber eindeutige Präferenzen. Denn drei Maßnahmen finden Jobsuchende mehrheitlich "gut" oder "sehr gut".

• Die sichtbare Reaktion auf die geäußerte Kritik erhält mit 82,3 Prozent die größte Zustimmung,

• gefolgt von der Veröffentlichung eines Arbeitgeberporträts (67,5 Prozent) und

• der regelmäßigen Feedback-Aktivierung aller Mitarbeiter und Bewerber (55,2 Prozent).

Wie finden Bewerber Arbeitgeber-Maßnahmen im Umgang mit Bewertungen? Grün zeigt den Anteil der Bewerber, die die jeweilige Maßnahme "sehr gut" oder "gut finden". Grau repräsentiert die "weder gut noch schlecht"-Antworten. Rosa steht für die Antwortoptionen "schlecht" und "sehr schlecht".
Foto: Softgarden

Deutlich kritischer sehen Bewerber die gezielte Aktivierung von positiv gestimmten Mitarbeitern für das Feedback auf solchen Bewertungsplattformen. Diese Aktivität erhält nur 24,1 Prozent Zustimmung. Auf eindeutige Ablehnung stößt eine passive Haltung, bei der Arbeitgeber die Dinge einfach laufen lassen, ohne etwas zu tun. Einem solchen Verhalten stimmen nur 8,9 Prozent zu, 66,4 Prozent finden es "schlecht" oder "sehr schlecht".

"Wie Arbeitgeber mit Bewertungen umgehen, entscheidet nach unserer Erfahrung über die Zahl und die Qualität von Bewerbungen mit - besonders in stark umworbenen Zielgruppen", ist Softgarden-Geschäftsführer Mathias Heese überzeugt. Arbeitgeber sollten deshalb neutrales Feedback fördern und die erhaltenen Rückmeldungen für Verbesserungen nutzen, "sichtbar mit Kritik umgehen und mit einem erkennbaren Arbeitgeberprofil an den Markt treten".

Die ausführliche Version der Handlungstipps für Arbeitgeber sowie sämtliche Ergebnisse der Umfrage stehen in Form eines Whitepapers zum Gratis-Download auf der Website von Softgarden bereit: https://go.softgarden.de/studie-arbeitgeber-bewertungen-aus-bewerbersicht