Blackberry-Alternativen

Push-Technik haben auch andere

06.06.2005 von Klaus Manhart
Kein Zweifel: Der 1999 gestartete Blackberry ist eine der wenigen IT-Erfolgsgeschichten der letzten Jahre. Den kleinen Handheld nutzen inzwischen mehr als drei Millionen Anwender bei rund 40.000 Installationen weltweit. Aber auch die Konkurrenz bietet vergleichbare Geräte mit Push-Technik an.

Die kanadische Firma Research in Motion (RIM) hat die Mini-Tastatur des Blackberry zwar patentieren lassen. Der Erfolg des Handhelds lässt sich jedoch nur schwer erklären mit Tasten, auf die kein normal großer Finger passt. Was den Blackberry für viele Unternehmen interessant macht, ist die Auslieferung von E-Mails im so genannten Push-Verfahren. Via GPRS ist der Funkorganizer "Always On", also ständig mit dem Firmenserver verbunden. Mails laufen automatisch auf dem Mobilgerät ein, der Nutzer muss sie nicht aktiv durch Einwahl in den Unternehmensserver abfragen. Die regelmäßige - oft vergebliche - Abfrage des Mail-Accounts erübrigt sich damit.

Damit dies funktioniert, prüft ein Blackberry Enterprise Server im Unternehmen ständig die Postfächer des Nutzers auf dem Mail-Server. Trifft eine neue Mail ein, sendet er diese verschlüsselt an den Handheld. Mail-Anhänge bleiben dabei vorerst auf dem Server. Erst wenn der User die Attachments anfordert, konvertiert der Blackberry-Server sie in ein handliches Format und überträgt sie. Dieses proprietäre Modell hat entscheidend zum Erfolg beigetragen, obwohl inzwischen eine Reihe von Alternativen existiert. Diese Alternativangebote bieten bessere Erweiterungsmöglichkeiten, höhere Flexibilität oder geringere Kosten, heißt es in einer Studie des Beratungshauses Berlecon.

Alternativen zur RIM-Lösung lassen sich danach unterscheiden, wie stark sie das Blackberry-Modell nachahmen. Der RIM-Lösung am nächsten kommen Mobile-Middleware-Spezialisten. Sie verwenden wie Blackberry eine Architektur, bei der die Daten vom Mail-Server über eine zentrale Middleware à la Blackberry Enterprise Server an die Endgeräte gelangen. Mobile-Middleware-Spezialisten wie Extended Systems, iAnywhere, Infowave und Intellisync schlagen genau in diese Kerbe. War bei diesen Anbietern Mobile E-Mail bislang Bestandteil komplexer und hochpreisiger Mobile-Middleware-Plattformen, bieten diese nun - aufgescheucht vom Erfolg von Blackberry - Mobile Mail als eigenständige Lösung an.

So hat beispielsweise Intellisync mit dem "Email Accelerator" eine eigene Push-Lösung im Programm, mit der über die Middleware Platform verschiedene Endgerätetypen und Zugangsarten integriert werden können. Der Vorteil im Vergleich zu Blackberry: Die Bindung an eine Hardware entfällt, da alle Endgeräte mit Palm-, Microsoft- oder Symbian-Betriebssystem unterstützt werden.

Es geht auch ohne Middleware

Zwingend erforderlich ist Middleware zur Mail-Abfrage und Datensynchronisation allerdings nicht. Auf die Unternehmensserver lässt sich auch ohne Umweg zugreifen. Dies machen sich insbesondere kleinere Anbieter von Endgerätesoftware zunutze. Good, Seven, Smartner, Space2Go, Visto und Weblicon vertreiben Programme, mit denen der Mail-Server über standardisierte Protokolle wie IMAP und POP3 direkt abgefragt wird. Anders als RIM, aber analog wie Middleware-Plattformen unterstützen sie bereits etablierte Endgeräte und setzen auf reine Softwarelösungen. Vermehrt werden auch Push-Dienste angeboten - so etwa von der Berliner Space2Go, die eine offene Push-Lösung für Symbian-Geräte entwickelt hat.

Als dritte Gruppe mischen Anbieter von mobilen Betriebssystemen im Blackberry-Markt mit. Das sind Firmen wie PalmSource und Symbian. Eine Ausnahmestellung hat dabei Microsoft inne, das mit Windows Mobile sowohl ein Betriebssystem für mobile Endgeräte als auch Groupware-Lösungen wie Exchange und Outlook anbietet. "Besonders die Windows-Mobile-Plattform ist eine Konkurrenz für Blackberry, weil diese einfach auf den Exchange-Server zugreifen kann", sagt Thorsten Wichmann, Analyst und Mitverfasser der Berlecon-Studie. Einen Push-Service bietet Windows Mobile von Haus aus allerdings nicht an.

Im Vergleich zu Middleware-basierten Ansätzen hat der direkte Zugriff auf den Mail-Server den Vorteil, dass keine zusätzliche Software benötigt wird. Damit sind die Anschaffungs- und Integrationskosten deutlich niedriger als bei Middleware-basierten Angeboten. Allerdings entfällt die Möglichkeit zur zentralen Administration der Endgeräte oder zur einfachen Anbindung der E-Mail-Lösung an weitere Anwendungen im Unternehmen. Der direkte Zugriff auf die MailServer ist zudem ein Sicherheitsrisiko.

Anders als Blackberry können alle Alternativlösungen auf verschiedensten Betriebssystemen und Endgeräten eingesetzt werden - egal ob Symbian-Geräte von Nokia, Sony Ericsson oder Siemens oder auf Windows-Mobile-Plattformen. So können bereits im Einsatz befindliche Endgeräte genutzt oder Geräte nach Nutzerbedürfnissen ausgewählt werden. Wegen der größeren Verbreitung der Standard-Betriebssysteme stehen hier auch wesentlich mehr Softwareanwendungen zur Verfügung. "Wollen Sie beispielsweise Ihren Außendienstmitarbeitern einen mobilen Zugriff auf das CRM-Systme geben, bieten Windows-Mobile-Plattformen derzeit noch mehr Möglichkeiten als Blackberry", sagt Berlecon-Analyst Wichmann. RIM bemühe sich stark, die Funktionalität in diesem Bereich auszubauen.

Billigere Lösungen reichen auch

Beim Push-Dienst hat immer noch Blackberry die Nase vorn. Unternehmen, die E-Mails immer auf den PDA geschoben haben wollen, sind mit einem echten E-Mail-Push-Dienst gut bedient. Der Push-Service ist allerdings ein wesentlicher Kostenfaktor. Wenn unterwegs nur ein bis zwei Mal am Tag E-Mails abgerufen werden sollen, genügt schon eine einfachere Lösung. "So einem Unternehmen ist mit einer Windows-Mobile-basierten Anwendung oder Palm-Applikation ausreichend geholfen", sagt Wichmann. "Mit geringeren Kosten als beim Abschluss eines Blackberry Push-Dienstes."