Schwierigkeiten beim Outsourcing sind oft hausgemacht

Problemherd Vertrags-Management

16.05.2007 von Werner Kurzlechner
Kleiner Trost für Firmen, die Verträge mit ihren Service-Anbietern neu verhandeln müssen: Sie stehen nicht alleine da. Fast ein Viertel der 2006 abgeschlossenen Outsourcing-Kontrakte wurde noch einmal überarbeitet - eine Rekordzahl. Laut einer Studie von TPI ist häufig schlechtes Vertrags-Management Quell des Ärgernisses.
Das Meinungsbild der Firmen.

Viele Unternehmen nehmen Versäumnisse durchaus selbstkritisch auf ihre Kappe. 52 Prozent räumen eigene unrealistische Erwartungen ein. Sogar 61 Prozent geben zu, dass sie gegenüber dem Aufsetzen des Outsourcing-Vertrags das damit verbundene Management vernachlässigten - und sehen in diesem Fehler die Problem-Ursache.

Es sind also nicht allein die Provider schuld daran, dass Ausgliederungen im Schnitt erst einmal 28 Prozent weniger einbringen als erwartet, und die Verträge häufig binnen 18 Monaten neu strukturiert werden.

Die Firmen versuchen gar nicht erst, ihren Partnern den Schwarzen Peter zuzuschieben. 63 Prozent nehmen bei den Providern keineswegs "unrealistische Vorstellungen" wahr. 47 Prozent wälzen die Schwierigkeiten nicht darauf ab, dass die Dienstleister Versprechen nicht erfüllt hätten.

"Entgegen der landläufigen Meinung fühlen sich viele Unternehmen mindestens genauso sehr verantwortlich für ihre eigene Unzufriedenheit mit Outsourcing-Beziehungen wie die Service-Provider selbst", sagt Bernd Schäfer, Managing Director bei TPI Deutschland.

Am Ende kassieren meistens die Provider mehr Geld.

Fast die Hälfte der Unternehmen bekennt eigene Unerfahrenheit beim Outsourcing-Management. 46 Prozent gelang es nach eigener Einschätzung nicht, eine passende Kontroll-Struktur zu implementieren. Mehr als ein Drittel versäumte, die Kontroll-Gremien regelmäßig einzuberufen.

Unternehmen scheuen den Provider-Wechsel

Dass den Providern die Schwächen der Firmen beim Vertrags-Management nicht verborgen bleiben, hat für manches Unternehmen ärgerliche Konsequenzen. Die Dienstleister erweisen sich in den Nachverhandlungen nämlich durchaus als zäh: Fast ein Drittel ihrer Auftraggeber empfand die eigene Position im Vergleich zur ersten Runde als schwächer.

Ein Trugschluss ist die Annahme, dass die großen Firmen ihre Provider mühelos wechseln und daraus Marktmacht ziehen. Die Regel ist, dass sie mit ihrem Dienstleister im gleichen Boot bleiben. Lediglich 18 Prozent holten vor neuen Verhandlungen tatsächlich andere Angebote ein, obwohl immerhin 42 Prozent dies zeitweilig in Erwägung gezogen hatten. Nur 13 Prozent gliederten die zuvor ausgelagerten Dienste wieder in ihre Firma ein.

Die Sourcing-Analysten von TPI fanden nach den Worten Schäfers heraus, "dass Alternativen zum bestehenden Vertragspartner zwar oft attraktiv erscheinen, die Belastungen im Zusammenhang mit einem solchen Wechsel jedoch beträchtlich sein können."

So verwundert es nicht, dass die Provider in 46 Prozent der Fälle eine längere Vertragslaufzeit und in knapp 60 Prozent der Fälle ein größeres Volumen aushandeln konnten.

TPI schreibt den Unternehmen ins Stammbuch, dringend ein besseres Verhandlungsgeschick zu entwickeln und sich aktiv nach alternativen Partnern umzuschauen, bevor das Feilschen in die nächste Runde geht.

56 Prozent der Neuverhandlungen erwiesen sich als effektiv

Vielleicht das größte, weil unter diesen Umständen überraschende Trostpflaster: Letztlich gaben doch 56 Prozent der Unternehmen an, die Neuverhandlung der Verträge habe sich als effektiv erwiesen. 21 Prozent wollten sich zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Urteil erlauben.

TPI befragte für den Report "Restructuring Outsourcing Agreements: An Indication of Failure, or a Tool to Increase Value?" 40 große Unternehmen aus Europa und Nordamerika.