Kritik vom mittleren Management

Querdenker nicht gefragt

12.11.2010 von Christiane Pütter
Überlastung im Tagesgeschäft hindert Manager daran, neue Ideen zu entwickeln. Sie bemängeln außerdem: Firmen schaffen keine innovative Atmosphäre.
Coretelligence-Umfrage: Warum das mittlere Management keine Zeit für konzeptionelle Gedanken hat.
Foto: Coretelligence

Sie ersticken in Routine, müssen täglich allzu viele Informationen verarbeiten und können obendrein ihr Potenzial nicht einbringen - Fachbereichsleiter haben es schwer. Das geht zumindest aus einer Befragung des Beraters Coretelligence aus Bad Oeynhausen hervor. Daran teilgenommen haben 366 Manager der zweiten und dritten Hierarchiestufe.

Thema war die Frage, ob Fachbereichsleiter Zeit für konzeptionelle Gedanken haben. 41 Prozent sagen, dass sie dafür keine Zeit haben. Weitere 20 Prozent können sich "nur mit großen Einschränkungen" konzeptionellen Gedanken widmen.

Auf der anderen Seite meinen wiederum 17 Prozent, das funktioniere "gut mit gewissen Abstrichen". Immerhin rund jeder Fünfte (22 Prozent) attestiert seinem Unternehmen sogar "sehr günstige Voraussetzungen".

Die Autoren der Studie wollten wissen, woran der Blick über den Tellerrand scheitert. Ergebnis: Eine große Mehrheit fühlt sich durch das Tagesgeschäft zu stark belastet (70 Prozent) und muss zu viele Informationen bewältigen (65 Prozent). Doch die Antworten auf diese Frage offenbaren auch Kritik an der Firmenkultur: 58 Prozent erklären, neue Denkansätze würden bei ihnen "nicht honoriert". 53 Prozent geben an, im Jobumfeld herrsche "keine Denkatmosphäre".

Coretelligence-Umfrage: Welcher Nutzen entstünde, wenn Fachbereichsleiter mehr Zeit für Konzeptionelles hätten.
Foto: Coretelligence

Andererseits: Es liegt auch an den Befragten selbst. So erklären 41 Prozent, ihre Aufgabenstellung "verlange kein konzeptionelles Denken". Eigeninitiative? Daran denken sie offenbar nicht. 39 Prozent geben denn auch zu, konzeptionelles Denken sei nicht ihre persönliche Stärke.

Kritik am Arbeitgeber wird auch an einem anderen Punkt deutlich. Coretelligence fragte, welcher Nutzen entstünde, wenn die Studienteilnehmer mehr Denkräume hätten. 66 Prozent erklären, dann hätte ihr Job einen höheren Wertbeitrag. Was nahelegt, dass sie ihre Möglichkeiten derzeit nicht ausschöpfen oder zumindest glauben, das nicht zu tun.

Bessere Entscheidungen durch mehr Zeit zum Nachdenken

63 Prozent fügen an, dass innovativere Planungskonzepte möglich seien. Fast ebenso viele (62 Prozent) sind überzeugt, dass mehr Denkräume die Sicherheit von Entscheidungen steigerten. Jeweils 57 Prozent glauben, dass Probleme intelligenter gelöst würden beziehungsweise dass allgemein die Qualität stiege.