Rechner bleibt auf der Arbeit an - zu Haus wird er runter gefahren

PC-Anlassen über Nacht kostet Millionen

21.04.2009 von Nicolas Zeitler
Mehr als 900 Millionen Euro kostet deutsche Firmen das nächtliche Laufenlassen von Computern. Nur gut die Hälfte der Mitarbeiter fährt ihren Rechner jeden Abend herunter. Viele verzichten darauf, weil ihnen der Vorgang zu lange dauert.

Ohne dass es ihnen bewusst ist, werfen Mitarbeiter deutscher Firmen Geld ihres Arbeitgebers zum Fenster hinaus: Sie lassen ihren Computer an, wenn sie ihn nicht brauchen. Besonders viel Strom verschwenden die Angestellten dadurch nachts und am Wochenende. Auf fast 919 Millionen Euro hat der Software-Anbieter 1E die dadurch verursachten jährlichen Verluste von Betrieben zwischen Alpen und Nordsee hochgerechnet. Fast 2,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid gelangten in die Atmosphäre, weil Rechner ungenutzt in Betrieb seien.

Für den "PC Energy Report 2009" hat 1E je rund 2.000 Menschen in Deutschland, Großbritannien und den USA via Internet befragt. Unterstützt hat die Befragung die "Alliance to Save Energy", ein Zusammenschluss von Führungspersonen unter anderem aus Wirtschaft, Regierungen und Umweltorganisationen. Von den deutschen Befragten nutzen 79 Prozent zum Arbeiten einen Computer, etwas mehr als in den USA und Großbritannien (74 bzw. 78 Prozent).

56 Prozent der Deutschen und Briten fahren ihren PC immer herunter, wenn sie ihn nicht brauchen. Das heißt aber auch: die übrigen 44 Prozent tun es nicht immer. Allerdings liegen die befragten Europäer damit vor den Amerikanern. Bei denen liegt der Anteil der gewissenhaften PC-Abschalter genau bei 50 Prozent, wie 1E in einer weiteren Befragung unter US-Bürgern ermittelt hat.

Doch das dürfte für deutsche CIOs nur ein schwacher Trost sein, wenn sie auf die Stromrechnung ihres Unternehmens schauen. Laut der Studie verschwendet ein Betrieb mit 10.000 PC-Nutzern jedes Jahr 285.000 Euro an Energiekosten - allein durch das nutzlose Laufenlassen der Rechner.

Wenn deutsche Angestellte ihren Firmenrechner nicht ausschalten, begründen sie das am häufigsten damit, dass ja ein Kollege das Gerät nutzen müssen könnte (22 Prozent). 18 Prozent haben nicht die nötige Geduld, den Rechner herunterzufahren. Am dritthäufigsten sagten die Befragten, ihr Computer schalte automatisch in den Ruhezustand.

Deutsche fahren PC nach Vorschrift runter - Stromkosten weniger wichtig

Umgekehrt gefragt, warum sie ihren Rechner herunterfahren, sagten Deutsche am häufigsten, sie befolgten damit eine Vorschrift im Unternehmen (20 Prozent). An zweiter Stelle steht die Absicht, die Stromkosten des Arbeitgebers nicht unnötig zu erhöhen. In diesem Punkt liegen Deutsche mit 18 Prozent Nennungen vor Briten und Amerikanern (zwölf bzw. elf Prozent).

Der Umweltschutzgedanke ist dagegen bei den Briten am weitesten verbreitet. 27 Prozent kreuzten ihn als Grund dafür an, den Rechner bei Nichtbenutzung herunterzufahren. Von den Deutschen gaben dies 17 Prozent an. Mit nur zehn Prozent Nennungen bedienen die befragten US-Amerikaner das verbreitete Klischee, dass es mit Umweltschutz jenseits des Atlantiks nicht weit her ist. Stattdessen geht es den Amerikanern beim Ausschalten am ehesten darum, dadurch das Funktionieren ihres Arbeitsgeräts sicherzustellen (21 Prozent Nennungen).

Energiespar-Einstellungen oft unbekannt

Wie sie selbst zum Energiesparen beitragen können, das wissen am ehesten die deutschen Befragten. 17 Prozent haben allerdings keine Ahnung, was die verschiedenen Energieverbrauchs-Modi am PC sind oder wie sie diese Einstellungen verändern können. In den anderen Ländern, in denen 1E PC-Nutzer befragte, lag der Anteil der Unkundigen etwa doppelt so hoch. Von den Briten wissen 38 Prozent darüber nicht Bescheid, von den Amerikanern 32 Prozent.

Interessantes Detail der Befragung: Am heimischen Rechner ist es für viel mehr der Studienteilnehmer eine Selbstverständlichkeit, nach getaner Arbeit immer auf "Herunterfahren" zu klicken als am Arbeitsplatz. 78 Prozent der Briten und Deutschen und 63 Prozent der US-Amerikaner schalten ihren Privat-PC immer aus.